Bereits vor etwa 120000 Jahren hatte sich das weltweite Klima soweit abgekühlt, dass an den Polkappen und den alpinen Zonen im Gebirge die Schneemassen auch den Sommer über nicht mehr abschmolzen, sodass sich im Laufe der nächsten Jahrzehntausende riesige Eisschilde ausbildeten. Gespeist aus den höchsten Regionen der Zentralalpen schoben sich enorme Eismassen vom jeweiligen Kulminations- oder Scheitelpunkt in die Tiefe. Dabei glitten sie auf den abgesprengten Schottern über die Felsrücken und hobelten so - wie auf einem riesigen Schmirgelpapier gleitend - über die Zeit Furchen in den Gesteinsuntergrund. Diese Furchen weiteten sich anschließend zu Tälern auf, wobei die Gletscherströme der großen Täler die Eismassen der kleineren Seitentäler huckepack mit sich nahmen.
Temperaturverlauf der letzten 25000 Jahre
So schob sich der mächtige Lechgletscher durch das Tal gegen Norden. Vom Gurgltal her kommend verzweigte sich im Südosten der Inntalgletscher, entsendete einerseits seine kalte Fracht gegen Garmisch-Partenkirchen hinaus und drückte andererseits durch das Gebiet des heutigen Zwischentoren gegen den Lechgletscher. Die Oberfläche des Gletschers erreichte im Reuttener Kessel dabei eine Höhe von etwa 1700 Metern ü.N.N. In den Tälern bildeten sich durch die Hobelwirkung des Gletschers oft großräumige Becken, harte Querriegel blieben dem Druck der Eismassen zunächst aber standhaft. So etwa der Falkensteinzug bei Füssen und nördlich nachgelagert der Höhenzug bei Roßhaupten. Mit dem Rückgang der Gletscherzungen füllten sich die gestuft gelegenen Becken und ließen den Pfrontener und Füssener See entstehen. Der Pfrontener See erstreckte sich taleinwärts mutmaßlich bis hinauf nach dem heutigen Ort Höfen oder gar bis Weißenbach. An der einst höher gelegenen Geländekante des Falkensteinzuges bei Füssen stürzte deshalb ein Wasserfall rund hundert Meter in die Tiefe um mit seinem Wasser den tiefer gelegenen Füssener See zu speisen.
Unablässig nagte in der Folgezeit die Wasserkraft und die Erosion an den barrierebildenden Felsriegeln, bis sich das nasse Element letztlich durch das Gestein gefräst hatte und die Seen abflossen. Heute zeugen noch die Felsformationen und senkrecht aufgestellten Schichtplatten bei Dietringen von der einstigen natürlichen Talsperre, welche jedoch mit der Aufstauung des Forggensees jedes Jahr über die Sommer- und Herbstmonate unter dessen Wasserspiegel verborgen bleiben. Südlich von Füssen zieht gegenwärtig der Lechfall in der Lechschlucht die Besucher an. Die enge Klamm vermittelt dabei anschaulich, wie sich die Wassermassen über Jahrtausende hinweg durch den Fels gruben und das vermeintlich harte Gestein zersägten. Als Reste dieser ehemals großen Seen finden sich noch der Bannwald-, Hopfen-, Schwan- und Weißensee. Gewässer wie der Hopfensee oder der Sulzberger See - auch Öschlesee genannt - sind als sogenannte
Toteisseen entstanden.