Berge & Hütten » Tannheimer Berge » AggensteinAggenstein (1986m)
Tannheimer Berge
Charakter: anspruchsvolles Bergwandern
T3Talort: Grän, Pfronten
Namensherkunft
In frühesten Nennungen wird der Berg oft als Mackenstain oder auch Maggenstein bezeichnet. In der Karte Atlas Tyrolensis von 1774 nennt Peter Anich den Gipfel Naggestein.
Thaddhäus Steiner will in seinem Buch 'Allgäuer Bergnamen' ein im Deutschen untergegangenes Wort, jedoch im norwegischen Dialektwort erhaltenen
agge den Ursprung sehen. Agge würde somit als Zahn oder Zacken gedeutet.
Eine weitere Möglichkeit wäre das aus dem alemannischen herrührende 'Nägge oder Nagge', was Schnecke bedeutet. Betrachtet man nämlich den Aggenstein von Norden kommend, oder auch von Süden gesehen tatsächlich genauer, könnte man in seiner Form sehr wohl ein solches Tier erahnen.
Wege und Pfade
Pfrontner Hütte (1939)
am 'langen Strich'
Pfronten - Reichenbachklamm - Magnusacker - Langer Strich
Vom Liftparkplatz der Breitenbergbahn zunächst über Felder und Wiesen gegen Süden, dem Bachlauf des Reichenbachs zu, der auch über lange Strecken die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich bildet. Über teils rutschige Stege und Wege ins Innere der Klamm und steil über den im Westen begrenzenden Geländerücken hinauf zum Schlepplift im sogenannten 'Lauten Graben'. Von dort zum Magnusacker (Sattel zwischen dem Breitenberg und Aggenstein) und über den 'Langen Strich' und zuletzt über kettengesicherte Schrofen zum Gipfel.
Pfronten - Reichenbachklamm - Böser Tritt - Bad-Kissinger-Hütte
Wie schon zuvor beschrieben durch die Reichenbachklamm in den 'Lauten Graben' und hin zum Talschluss. Über eine Geländestufe (Böser Tritt) in den Sattel und kurz gegen Westen zu der
Bad-Kissinger-Hütte. Durch die Südflanke über Gras auf gerölligem Steig an die Schrofen heran und teils kettengesichert durch die Schrofen zum Gipfel.
Grän - Füssener Jöchl - Gräner Höhenweg - Bad-Kissinger-Hütte
Beliebt und häufig begangen ist der Gräner Höhenweg vom Füssener Jöchl kommend. Von dort zum Sefensattel aufsteigend, steigt man auf der anderen Seite wieder in das Sebental und zu den kleinen, gleichnamigen Hütten ab. Die Südwestflanke des Brentenjoches querend, gelangt man leicht ansteigend bald in den bereits zuvor beschriebenen Sattel und zu der Bad-Kissinger-Hütte. Zuletzt wie vorangegangen beschrieben zum Gipfel.
Grän - Bad-Kissinger-Hütte
Der Südanstieg erfolgt vom Hüttenparkplatz im Bereich Grän/Enge aus. Über Fahrwege und später auf einem geröllreichen Steig in den Tobel des Seebaches. Aus diesem heraus entlang einer südseitig ausgerichteten Geländekante in den Sattel östlich der Bad-Kissinger-Hütte. An der Hütte vorüber und wie bereits weiter oben beschrieben zum Gipfel mit Kreuz.
Pfronten (alter Grenzübergang im Engetal) - Adratsbachtal - Magnusacker - Langer Strich
Ausgehend vom Parkplatz am Adratsbach über Fahrwege und breite Fußsteige hinauf in den weitläufigen Wiesensattel (Magnusacker) zwischen Breitenberg im Norden und dem Aggenstein. An der Nordseite des Gipfelstockes des Aggensteins über den sogenannten 'Langen Strich' hinauf zu der Ostschulter. Danach kurz durch die kettengesicherten Schrofen hinauf zum Gipfelkreuz.
