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Mange Tritt


Mange Tritt


Dort, wo der Lech kurz vor seinem Austritt aus Tirol zwischen steilen Felsen nur ein schmales Bett findet, predigte der hl. Magnus einst das Evangelium, als ihn ein großer Drache feuerschnaubend verfolgte. Da sprang der Heilige flüchtend über die tiefe Schlucht auf das andere Ufer, so daß sich die Spur des Mannes in den Felswänden eindrückte. Noch heute ist diese Fußspur im Felsen zu sehen, der das Volk den Namen Mangtritt gab.


Abschrift aus einem historischen Werk
"Da wo die Fluthen des Lech - bereits in der ältesten Landessprache Lycus, der Reissende genannt - ihre Felsenwiege verlassen und sich ins Flachland ergiessen, mochte schon in den Tagen der Römerherrschaft auf dem letzten Vorsprunge der Berge eine Warte gestanden haben, erbaut zum Ausblick in die Ebene und von ihrer Lage ad fauces alpium genannt, eine Benennung, die sich allmählich im germanischen Munde in Füssen umgestaltet. Der Völkersturm hatte die Römerwarte gebrochen, der Name aber ist geblieben bis auf den heutigen Tag.

Während nach den furchtbaren Fluthen der Völkerwanderung, die allen Glanz und alle Herrlichkeit der alten Welt, welche sich ja auch über die Alpen herüber verbreitet, beinahe spurlos hinweggeschwemmt hatten, das bojoarische Flachland zwischen Lech und Enns wieder in freundlicher Blüthe sich entfaltete, starrte hinwider dem einsamen Wanderer noch finster und wüste das alemanische Hochland zwischen Bodensee und Lech entgegen. Die früheren Römersitze lagen in Trümmern, die alten Heerstrassen, von Unkraut überwuchert, waren öde und verlassen, nur selten wohl von dem scheuen Fusse eines einsamen Wanderers betreten, alle Cultur verschwunden, und undurchdringliche Wälder, gifthauchende Sümpfe deckten wieder weitumher alles Land, in dem nur reissende Thiere und giftiges Gewürm von ungewöhnlicher Grösse und Gierigkeit hausten. Ein ungeschlachtet wildes und gewaltthätiges Geschlecht lag mit diesen eigentlichen Herren der Gegend im steten Kampfe um die spärlichen Wohnsitze, die es in jenen Götzendienste, der aus dem Bodensatze des alten keltischen, römischen und germanischen Cultus sich gestaltet hatte.

So waren im Beginn des siebenten Jahrhunderts diese Lande beschaffen, als sie ihr künftiger Apostel Magnoald, im Volksmunde Sanct Mang genannt, zuerst betrat.



Magnoald führt die halbwilden Bewohner in ihr Glück
im Hintergrund die Gestalt des Säulings; Bild: Frank
Wie so viele unserer ersten Glaubensboten war auch Columban aus 'der Wiege der Heiligen', wie die kleine schottische Insel Jona mit Recht hiess, nach Deutschland gewandert. Hier gründete er seine erste Ansiedlung in dem noch heute blühenden Mehrerau nächst Bregenz. Sein Schüler Gallus rodete mit Hilfe zweier edler alamannischer Jünglinge Magnoald und Theodor das Thal der Steinach. Bald fanden sich mehr und mehr Brüder ein, und so entstund das für die Wissenschaft so hochverdiente berühmte Kloster, welches bis auf diesen Tag den Namen des Stifters, St. Gallen, trägt. Magnoald aber, den die Legende als kühnen Jäger und wohl kundig der Beschaffenheit und Kräfte der Kräuter schildert, fand hier sein Bleiben nicht. Schon der Meister hatte ihm und Theodor geweissagt, dass sie dereinst das Ziel ihres Lebens in den östlichen Gauen an den julischen Alpen hin finden würden. Dieser war nun hochbetagt gestorben, und kurz nach seinem Tode zerstörten Neid und Eifersucht der benachbarten Landesherren Galls blühende Stiftung.

