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Hochvogel (2594m)

Allgäuer Alpen


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Charakter: Alpinwandern
T4



Talort: Hinterhornbach, Hinterstein

Namensherkunft

"Sein Name deutet klar auf die Gestalt: ein Riesenvogel, der die Schwingen breiten will zum Höhenflug, ein Berg voller Ebenmäßigkeit." Georg Frey, 1966

Tatsächlich gleicht der Berg, gerade von Norden gesehen, einem Riesenvogel, der sich anschickt seine Flügel auszubreiten und abzuheben. Trotzdem hat die klare Form des Berges wenig mit dem zu tun, wie er zu seinem Namen kam. So soll der Berg, genauer gesagt sein direktes Umfeld, in früherer Zeit häufig für die Jagd herrschaftlicher Persönlichkeiten gedient haben.

Der Hochvogel dürfte also der Bereich sein, in welchem sich Adler und Geier (die es damals ja noch gab) aufhielten. So taucht die Bezeichnung Undervogel erstmals in einem Jagdbuch des Kaisers Maximilian um 1500 auf.

Wege und Pfade

Aus dem Tal ist er beinahe unsichtbar, lediglich auf einer kurzen Strecke zwischen Stanzach und Elmen kann man einen Blick auf den Felsgiganten werfen. Fährt man jedoch die etwa 7 Kilometer lange Straße von Vorderhornbach ins Hornbachtal zum Ort Hinterhornbach, so thront die eindrucksvolle Berggestalt in nördlicher Richtung über dem kleinen Dörfchen und ist nicht mehr zu übersehen.

Der Hochvogel ist eine der markantesten Gestalten der nördlichen Allgäuer Alpen und, im Gegensatz zu den Tälern, von den meisten Bergen ringsum zu bestaunen. Über 500 Meter hohe Felswände gegen Nordosten und 350 Meter im Süden verleihen dem Hochvogel sein imposantes Aussehen, welches sich allerdings durch die enorme Brüchigkeit des Hauptdolomitgesteins stetig verändert.


Vom Prinz-Luitpold-Haus zum Gipfel

Von dem über dem kleinen Hochsee gelegenen Prinz-Luitpold-Haus geht es an vielen kleinen Quellen und Bachläufen gegen Süden hinauf in das breite Kar des "Oberen Tals". An

der Hochvogel aus der Vogelperspektive
einer Geländestufe links des auslaufenden Gratrückens des Weitalpkopfes über Schutt durch das obere Kar hin an die Felsen der Kreuzspitze. Drahtseilgesichert durch die Felsen auf dem Klettersteig knapp unterhalb der Kreuzspitze vorüber (I+) und in den Sattel der Kaltwinkelscharte hinab.

Aus der Scharte über teils feuchte und plattige Felsstufen zu einem markanten Felskopf. Rechterhand um diesen herum gelangt man über die sogenannte Schnur, ein waagrechtes überdachtes Felsenband, zum schuttreichen letzten Gipfelaufschwung. Mehrere Felsstufen (I) und sehr viel Geröll führen zum von einem breiten Riss durchzogenen Gipfelplateau.

Von Hinterhornbach über den Bäumenheimer Weg - wegen massiver Felssturzgefahr gesperrt!

Von Hinterhornbach hinauf zu den kleinen, nicht bewirtschafteten Schwabegg-Hütten (1.696m). An den Hütten vorüber, führt der Steig durch Latschengassen hinauf zum Ausläufer der Ostflanke des Berges. Hier gabelt sich der Weg. Nach rechts würde man über den Fuchsensattel (2.039m) in den sogenannten "Kalten Winkel" und die Kaltwinkelscharte (2.283m) gelangen. Nach links zieht der "Bäumenheimer Weg" unter den Südostabstürzen des Hochvogels durch das Roßkar hindurch.

Nach der Querung des breiten Geröllfeldes zieht der Steig in einigen Serpentinen steil über Schutt zu den ersten Schrofen hinauf. Hier erfolgt dann quasi der eigentliche "Einstieg". Die Schwierigkeit hält sich im unteren Bereich in moderatem Rahmen. Immer direkt am Südgrat entlang steigt man bis unter eine senkrechte Felswand und in einen Kamin ein (Steinschlaggefahr!).

