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Zum 'lebenden' Hirschen (1926)

Aus: Ausferner Bote vom 15. Juli 1926
Wengle. Das heutige Gasthaus und Pension zum goldenen Hirschen in Wengle bei Bichlbach hatte früher die Bezeichnung zum lebenden Hirschen und war als Botengasthaus im ganzen Außfern bekannt. Durch das Fortschreiten der technischen Wissenschaften in Verbindung mit dem nie ermüdenden Erfindergeist des Menschen kamen wir in das Zeitalter der Elektrizität, das revolutionär über das Alte, Bestehende hinwegging. Der Bezirk Außfern, der bis dorthin nur mit Botenfuhrwerken mit dem übrigen Lande in loser Verbindung stand, bekam durch diese Umwälzung eine engere Verbindung durch die elektrisch betriebene Mittenwaldbahn, sodaß ein regerer Verkehr einsetzen konnte und damit die Botenfuhrwerke ihre Existenz verloren. Gleichen Schritt mit der Entwicklung der Technik hielt das Gasthaus und Pension zum goldenen Hirschen in Wengle bei Bichlbach, indem es im heurigen Frühjahr das ganze Haus einem Umbau und Neurenovierung unterzog.

Schon von weitem sticht die, in einem frischen Grün gehaltene Fassade mit ihren weißen Fenstern von den übrigen wohltuend heraus, kommt man dem Haus etwas näher, so bemerkt man an der Längsfront einen originell gemalten Fries, der den in Bichlbach stattgefundenen Musikwettstreit historisch festhält. Nicht nur das Humoristische, Originelle, sondern auch das Sittlichreligiöse kommt an diesem Hause an seiner Vorderseite in einem schön gemalten Marienbilde zum Ausdruck. So wie das Haus von außen mit seiner Fassade den Eindruck des behaglichen, anheimelnden macht, so sind auch die Räume im Innern des Hauses auf das freundlichste hergerichtet, insbesondere darf das Zirpelholz getäfelte, im alten Tirolerstil gehaltene Klub- und Fremdenzimmer als gut gelungen bezeichnet werden.

Die Fremdenschlafzimmer mit ihren weißlackierten Möbeln und die in satten Tönen gehaltenen Wände machen einen guten Eindruck, sodaß sich der Erholungsuchende in diesen Räumen wirklich wohl und wie zu Hause fühlen kann, was von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Daß die Küche unter der bewährten Führung der Frau Wirtin nur das Beste bietet, ist bereits eine bekannte Tatsache. Die verabreichten Weine kommen aus einem guten Keller und das Bier, welches von der Brauerei Reutte geliefert wird, steht den bayrischen Bieren in Geschmack und Bekömmlichkeit in nichts nach und wird auf dessen gute Lagerung im Gasthaus zum goldenen Hirschen in Wengle besonderer Wert gelegt. Kurz zusammengefaßt kann mit gutem Recht gesagt werden, daß hier Architekt (Baumeister Berktold, Reutte), Maler (der Besitzer selbst) und die Küche gut und harmonisch zusammenarbeiteten, sodaß dem Unternehmen ein guter Erfolg wohl zu wünschen ist. Am Sonntag den 18. Juli, nachmittags 2 Uhr findet unter Mitwirkung der Musikkapelle Bichlbach eine kleine Eröffnungsfeier statt, zu der aus nah und fern alles herzlich eingeladen ist.


der Gasthof zum goldenen Hirschen in Wengle bei Bichlbach - Verlag Josef Pösl (Karte gelaufen 1929)
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