Jetzt verliessen die beiden Freunde, mit Columbans Stab ausgerüstet, welchen Magnoald selbst von seinem Grabe zu Bobbio über die Alpen herüber geholt hatte, ihre stillen Zellen und wanderten, geführt von Tozzo, einem jungen, eingeborenen Priester, der sich ihnen treulich anschloss, hinab an den grossen See zu den Ruinen des alten römischen Brigantium. Von da gelangten sie über das Waldgebirge, immer der Sonne entgegen, an einen breiten Fluss und längs diesem hinab zu einer anderen römischen Trümmerstätte. Tozzo nannte sie Campidona, d. i. Kempten, den Fluss die Hilara, drängte aber vorüber, weil die Ruinen der Hauptsitz gefährlicher Räuber seien, die hier an der von Italien heraus nach dem noch immer blühenden Augsburg führenden Heerstrasse auf ihre Beute lauerten. Das gerade reizte den muthigen Magnoald, kühn trat er an der Spitze der hartbedrängten Landleute dem Führer jener Bande entgegen, erschlug ihn im ritterlichen Kampfe und vertrieb die Räuber aus der Gegend. Vergebens suchten ihn Jene durch den Reiz der Herrschaft festzuhalten. Der muthige Glaubensbote sprach: 'Gott hat mich bis hierher geleitet, aber eine innere Ahnung führt mich an den Lech hinauf, an einen Ort der Fauces heisst, dahin wo die Wasser des Stromes hervorbrechen aus den julischen Alpen und wo einst der vom Teufel besessene Drache - wohl gleichfalls ein gefürchteter Räuber jener Gegend - dem frommen Bischof Narcissus erliegen musste. Diesen Ort will ich dem Dienste des Herrn bereiten.' Eine mannhafte Schaar schloss sich an Magnoald, geleitet von dem der Gegend kundigen Tozzo, und zog aufwärts am linken Gestade des Flusses.

Unter manchfachen Abenteuern und Kämpfen, die der tapfere Magnoald meist persönlich und allein bestund - die Legende schildert sie ausführlich und kleidet sie in das romantische Gewand von Kämpfen mit Drachen und anderen Ungeheuern - gelangten sie endlich an die Stelle, wo sich die alten Heer- und Handelsstrassen kreuzten, und wo die Zwingherrn mit starkem Balkenwerk die Reste römischer Mauern und Thürme wieder zu einer festen Burg verbunden hatten. Magnoald liess diese nach mehreren muthig abgeschlagenen Stürmen endlich um Mitternacht durch Brandkugeln in Flammen setzen. 'Es war als ob Engel des Himmels mit feuersprühenden Geisseln in die Rotte geschlagen; ihre verbrannten Leichname beschien die aufgehende Sonne.' Die Stätte ward gereinigt, die Burg wohl besetzt. Ein Kirchlein aber mit einigen Zellen daran - die spätere Abtei St. Mang - erbaute der Gottesmann zwischen dem Castell und dem Felsengestade des Lech. All dieses geschah im Jahre 630.

Von hier aus, wo er endlich seinen bleibenden Wohnsitz genommen, sorgte Magnoald für den Unterricht und die Erziehung der Jugend, für gute Schulen und für Verbesserung des Lebensunterhaltes bei dem gutmüthigen aber halbwilden Volke. Auf einer seiner einsamen Wanderungen am Fusse des Säuling betete er inbrünstig, dass Gott den vielen Armen des Gaues einen Erwerb bescheren möge. Und siehe da, ein in zottige Felle gehüllter Bergmann tritt zutraulich an ihn heran und zeigt ihm im Fusse einer weitschattenden Tanne Spuren von Eisenerz. Hocherfreut über diese Gnade des Himmels sendet Magnoald seine Leute aus, und lässt die ersten befriedigenden Proben des Erzes in's Kloster bringen. Nun werden Wege angelegt, Hütten gebaut, Schächte abgeteuft und so das Bergwerk am Säuling eröffnet, das der ganzen Gegend reichliche Nahrung gewährte. Bis an's Ende des siebzehnten Jahrhunderts war es im Betriebe, aber mit der Zeit erschöpft, ist jetzt selbst das Andenken an diesen Segen des Himmels in der Gegend erloschen.

Andauernde Fieber, in der sumpfigen Gegend wohl erklärlich, hatten die Gesundheit des kräftigen Mannes erschüttert, und so schied er nach sechs und zwanzigjährigem Wirken in seinem Kloster in einem Alter von drei und siebzig Jahren aus diesem Leben. Wenn die Kirche unter ihre Heiligen Männer und Frauen zählt, die oft unter den härtesten Martern ihr Blut und Leben für den Christen-Glauben opferten, die in die entferntesten Gegenden und unter den grössten Gefahren das Wort Gottes predigten oder freudig allen Glanz und alle vermeintliche Freude der Erde hingaben für die unverwelkliche Palme des Himmels, so ist es gewiss billig, dass sie auch einen Mann in den Reihen aufnahm, dessen ganzes Leben nur dem einen Zwecke gewidmet war, in wahrhaft christlicher Weise zum geistigen und leiblichen Wohle seiner Mitmenschen zu wirken."


Ein Auszug aus dem Werk "Geographie und Geschichte von Tirol" des Autors Augustin Scherer von 1860:
"...der hl. Gallus zog in die Schweiz und gründete dort das Kloster St. Gallen. Der hl. Magnus aber zog durch das Lechthal und erbaute dort hart an der Grenze Tirols ein Kloster zu Füßen, wo er durch Heiligkeit und Wundergabe leuchtete. Durch diese Klöster wurde nun das Christenthum vorzüglich in Vorarlberg und im Lechthale ausgebreitet..."


Elbigenalp
elbigenalp, pfarrkirche

Hochwasser 1937
ehrwald, hochwasser, 1937

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Schloss, Landeck, Parseierspitze


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