Spielmann Josef
Geburts-, Wohn-,
Arbeits- oder Wirkungsort
Ehrwald
Sterbejahr
1925
Kunstmaler und Bildhauer
321
Aus: Ausferner Bote vom 24. Dez. 1925
Ehrwald. (Kunstmaler Spielmann †) Freitag abends hat sich Kunstmaler Josef Spielmann zur ewigen Ruhe niedergelegt. Ein langwieriges Magenleiden, von dem er heuer im September in Innsbruck durch Operation Erlösung suchte hat nun einem tatenreichen, vielgesuchten und immer beschäftigten Leben ein Ende gemacht. Obwohl er am 12 Jänner das 70. Lebensjahr erreicht hätte, hat ihm der Tod für viele all zu früh Pinsel, Hammer und Meisel aus der Hand gerissen, denn Herr Spielmann war nicht nur Maler, sondern auch Bildhauer u. Tischler, kurz ein Universalgenie. Und das alles ist er geworden aus sich selbst. Er war sich selbst Lehrer und Meister. Wenn man seine kleinen Arbeiten aus seiner Schulzeit ansieht verraten schon diese sein Talent. Aber dieses hat Herr Spielmann nicht vergraben im Sturme und Drange der Jugendzeit, wie so viele moderne Menschenkinder, sondern hat es ausgebildet durch unermüdliche Arbeit. Deshalb konnte er so vieles leisten, daß man staunen muß, daß das zwei Hände geschaffen haben. Nicht nur auf Feld
und Flur, Weg und Steg treten uns seine Bilder, Statuen und Kruzifixe entgegen, sondern auch die prächtigen Einrichtungen und Möbel vieler Häuser reden laut von seinem Schaffen und Können. Wohl am meisten lag ihm die Zier des Hauses Gottes am Herzen. So verdankt ihm seine Heimatkirche wohl fast den ganzen Schmuck an Malereien an Bildern und Statuen und nicht nur diese, sondern auch viele von Zwischentoren, wie Außfern überhaupt, aber auch im Inntale hat der nun in Gott ruhende Künstler so manche Kirche geschmack- und wundervoll restauriert. Bei ihm gab es keinen Achtstundentag, nein er hat den Löffel weggelegt, sein Tischgebet verrichtet und seine Tagesarbeit wieder aufgenommen. Deshalb wollte er auch keine Gesellen und Gehilfen, damit er arbeiten kann wie er will. Bei all seiner Arbeitslust und Arbeitsfreude hatte der gottbegnadete Künstler eine innige, kindliche Frömmigkeit. Man hat ihn beobachtet, wie er allein in der Kirche bei seinen Kirchenausmalungen immer vor dem Allerheiligsten im Tabernakel seine Kniebeugung machte. Wie hätte er sonst in seine Bilder, und Statuen diese Innigkeit und Anmut hineinlegen können, die uns hinreißt, zum frommen Gebete? Keiner, der ihn kannte, konnte ihm etwas nachsagen, nur Gutes hörte man von jedem. Und erst am Sterbebette! Diese Geduld im Leiden! Nie war ihm etwas zu arg und zu hart, selbst das Sterben scheint er sich härter vorgestellt zu haben. Immer lieb gegen jedermann hatte er noch ein Lächeln in letzter Stunde. Ja freilich, das Jesukind, das er im Leben geschnitzt, und die markanten Gestalten der Apostelfürsten Petrus und Paulus, zwei Gemälde des Verblichenen, werden ihm den Weg nach oben gewiesen haben. Von ihm konnte man wirklich sagen, er habe die Hand an der Arbeit, das Herz bei Gott. Seit den Achzigerjahren stand Herr Spielmann auch der hiesigen Pfarrkirche mit Rat und Tat als Kirchenprobst vor und einen Würdigeren hätte man wohl auch in der ganzen Pfarrgemeinde nicht finden können. Kurz, Josef Spielmann war das Muster eines Mannes und ein Vorbild für die Gemeinde wie sie die heutige Zeit zahlreich notwendig hätte. Dem entsprechend gestaltete sich auch sein Leichenbegängnis am Sonntag nachmittags. Die Bürgerkapelle geleitete den Sarg ihres lieben Mitbruders, der von sechs Mitgliedern der teilnehmenden Feuerwehr getragen wurde, unter überaus zahlreicher Teilnahme der Bevölkerung auch aus den Nachbargemeinden zum Grabe. Es war ein Leichenzug, wie ihn Ehrwald selten gesehen. Am Grabe hielt Hochw. Herr Pfarrer
eine tief zu Herzen gehende Grabrede, in der er seine guten Eigenschaften pries, ihm für all das getane Gute dankte und zum Schlusse um eine Beihilfe von oben für die Arbeit an der Jugend bat. Möge diese Ehrung des Verstorbenen seiner treuen, guten Gattin jetzigen Witwe ein kleiner Trost sein in dem harten Schlag, der sie getroffen.