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Mattle Nikolaus

Mattle Nikolaus, Grän

Geburts-, Wohn-,
Arbeits- oder Wirkungsort

Grän

Sterbejahr
1924

Pfarrer, Expositus

359


Ausferner Bote vom 4. Sep. 1924
"Grän, Am 22. d. M. starb nach kurzem Krankenlager unser alter Expositus Pfarrer Nikolaus Mattle im Alter von 83 Jahren. Er war der vierte in der Reihe der Seelsorger, als welcher er 43 Jahre hier selbständig wirkte. Seine Wiege stand in Ischgl (Patznaun) wo er im Apri 1841 geboren wurde. Nach Beendigung seiner Studien in Innsbruck, Brixen und Salzburg (Boromäum) wirkte er an verschiedenen Orten Tirols, so in Thauer, Oetz, Wängle bei Reutte, Pfunds und Hippach als Kooperator. Am 21. Nov. 1878 wurde ihm als Nachfolger des Josef Bader von Biberwier die Expositur Grän verliehen, die er bis Dez. 1921 als selbständige Pfründe inne hatte.

Unter ihm wurde die Kirche 1890 vom Historienmaler Kerle von Vorderhornbach und dem Dekorationsmaler Kärle von Weißenbach a. L. innen neu restauriert. 1900 erhielt dieselbe an Stelle des hölzernen Fußbodens einen Zementsteinbelag, 1902 einen Blitzableiter mit den Auffangstangen, 1903 wurde die Holzbedachung des Presbyteriums, durch ein Blechdach ersetzt. Auch das Chorgestühl sowie die Antipendien an den Seitenaltären verdanken seiner Anregung ihre Entstehung. Für die Andacht im Monat Juni ließ Expositus Mattle eine schöne Herzjesustatue vom Bildhauer Reichart in Hall anfertigen.

Nikolaus Mattle war ein Mann von großen geistigen Fähigkeiten, der ein klassisches Latein sprach, außer auf theol. Gebiete sich auch in Geschichte u. Literatur vorzüglich bewandert zeigte und bis in sein hohes Alter geistig frisch und rege war. Sein ausgezeichnetes Gedächtnis bildete noch in den letzten Lebenstagen eine unerschöpfliche Fundgrube bei geselliger Unterhaltung. Die Folgen der Kriegs- und namentlich der Nachkriegszeit haben ihm physisch stark zugesetzt; er selbst hielt sich in den letztvergangenen Jahren nur mehr für eine wandelnde Ruine: Aber seine Psyche war bis zum letzten, leichten Todesröcheln ungetrübt und zeigte den Epikuräer.

Von der Anhänglichkeit der Bevölkerung an ihrem alten Herrn zeugte der großartige Leichenzug am 23. d. M. Vom ganzen Tale strömten die Leute herbei, um ihm mit den Gemeindeangehörigen das letzte Geleite zu geben und was von Sommergästen in Grän anwesend war, schloß sich dem Leichenzuge, wie in Grän in solcher Ausdehnung wohl kaum je geschaut, an, um ihren gern gesehenen Gesellschafter den schuldigen Tribut der Verehrung und Dankbarkeit zu zollen. Was die Gemeinde zum Schmucke desselben bieten konnte, ward aufgeboten; in der Beter frommes Wallen tönten die düstern Klänge des Trauermarsches und der ernste Choral der zum letzten Geleite herbeigeeilten zwölf geistlichen Mitbrüder. Als alten Herrn der Austria widmete ihm als Vertreter derselben Prof. Dr. Dengel am offenen Grabe ein kurzes tiefgefühltes Gedenken. Ein Berg von Kränzen, von seinen Seelsorgskindern, Freunden und Bekannten gespendet, überwölbt seine letzte Ruhestätte. Vor dem Sterbegottesdienst gedachte Hochw. Herr Dekan Schratz von der Kanzel aus den Verblichenen, der 46 Jahre in unserer Mitte geweilt und empfahl ihn dem Gebete der Gemeinde. - Nun ist es still geworden im Serail zu Gränistan, an dem sich so viele traute Erinnerungen knüpfen, er wird fortleben und wie der Name von Gräns ersten Seelsorger "Hans von Bühl" die Zeit überdauern."