In der Gemeinde Pinswang liegt eine alte Zollstätte. Wer vom Gasthause "zum Schlux" auf der Viehweide neben dem Felde weiter geht bis zu einer kleinen Kapelle, hat gleich zur Linken ein altes baufälliges Haus, früher genannt zum Stricker, rechts ein rechteckiges, von jungen Fichten umsäumtes Feld mit den noch deutlich sichtbaren Grundmauern des Zollhauses;
hinter demselben lag ein kleiner Fischteich und darüber in einer Wand des Schwarzenberges, auf dessen Spitze einst der bairische, schwäbische und österreichische Kreis zusammenstieß, ist eine nicht mehr große Höhle, in welche ein- und angebaut war das "Schloß im Loch" oder "Schloß in der Höhle". Die Straße führt zwischen genanntem Hause und dem Felde ein Stück gerade aus, biegt dann links um und geht über den Einschnitt des Stiglerberges steil hinunter zu der in den Jahren 1762—1784 neu erbauten Straße nach dem Zollhause Weißhaus, wo einst des wackeren Dichters Adolf Pichler Vater als Zollaufseher wirkte, und weiter nach Füssen, von wo sie einerseits über Schongau nach Augsburg, andererseits über Weilheim nach München führt. Da die Veste Ernberg im Jahre 1293 zuerst erwähnt wird, kann das "Schloß im Loch" nicht gar viel später erbaut worden sein, aber doch erst nach dem Jähre 1306. Es war, wie aus einer Rechnung des Jahres 1332 sich ergibt, landesfürstlich; offenbar war es zum Schutze der Zollstätte bestimmt. Im Besitze der Burghut tritt uns zuerst Herr Syband von Schrofenstein entgegen, der hiefür 50 Pfund Perner und 40 Mutt Gerste erhielt, von der damals für ein Mutt 2 Pfund gerechnet wurden, so daß er also 130 Pfund Perner = 13 Mark Perner erhielt. Um 1315 sind uns nicht näher bekannte Differenzen um Ernberg herum gewesen (es wird eine Expedition nach Aschau mehrfach erwähnt) und wohl im Zusammenhang damit, gab König Heinrich von Böhmen, Graf von Tirol und die zehn Landpfleger Befehl zur Aufführung von Mauern und Holzwerk im Schlosse Loch, wofür zum Jahre 1317 in Rechnung gestellt wurden 33 Mark und 4 Pfund Perner. Der Rechnungsleger Rudolf von Prutz hatte dir Burghut inne und erhielt für zwei Jahre hiefür 30 Mark, sohin 15 Mark pro Jahr, während für diese Leistung bei vielen anderen Burgen meist nur 10—15 Mark gezahlt wurden, so daß seitens des Landesfürsten auf diese gewiß kleine Veste großer Wert gelegt worden sein muß.
Es dürfte sich aber keiner der Burggrafen dort wohl gefühlt haben, schon deshalb nicht, weil eben jedes Wasser fehlte. Es begegnet uns nämlich gleich darauf Seitz von Gereut beim Schlosse Loch bei Füssen, der wahrscheinlich für Eigenbedarf, 2 Fuder Salz zu je 3 Pfund bekam und zum Jahre 1319 wird Seytzlin von Gehage als Burggraf genannt, der für die Burghut 16 Mark erhielt.
Da diese beiden nicht Adelige waren, dürfte die Vermutung nicht glatt von der Hand zu weisen sein, daß damit einer von Reutte und einer von der Kög, Ortsteil von Reutte, gemeint sein könnte, was eine gewisse Stütze darin fände, daß im gleichen Jahre Peter von Gehag für die ihm durch die Edlen von Schwangau zugefügten Schäden 20 Fuder Salz zum Vorzugspreise von 2 Pfund Perner erhält.