Erweiterungsmöglichkeiten
die Bad-Kissinger-Hütte
Breitenberg
Brentenjoch
Roßberg
im Winter
Eine Skitour verläuft vom Gräner Ortsteil Enge über die Südflanke zum Gipfel des Aggenstein, aufgrund der Exposition und der Steilheit des Geländes sind aber nur selten optimale Bedingungen anzutreffen und der Hang apert schnell aus.
Geschichte und Sonstiges
Aus: Innsbrucker Nachrichten vom 22. Juli 1929
Tödlicher Absturz vom Aggenstein
Am Samstag vormittags gegen 8 Uhr stürzte vom Aggenstein bei Vils, über den die tirolisch-bayerische Grenze führt, der verheiratete Tischler Josef Kustermann aus Kaufbeuren beim Edelweißpflücken tödlich ab. Seine Frau wurde bei dem Versuch, den Abgestürzten zu retten, erheblich verletzt. Ein weiterer Begleiter aus Kaufbeuren, der die Tour auf den Aggenstein mitgemacht hatte, brachte die Meldung von dem Absturz nach Pfronten.
Hoch droben auf dem Aggenstein, knapp unterhalb der Nordwand, haben die Venedigermännlein ein wahres Märchenschloss. Großteils unterirdisch angelegt, ragt doch ein Turm aus der Steilflanke. Das Schloss sehen kann aber nur alle sieben Jahre ein einziger Mensch, muss dann aber auch sieben Jahre darüber schweigen, sonst fiele er sofort tot um. Ein König im goldenen Gewand und mit langem Bart herrscht auf diesem Schloss und duldet im Gebiet des Aggensteins und bis über den Breitenberg hinweg keinen Übeltäter, der seine Schuld noch nicht gesühnt hat. Einmal hatte ein Pfrontener die Schuld eines Kindsmordes auf sich geladen und die Tat der Mutter in die Schuhe geschoben.
Eines Tages wollte er dann auf kürzestem Weg in das Tannheimer Tal hinüber gelangen. Da hielten ihn aber zwei Kapuzenmännlein fest und er kam nicht mehr vom Fleck, wenn er versuchte einen von ihnen zu schlagen oder zu treten, traf er dabei stets nur sich selbst. Da legten ihm die Männlein eine Binde um die Augen und führten ihn fort. Als sie ihm die Binde abnahmen, sah er sich in einem Gerichtssaal vor dem Venedigerkönig und seinen Schöffen. Allesamt hatten sie die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Vor dem Burschen aber stand ein Tischlein, auf welchem ein Spiegel lag. Da erhob sich der Richter und deutete wortlos auf den Spiegel - als der Gefangene in das silbern blinkende Glas sah erschrak er, denn aus dem Spiegel blickten die erstarrten Augen des toten Kindes auf ihn. Er versuchte den Blick abzuwenden, doch er konnte nicht. Da donnerte eine mächtige Stimme: "Schau nur was du verschuldet hast!" und das Spiegelglas gab die ganze Sache wieder.
Die Henker schleiften ein todbleiches Weib zum Richtblock und mit entsetzlichem Grauen im Blick erstarrte der Mann am ganzen Leib. Nur langsam wich die Starrheit in ein Zittern und Beben und alle Kraft wich aus seinen Gliedern. Die furchtbare Wahrheit erfasste ihn und im nächsten Augenblick sank er tot zu Boden.
Die Venedigermännlein aber lassen keinen Unreinen in ihrem Schloss und auf ihrem Berg. So trugen sie den Leichnam des Gerichteten zu Tal und legten ihn hinter der Friedhofsmauer ab. Erst sieben Jahre später erzählte der Mesner die Geschichte, denn er hatte mit eigenen Augen gesehen, wie die Venediger mit dem Toten den Berg herabgekommen waren.
Ansichten