"Schon im Alter von fünf Jahren träumte der Knabe, einstens Bildhauer zu werden, und dieses Verlangen wuchs von Jahr zu Jahr mehr, namentlich aber als seine Schuljahre zu Ende gingen. Diese Sehnsucht mußte Beyrer oft stark büßen: da sein Vater dem Vorhaben aus materiellen Gründen sehr entgegen war, wurde dem jungen Kunstbeflissenen sowohl das Zeichnen wie etwas in Holz schneiden bei strenger Strafe verboten. Endlich lief Beyrer im Alter von 13 Jahren von Hause fort und kam mit Hilfe eines Vetters 1853 als Schüler zu dem damals 70-jährigen Bildhauer Franz Xaver Renn in Imst …"
Geboren wurde Josef in Obergarten bei Lermoos als Sohn des Drechslers Josef Anton, was ihm wohl die Affinität zum Werkstoff Holz in die Wiege legte. Und trotzdem wuchs er in einem für ihr beengten Umfeld auf, das die künstlerische Begabung des Jungen unterdrückte. Er lief also von zu Hause weg um sich als Schüler des bekannten, bereits 70jährigen Imster Künstlers Franz Xaver Renn zu verdingen und sein Talent voran zu treiben.
So waren die drei Jahre bei Renn auch prägend für den Jungen, er betrachtete Imst gar als seine "zweite Heimat", wo er letztlich sogar seinen Lebensabend verbrachte.
Zunächst ging Beyrer jedoch nach München, wo er als 17jähriger Kunst-Neuling mit seinem Kumpanen Johann Nepumuk Petz - ebenfalls aus Lermoos stammend - seine ersten künstlerischen "Gehversuche" ausübte und Einzelfiguren und Reliefs aus Holz anfertigte, welche zum größten Teil nach Amerika verkauft und verbracht wurden.
Beyrer wollte eigentlich nach Amerika auswandern - was zu dieser Zeit unstrittig im Trend lag - jedoch bekam er massenweise Aufträge für seine Arbeiten.
1862 gründete er zusammen mit dem Steinmetzmeister Johann Schwarz in Kaufbeuren ein "Atelier für Altarbau und Kirchenrestaurationsarbeiten".
Ende September heiratete Beyrer sogar die Tochter seines Geschäftspartners und übersiedelte mit der frisch Angetrauten nach München, wo er auch für die nächsten 33 Jahren mit Maria Anna lebte und erfolgreich ein eigenes Atelier betrieb. Selbst Einladungen, als Kunstdozent an Schulen in Nürnberg oder Innsbruck zu agieren, ließ er fallen.
Trotzdem Beyrer München als geeigneten Arbeits- als auch Wohnort schätzte, übersiedelte er 1898 nach Imst.
Quellen:
Das Geistige Deutschland. Band 1. S. 50–51
Allgemeine Kunst-Chronik vom 1. Februar 1896
Das letzte Abendmahl