Dem ist freilich entgegen zu halten, daß es Oertlichkeiten dieses Namens in Passeier, bei Burgstall und anderswo auch gibt. In der Rechnungslegung des Richters Wernlein von Imst vom 18. März 1317 ging den Genannten in der Burghut "beim Schloß genannt Loch" voran ein gewisser Johann Schrupheysen, der aber nur 8 Mark erhielt, also wohl nur ein halbes Jahr dieselbe innehatte. Im 3. Bande seines gewaltigen Sammelwerkes "Tyrolischer Adler" schreibt Burglehner im Jahre 1609: "Zu Endt der Herrschaft Ehrenberg gegen der Stadt Füeßen ist vor vielen Jahren ein Schloß gestanden, so in den alten Lehenbriefen die Veste Loch genennet worden. Diese hat König Heinrich zu Lehen verliehen Konrad, Otto und Riepel den Kärlingern auf Söhn und Töchter 1319." Daß er hiebei richtig berichtet war, beweist die weitere Eintragung in den Rechnungsbüchern König Heinrichs zum Jahre 1320: "Dem Cherlinger für die Burghut des Schlosses in dem Loch 5 Fuder Salz, das Fuder zu 3 Pfund." Das wären also 1 1/2 Mark wohl als besondere Entschädigung, da ja sonst das Schloß seiner Familie gehörte. Soweit ich sehe, ist die nächste Erwähnung der Veste Loch in der Rechnungslegung vom 8. Oktober 1328 durch Herrn Heinrich Hirschberg, Richter zu Imst. Es heißt dort, König Heinrich habe bei der Belagerung der Veste in dem Loch bei Füßen den Konrad von Lechsberg auf Lengenfeld (Oetztal) 50 Pfund versprochen, wofür er ihm Wein gegeben und für dessen Zufuhr 10 Pfund gezahlt habe. Diese Belagerung muß zwischen 1326 und 1328 gewesen sein, einen Grund für dieselbe kennen wir nicht. In der Rechnungslegung des Schino von Florenz, Verweser der Saline in Hall, über die Zeit vom Montag vor Andreas 1338 bis 20. Mai 1340 werden 10 Mark für Ulrich, den Verwalter "in der Höhle bei Füßen" für seine Burghut ausgewiesen. Weiterhin fehlen die Rechnungsbücher unter den letzten Tiroler Fürsten. Ob die Veste in den Raitbüchern der Habsburger vorkommt, vermag ich dermalen nicht anzugeben. Es scheint aber die Annahme berechtigt zu sein, daß die Veste instand gehalten worden sein dürfte, solange an ihrem Fuße die Zollstätte zu beschützen war. Diese wurde unter Kaiser Ferdinand I. im Jahre 1551 dorthin verlegt, wo jetzt der Weiler Stegen liegt; wenn nicht schon früher, so ging seit dieser Zeit die Veste ein; ob sie bis dahin im Besitze der Chärlinger geblieben, ist mir nicht bekannt; das Geschlecht derselben ist (wie z. B. das der Helbling) noch heute erhalten, jedoch nur bürgerlich im Oetztale, namentlich in Lengenfeld: Geistlicher Rat Karlinger in Bschlabs dürfte ein später Nachkomme dieses einst begüterten Adelsgechlechtes sein.
Die Zollstätte muß einen bedeutenden Ertrag abgeworfen haben, denn der mittelalterliche Verkehr war lebhafter, als wir uns gewöhnlich vorstellen. Die wichtigste Einnahmequelle des Landesfürsten war damals das Salz. Der Münchner Burchard Wadler, der gelegentlich auch Salzmair war, in dessen Schuldbüchern der Landesfürst oft genannt sein mußte, ließ z. B. über den Fern und die Ehrenberger Klause, also wenigstens zum größeren Teile auf unserer Straße und unserem Zolle (es führte ja auch von Ernberg über Ernbühel, Platten und Aschau eine Straße nach Kempten) im Jahre 1317 nicht weniger als 8317 Fuder, 1319 hingegen 7378 Fuder Salz nach Bayern verfrachten. — Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wurde der Zoll unter dem ehemaligen Schlosse im Loch gegen Vorstreckung einer Geldsumme seitens der Regierung an die Juden versetzt; noch 1739 wird für die Summe von 2000 Gulden an die "Judenschaft in Pinswang" der fällige Zins nach den Kammeramts-Raitungen ausbezahlt. Unter Maria Theresia wurde der Zoll eingelöst und die Juden wandelten, wenigstens teilweise fort, einige Reste mögen aber in Vils und Pinswang in der übrigen Bevölkerung aufgegangen sein.