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Die Familie Pfaundler zu Sternfeld und Hadermur

Aus: Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 24. April 1928
wappen pfaundler
Wappen der Pfaundler von Sternfeld
Am Hofe des prunkliebenden Erzherzogs Sigmund des Münzreichen (1439—1490) lebte (1486) ein Hof-Trompeter namens Ulrich Phudler, der als Stammvater der Familie Pfaundler gilt. Ulrichs Sohn erhielt am 9. Dezember 1535 einen Wappenbrief. Seine Nachkommen widmeten sich in fünf Generationen der Goldschmiedekunst und waren auch Ratsbürger von Innsbruck. Eine Seitenlinie zog nach Füssen, wo Johann Pfaundler Bürgermeister wurde. Er hinterließ vier Kinder, von denen der Sohn Jo­hann Georg den Adel erhielt.

Johann Georg, Sohn des Johann, war am 25. Mai 1726 in Füssen geboren, war 25 Jahre kaiserlicher Verwaltungsbeamter, Kammergefällsdirektor in Hall und zuletzt erster Steueramtsadjunkt in Schwaz; er erhielt von Kaiser Franz am 19. September 1798 den Adelsstand mit dem Prädikate "von Sternfeld" und starb am 18. Juli 1803.

Johann Anton, Sohn des Johann Georg, war am 25. August 1757 in Reutte geboren, studierte in Innsbruck, beschäftigte sich mit Optik, Baukunst, Anatomie, trat 1777 beim Gubernial-Protokoll in Innsbruck in den Staatsdienst, wurde 1794 Kreisamtsadjunkt in Imst, 1804 Gubernial-Sekretär in Innsbruck und hier 1806 Rentmeister. Er betätigte sich eifrig als Kunstsammler, oblag selbst erfolgreich der Kunst des Pinsels und galt als Wohltäter aufstrebender Künstler Tirols. Von seinen eigenen Werken spendete er dem Ferdinandeum einen Kupido-Kopf und galt als guter Radierer. Er war zweimal verheiratet und starb kinderlos am 15. April 1822 in Innsbruck.

Alois, Sohn des Johann Georg, geboren 17. Oktober 1765 in Reutte, wurde am 22. August 1794 Kreisadjunkt in St. Lorenzen bei Bruneck. 1796 Schützenhauptmann in Enneberg, am 2. Oktober 1799 politischer Kommissär und kam am 28. November 1806 als Kreishauptmannschafts-Adjunkt nach Bruneck, wird dann als Rentbeamter (1808) dem Amraser Schlosse zugeteilt. Als der 1808 ernannte Naturforscher der Innsbrucker Universität, Josef August Schultes aus dem Schlosse Amras zahlreiche Raritäten "requirieren" wollte, wehrte sich Alois dagegen und rettete so viele wertvolle Stücke vor der Verschleppung. Im September 1808 wird Alois Finanzrat der Finanz-Direktion des Eisackkreises, kam aber anfangs 1809 wieder nach Innsbruck. Als nach der ersten Befreiung (12. April 1809) die Bauern die Rentei stürmen und plündern wollten, gelang es Alois, das Archiv und die Depositen durch sein beruhigendes Auftreten zu bergen. Am 28. September wird Alois von dem Kreuzwirt Martin Schenk dem Andreas Hofer als Finanzdirektor für Brixen vorgeschlagen, aber es kam nicht zur Ernennung. Am 15. November 1809 zog man Alois wegen seiner ausgezeichneten Geschicklichkeit und Sachkenntnis für die administrativen Finanzgeschäfte der Tiroler Finanzverwaltung heran, anfangs Dezember 1809 finden wir ihn aber schon wieder als Beamten des Landeskreis-Kommissariates in Brixen. Am 7. Oktober 1810 wird Anton Finanzrat mit 1800 Gulden Gehalt und leitet mit dem Direktor und zwei Finanzräten die Kreis-Finanz-Direktion Innsbruck. Er kommt dann auf kurze Zeit wieder nach Brixen und wird im September 1811 erster Finanzrat der Finanzdirektion Innsbruck. In einem Berichte des Oberlandes-Kommissärs von Roschmann vom Dezember 1813 rühmte dieser die rastlose Tätigkeit Alois v. Pfaundlers.

Am 13. Oktober 1818 wird er Staatsgüterinspektor und ging am 12. Juni 1822 in Pension. Seinen Ruhestand benützte er zu wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der Mineralogie und Geognostik, publizierte zahlreiche Abhandlungen in der Ferdinandeums-Zeitschrift und wurde Fachdirektor der Mineralien-Sammlung des Ferdinandeums. Er starb als Domänendirektor i. P. am 17. Juli 1847.

Georg Johann, Sohn des Alois, geboren 8. Dezember 1795, war Statthalterei-Archivar, verfaßte in den Jahren 1832 bis 1866 handschriftlich 6 Bände "Notizen über Familien- und Wappenkunde, Topografie, Kunst und Geschichte für Tirol und Vorarlberg". Er war vermählt mit Josefa Franzin von Zinnenberg zu Mareit und starb am 12. Februar 1876 in Innsbruck.

Anton, der letzte aus der Linie "von Sternfeld", starb am 12. Dezember 1895 in Wilten als Finanzwach-Oberaufseher.

