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Explosion im Elektrizitätswerk Reutte (1913)
Aus: Außferner Zeitung vom 18. Okt. 1913
Am 10. Oktober um halb 6 Uhr früh wurde das Elektrizitätswerk Reutte neuerdings von einem schweren Schicksalsschlage heimgesucht. Der diensthabende Hilfsarbeiter Hohenrainer wurde plötzlich von einem furchtbaren Krach und Aussprühen von Feuer- und Wassermassen unheimlich überrascht.
Es wurde nämlich aus bis jetzt unaufgeklärte Weise ein zirka 1 Meter 20 Zentimeter langes Stück Turbinengehäuse durch angeblich 10 Atmosphären Wasserdruck hinausgeschleudert, wodurch bis zur gänzlichen Absperrung der Rohrleitung sämtliche Maschinen bis zur Brusthöhe unter Wasser gesetzt wurden, was die natürliche Folge hatte, daß die anderen, unter Strom gesetzten Dynamos durch Verbrennung der Wicklungen defekt werden mußten. Dadurch war die Katastrophe besiegelt.
Das ganze Werk war stromlos. Freitag und Samstag waren die Konsumenten ohne Licht und Kraft, bis Sonntag früh, wo für Beleuchtungszwecke durch die nun ausgetrocknete unbeschädigte Dynamomaschine genügende Kraft abgesetzt werden konnte. Für Industriezwecke dürfte Ende dieser Woche die verbrannte Maschine durch Neuwicklung wieder hergestellt sein. Der Vorplatz des Maschinenhauses sowie ein Teil des Innern derselben gleicht einem durch Hochwasser überschwemmten Gebiete und bietet einen grauenhaften Anblick. Das Werk erleidet hiedurch einen namhaften Schaden. Ob ein Grund dieses Vorkommnisses konstatiert werden kann, ist sehr in Frage gestellt. Verschiedene Anschauungen treten allerdings zutage — aber Gewisses weiß man nicht und Gedanken sind eben zollfrei. Jedenfalls dürfte eine kleine Aenderung am rechten Flecke Platz greifen. Das Personal des Maschinenhauses ist gegenwärtig ohne einen einzigen geprüften Maschinisten.
Aus: Außferner Zeitung vom 18. Okt. 1913
Vorteil treibt' s Werk. Durch den plötzlichen Abbruch des elektrischen Stromes am 10. Oktober wurde auch die Aktienbrauerei Reutte in nicht geringe Mitleidenschaft gezogen, da selbe gerade im strengsten Betriebe stand. Der Weitblick des Herrn Direktors und Mitbesitzers Adler fand aber trotzdem einen günstigen Ausweg. Durch Verwendung und in Betriebsetzung des Brauerei-Lastenauto-Motors, welcher am Vorplatze zwischen Bahnhofstraße und Brauerei seine Aufstellung fand wobei das linksseitige rückwärtige Autorad mit dem Transmissionsriemen durch ein ausgebrochenes Fenster verbunden wurde, wodurch die Maschine wieder in tadellose Funktion gesetzt und großer Schaden abgewendet wurde.