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Loja-Kapelle

und ihre römischen Vorgängerbauten



Einsam steht die Loja-Kapelle auf der weiten Ebene rechts der Iller bei Zipfwang. Fast ein wenig verloren wirkt sie - und doch reicht die Geschichte ihres direkten Umfeldes beinahe 2000 Jahre in die Vergangenheit zurück. Der Kapellenneubau von 1956 steht nämlich genau an jener Stelle an welcher sich schon ein mittelalterlicher und römerzeitlicher Vorgängerbau befand.


die Loja-Kapelle


Kirche in Ried bei Ottackers
Der älteste Vorgängerbau stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, welcher erstmals im Jahre 1936 archäologisch ergraben und untersucht wurde. Weitere Prospektionen fanden 2013 statt. Ursprünglich waren die ersten Gebäude in Holzbauweise inmitten heute verlandeter Iller-Altwasserläufe auf einem hochwasserfreien Lehmrücken errichtet worden, später mit Steinen überbaut und einer typisch römischen Hypokaust-Fußbodenheizung ausgestattet. In der Zeit des 3. Jahrhunderts wurde dieses Gebäude in einen Tempel umgewandelt und damit erstmals einem sakralen Zweck zugewiesen. Weitere archäologische Untersuchungen ergaben, dass der antike Vorgängerbau als Teil einer römischen Villa Rustica inmitten mehrerer Gebäude (den Befunden zufolge sind es mindestens 9) und einer Umfassungsmauer angesehen werden kann.

gotisches Kreuz

dieses gotische Kreuz wurde der Sage nach im Bereich der
Loja-Kapelle aufgefunden - heute gilt es als verschollen
Mit zum Ensemble gehörte ein weiterer Steinbau, der etwa im 2. Jahrhundert entstand und später aber durch ein Feuer zerstört wurde. Aller Wahrscheinlichkeit handelte es sich hierbei um ein Badegebäude. Das Haupthaus maß etwa 20 x 20 Meter und verfügte über einen Innenhof sowie umlaufenden Räumen. Das Gesamtareal der Villa Rustica umfasste eine Fläche von mindestens 1,8 Hektar und ist im Vergleich zu anderen Ansiedlungen gleicher Funktion verhältnismäßig groß.

Im Mittelalter wurde exakt am Standort des römischen Tempels eine erste christliche Kapelle erbaut, die vermutlich im Kern auf das 15. - spätestens jedoch auf das 17. Jahrhundert zurückgeht und bis zum Jahr 1936 bestand. Sehr wahrscheinlich wurden die Abbruchsteine des römischen Baus für die Errichtung der mittelalterlichen Kapelle wiederverwendet. Der Sage nach sei in "unfürdenklichen Zeiten an jenem Ort eine Stadt gestanden namens Loia, welche später aber versunken war". In der Neuzeit hatte man bei der Bebauung der Äcker immer wieder Ziegelsteine gefunden, welche sich jedoch von den damals üblichen Steinen stark unterschieden. Auffällig ist aber vor allem der Standort der Villa, welche offenbar an keiner römischen Hauptverkehrsachse errichtet wurde, was eher ungewöhnlich ist. Das betreffende Gebiet gilt ansonsten als generell arm an römerzeitlichen Funden.

  • Sage von der versunkenen Stadt Loia



  • Quellen



  • Die Allgäuer Alpen. Land und Leute. - Max Förderreuther (1908)
  • Bodenradarprospektion ermöglicht Rekonstruktion der römischen Villa an der Loja-Kapelle in Sulzberg - Roland Linck, Jörg W. E. Faßbinder, Léa Front und Florian Becker (in: Das archäologische Jahr in Bayern - 2013)


  • Mittelmarkt Reutte
    reutte, gemeindeamt, kornhaus, mittelmarkt, linde, marktplatz

    Museum
    tannheim, heimatmuseum, kienzen

    im Obermarkt
    reutte, obermarkt, bezirkshauptmannschaft, gemeindeamt


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