Der zuerst genannte Johann Georg hatte noch Vettern, die 1798 nicht den Adel erhielten, aber den Stamm fortsetzten. Aus dieser Linie wird 1910 Leopold nobilitiert und zwar mit dem Prädikate "von Hadermur". Da die "von Sternfeld" 1895 im Mannesstamme ausstarben, führen die "von Hadermur" das gleiche Wappen, wie früher die "von Sternfeld". Aus dieser Linie stammen:

Johann Kaspar, Sohn des Josef Benedikt, geboren am 1. November 1766 in Reutte wurde in Innsbruck am 24. Juni 1794 Doktor der Rechte, dann Dikasterial-Advokat, beschäftigte sich mit Kupferradierungen, kämpfte am 2. April 1797 unter Philipp v. Woerndle in der Schlacht bei Spinges, stand hiebei 7 Stunden in feindlichem Feuer und erhielt für Tapferkeit die große Ehrenmedaille. Er starb am 19. März 1814 in Innsbruck an einem Leiden, das er sich bei dem Spingeser Gefechte zugezogen hatte.

Franz Karl, Sohn des Josef Benedikt, geboren am 24. Februar 1776 in Reutte, wählte den Priesterberuf und nahm vor der Priesterweihe (1801) an den Befreiungskämpfen 1797 teil. Wie sein Bruder Kaspar kämpfte er bei Spinges und schilderte in fesselnder Weise, wie sich im Laufe des Kampfes die Feinde in die Tiefe zurückzogen, wie die Tiroler ihnen folgten, wie das Gefecht zum Stehen kam und sich zuletzt um die Kirchenmauer des Dorfes konzentrierte. Franz Karl befand sich innerhalb dieser improvisierten Festung. Nach drei abgeschlagenen Stürmen zogen sich die Franzosen zurück, die Bauern stürmten ihnen nach. Franz wurde dann von den Franzosen gefangengenommen, aber im Austauschwege wieder freigegeben. Er war an verschiedenen Tiroler Pfarreien Seelsorger, so vom 6. Jänner 1818 bis 23. Dezember 1824 Pfarrer in Götzens und zuletzt Lokalkaplan in Dietenheim bei Bruneck, wo er am 25. August 1859 starb.

Ignaz, Sohn des Johann Kaspar, geboren am 31. Juli 1808 in Innsbruck, war zuerst Dikasterialadvokat in Innsbruck, dann Staatsanwalt, verfaßte eine Arbeit über "Hexen-Prozesse im Mittelalter in Tirol" (1843) und wurde schließlich Universitäts-Professor an der juridischen Fakultät in Innsbruck. Am 25. März 1848 zog er als Hauptmann einer aus Beamten, Doktoren und Praktikanten be­stehenden Studentenkompagnie gegen die bedrohte Landes­grenze; er starb am 28. März 1860.

leopold pfaundler
Leopold Pfaundler um 1880

meinhard pfaundler
Meinhard Pfaundler
Leopold, Sohn des vorigen, war am 14. Februar 1839 in Innsbruck geboren, wurde 1864 Doktor, im September 1867 Universitätsprofessor in Graz und Innsbruck, rückte 1859 als Freiwilliger mit der akademischen Legion an die südliche Grenze und 1866 mit der akademischen Freiwilligen-Kompagnie als Oberleutnant nach Italien (Cassaro); berühmter Physiker, erhielt 1910 anläßlich seiner Pensionierung den Adelstand und starb am 20. Mai 1920 in Graz.

Meinhard, Sohn des Leopold, geboren am 7. Juni 1872 in Innsbruck, Geheimrat und Univ.-Prof., berühmter Kinderarzt; wirkt in München.

Margarethe, Tochter des Leopold, geboren am 8. August 1870, vermählte sich am 4. Juni 1892 mit dem berühmten Kinderarzte Univ.-Prof. Dr. Theodor Escherich (gestorben am 15. Februar 1911) und lebt als Witwe in Wien.

Richard, Sohn des Leopold, geboren am 25. Jänner 1882 in Innsbruck, verfaßte 1919 eine verdienstvolle Schrift "Die Ansprüche Italiens auf Deutsch-Südtirol" und lebt als Ministerialrat des Finanzministeriums in Wien.

Hermann, Sohn des Leopold, geboren am 12. Dezember 1882 in Innsbruck, promovierte 1905 zum Doktor der Rechte, gab zwei Gedichtsbände und ein Drama heraus und lebt als Hofrat und Direktor der amtlichen Nachrichtenstelle in Wien.

Durchblättert man die von Leopold v. Pfaundler mit unendlichem Fleiße und liebvoller Pietät verfaßte Familienchronik, so findet man im Hause Pfaundler fast alle Berufe vertreten: Hoftrompeter, Goldschmiede, Richter, Finanz- und Statthaltereibeamte, Aerzte, Gelehrte, Advokaten, Ministerialbeamte, Schriftsteller, Künstler, Kaufleute und Offiziere, die sich in den Dienst ihrer Tiroler Heimat stellten. Das (ehem.) Tschurtschenthalerhaus, Ende der Museumstraße, das Haus Maria-Theresien-Straße 37, dann Museumstraße Nr. 25, schließlich das Pfaundlerhaus in der Meinhardstraße Nr. 5 und das Pfaundlerhaus in Piburg (Oetztal) waren die Familienhäuser der v. Pfaundler, die, seit 450 Jahren in Nordtirol ansässig, wohl zu den Urtirolern gezählt werden müssen.
Granichstaedten.


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