Berge & Hütten » Lechtaler Alpen » ThanellerThaneller (2341m)
Lechtaler Alpen
Charakter: anspruchsvolles Bergwandern
T2-3Talort: Berwang, Heiterwang
Namensherkunft
aus: Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 26. Juli 1926
eine Schwebebahn auf den Thaneller?
"...Jedem Fremden, der nach Reutte kommt oder den Plansee besucht, fällt der freistehende schöne Berggipfel im Süden auf. Flugs wird irgend eine Karte herausgezogen und nachgesehen. Ach, das ist der „Thaneller". Fragst du ein Kind, wie wohl dieser Berg heiße, so lautet die Antwort: „Thaneller". Manchmal kann man auch die Form „Tanelle" oder „Tanella" hören. In Heiterwang ist seit neuestem ein Gasthaus und Pension: „Taneller".
Da ich gerade am Fuße dieses Berges, wohne und schon oft von seiner Spitze aus den herrlichen Rundblick genossen habe, der jener des Zugspitzes kaum nachsteht, wird man es begreiflich finden, wenn ich gar so gerne die Deutung dieses Namens wüßte. Ist der Name deutsch oder romanisch oder gar keltisch?
Ich wäre ohne weiteres geneigt, eine deutsche Auslegung zu suchen. Beim Forschen nämlich nach Flurnamen kam ich zur Einsicht, daß wohl alle Flurnamen im Gebiete von Heiterwang deutsch sind. Sollte da der „Thaneller" eine Ausnahme machen? Das ist nicht wahrscheinlich. Trotz der ganz undeutschen Form „Thaneller" vermute ich doch eine deutsche Bedeutung darunter. Aber was für eine? Als gebürtiger Zwischentorler habe ich schon seit meiner Jugend mich nie befreunden können mit der Schreibweise dieses Namens in den verschiedenen Karten und habe mich oft weidlich geärgert über die Sprechweise der jungen Leute, die leider in den Volksschulen eben durch derartige Karten veranlaßt und vorgetragen wird. Einen Berg sollte man, meine ich, so benennen, wie das Volk, die Leute, namentlich die alten Leute ihn nennen und aussprechen. Danach müßte sich ein Kartenschreiber richten; es wäre verkehrt, die Aussprache einzurichten nach dem, was geschrieben oder gedruckt wird. Ein deutliches Beispiel falscher Benennung haben wir, glaub ich. in dem nahe gelegenen „Zingerstein" bei Bichlbach.
In allen Karten finden wir eingedruckt „Zingerstein". Und doch spricht kein Mensch in ganz Zwischentoren so, abgesehen etwa von einigen Kindern, die den Namen in der Schule so gelernt. Dieser Felszack im Kohlberg, der übrigens nicht etwa die höchste Erhebung bezeichnet, wird vom Volke „Ziegerstein" geheißen. Zieger bedeutet Topfen. Da der Zieger hierzulande zu sogenannten „Nuenzen" mit ausgesprochener Kegelstutzgestalt geformt wird, erklärt sich auch leicht, wie jener Fels „Ziegerstein" genannt werden konnte. Er hat, vom Bichlbach aus gesehen, aber schon ganz genau die Form eines „Zieger"-Nuenzens. Wie aus „Ziegerstein" Zingerstein werden konnte, kann man nicht verstehen, vielleicht durch ein Versehen des Kartendruckes, der das „e" für ein „n" las und druckte.
Aus diesem Beispiele sieht man, daß zur Erklärung eines Namens nicht die Schreibweise maßgebend sein kann, sondern die Sprechweise des Volkes, namentlich
der alten Leute. Für unseren Berg nun lautet die Aussprache, die ich in Berwang, Bichlbach, Lehn, Heiterwang sehr oft abgehört habe: Turnelle oder auch mit zurücktretendem „r": Tunelle, der bei fast verschwindendem „r": Tunnelle! Was mag das heißen: Ich kann es nicht erklären. Es fehlen mir auch alle notwendigen Voraussetzungen und Kenntnisse, die zur Erklärung von Namen erforderlich sind. Aber vielleicht kommen diese Zeilen einem gelehrten Fachmann unter die Augen, der sich dadurch veranlaßt sieht, eine gute und haltbare Deutung des Namens Turnelle zu geben. Für die Heimatkunde und für alle, die sich in der Schule damit befassen, wäre damit ein wertvoller Beitrag geleistet.
A. K.
Wir haben vorstehenden Artikel unserem Mitarbeiter Dr. K. L. vorgelegt, der seine Ansicht dahin ausspricht, daß sich bezüglich des Namens (der in seiner Jugend von Greisen jener Tage immer nur Turnelle gesprochen wurde) etwas Sicheres so lange nicht werde sagen lassen, als nicht alte Schreibformen vorliegen. Der bisher älteste (Thaneller) finde sich eben erst auf Peter Anichs Karte von 1776. Nach solchen ist in den alten Ernbergischen Forst- und Waldbereitungen zu suchen.
Eine Deutung aus unserer Sprache scheint nicht möglich zu sein, denn die versuchte vermag die Stammsilbe nicht befriedigend zu erklären, Küblers Deutung aus Fontanella befriedigt gleichfalls nicht, wenngleich die Endsilbe romanischem Wortschätze angehören wird, wo zu er auch noch Gürt und knapp vor der Grenze Lasalt (oder Roßalt) zählt. Keltisch dürfte er noch weniger sein. Es ist ein Fehler, in heimatkundlichen Arbeiten, gleich mit den Schwestern (das sind die Namen und Unsichersten) zu beginnen...."
Geschichte und Sonstiges
Laut dem 'Illustrierten Führer durch Tirol und Vorarlberg' von Julius Meurer aus dem Jahr 1883 befand sich einst ein Pavillon auf dem Gipfel des Thanellers.