Durch die Schichtung des Berges sind viele Rippen und Felsstufen zu ersteigen. Immer wieder wird eine Stufe genommen um dann beinahe waagrecht zur nächsten Aufstiegsmöglichkeit zu klettern. Drahtseilsicherungen sind nur selten angebracht und der Wegverlauf ist teils luftig, überschreitet aber den Schwierigkeitsgrad I+ nicht.

Geschichte und Sonstiges

Durch die relativ leichte Erreichbarkeit des Berges wird von einer recht frühen Ersteigung durch einheimische Hirten oder Jäger ausgegangen. 1832 soll ein gewisser Trobitius den Gipfel erstiegen haben, eine bekanntere Begebenheit stellt die Übernachtung des Bergpioniers Hermann von Barth im Jahre 1869 am Gipfel des Hochvogels dar.

Ein viermotoriger Bomber der amerikanischen Besatzungsmacht war am 14. Dezember 1945 mit sechs Besatzungsmitgliedern an Bord von St. Trond (Belgien) aus zum Flugplatz Lechfeld (zwischen Augsburg und Landsberg) aufgebrochen. Vermutlich hatten die Piloten bei schlechtem Wetter Orientierungsschwierigkeiten, denn die Maschine sollte ihr vorgesehenes Ziel nie erreichen: sie zerschellte am Westhang des Hochvogels.

Der Berggeist am Hochvogel

Seit jeher war ein gewaltiges Klopfen und Hämmern im Bergesinneren zu vernehmen und ließ die Leute ein emsiges Venedigermännle vermuten, welches die Schätze des Berges ausbeutet. Aber der Berggeist ist für das Hornbachtal kein Glück. Mutwillig und boshaft sei er, sodass man ihm nicht wohlgesonnen sein könne. Erfahrene Lechtaler Wanderarbeiter gaben ihm den Namen "Kobold", andere hielten ihn für ein "Klopferle" - einen schwarzen Zwerg, oft auch in rauer Wurmgestalt - der durch sein Klopfen die Menschen ängstigte.


Felsstürze

- aus der Hüttenchronik des Prinz-Luitpold-Hauses vom 27. Mai 1935:
"Die südwestliche Gipfelkante des Hochvogels wies von alters her in der westlichen Flanke einen senkrechten Riß auf. Die Ursache dieser Spaltung liegt wohl in der überhängenden Schwere eines Teiles der oberen Südwand, die ihre gelben Felsen über den Wandsockel hinaus ins Weittal reckt.

Eine innere Bewegung der etwa 80m hohen abgetrennten Wand konnte ich bereits früher, gelegentlich eines Durchstiegsversuchs dieser Wand feststellen. Ferner im oberen Teil des Hauptspaltes frisch gebrochene eingeklemmte Blöcke, an denen zu erkennen war, dass sie ihre Lage erst in jüngster Zeit eingenommen hatten. Bei einem allfalsigen Niedergang der Gesteinsmassen waren jedoch weder Leben noch Gut oder Wege gefährdet, deshalb wurde nichts weiter unternommen.

Die erste Kalbung erfolgte bereits im September 1934, während ich mit einer Partie auf dem Gipfel des Hochvogels war. Wir bemerkten nichts weiter als entfernten Donner und darauf eine gelbe, nach Schwefel stinkende Wolke, die sich um den ganzen Gipfel legte. Ich ahnte sofort, was los war, und verfolgte, nachdem sich die Staubwolke verzogen hatte, von oben den Verlauf der Steinlawine. Sie nahm den erwarteten Weg, ohne zu schädigen, wie auch die am 27. 6. 1935 erfolgte große Kalbung, bei der tausende von Kubikmetern Fels abgingen und in die riesigen Bachschluchten des Weittals hinabstürzten."




1950 - invalide, hochvogel, gipfelstürmer, krücken, bäumenheimerweg, gipfel, schneemassen, eiserner willen





Ansichten






Chronologischer Verlauf der Wandabsenkung der Hochvogel Südflanke in Bildern



Herzlichen Dank an alle die das Bildmaterial beisteuern bzw. beigesteuert haben!


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