Aus: Innsbrucker Nachrichten vom 4. Juli 1903
Vilsalpsee u. Tannheimergruppe / Blick vom Gaishorn (ca. 1905)
Ein freches Gaunerpaar wurde, wie aus Tannheim berichtet wird, in der letzten Woche auf dem 2370 Meter hohen Gaishorn verhaftet. Die beiden Brüder machten zuerst das Bad Oberdorf durch verwegene Einbrüche unsicher, u. a. entwendeten sie dem Drechsler Zeller eine Anzahl Uhren, Wertgegenstände und Schuhe. Dann, als die Gendarmerie ihnen auf den Fersen folgte, machten sie sich über die Berge auf die Flucht, um aber in Tirol gleich wieder zu stehlen. In Zöblen beglückten sie den Krämer und Weinwirt Dornacher, bei dem sie einen Diebstahl ausführten. Nun wurden auch die österreichischen Gendarmen auf die Spitzbuben aufmerksam und unternahmen eine Streife in die Berge, wo ihnen die beiden ganz zufällig ins Garn gingen. Auf der Willersalpe am Gaishorn entdeckte ein Älpler die Spur der frechen Kunden unter der Bergspitze und lootste sie auf schlaue Weise aus dem zerklüfteten Gestein, bis sie dem österreichischen Wachtmeister vor das geladene Gewehr kamen, der sie dann fesselte und, da die Festnahme auf bayrischem Gebiete erfolgte, der Gendarmerie Hindelang übergab, welche die Einbrecher auf Nummer Sicher nach Sonthofen brachten. Ein großer Teil der gestohlenen Sachen, wie eine Menge falscher Legitimationspapiere wurden ihnen abgenommen, und aus den Äußerungen, welche die sauberen Brüder machten geht hervor, daß sie schon noch Verschiedenes auf dem Kerbholz haben.
Vorerst ist ihnen das Handwerk gelegt, und dies dient den Oberdorfern zur Beruhigung.