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Die Familie Strele im Außerfern
Wappen der Strele
Josef Strele
Ausserferner Nachrichten vom 13. April 1957
Aus dem gebirgigen, hochgelegenen Berwang, in Zwischentoren, stammen die Strele (Straelarius). Am 15. 11. 1610 wurde der aus Berwang stammende o. oe. Hofkammer-Prokurator Doktor Zyprian Strele in den Adelsstand erhoben. Im Jahre 1641 erhielten die Brüder Jakob, Gerichtsanwalt, Magnus, Landwirt, geb. 1600, gest. 1673, Jonas und Benedikt Strele in Berwang ein Wappen. Jakobs Sohn, Samuel Strele, zog nach Nassereith, Christof, Sohn des Magnus, blieb in Berwang, Franz Anton, Sohn des Samuel, zog von Nassereith wieder nach Reutte, wo er sich als Kaufmann betätigte und 1748 starb. Matthias Strele, Sohn des Christof, wurde Landwirt und Handelsmann in Brand (Berwang); er war 1678 geboren, starb 1746 und war viermal verheiratet. An Hand des Buches "Beiträge zur Familiengeschichte Tirols", Schlern-Schrift Nr. 131 (Innsbruck, 1954) sollen hier die Reuttener Zweige dieser Familie dargestellt werden.
Dr. jur. Josef Karl v. Strele, geb. 8. 9. 1722, Reutte, war ein Sohn des reichen Franz Anton, vermehrte das väterliche Vermögen, war Umgeldeinnehmer und Fabriksbesitzer in Reutte, wo er am 7. 10. 1782 starb. Für seine Verdienste um die Wirtschaft des Außerfern wurde er am 8. 1. 1780 in den Ritterstand mit den Prädikaten "von Löwenberg und Strahlenburg" erhoben. Im Jahre 1792 spendeten seine Schwestern Maria Johanna und Franziska von Strele den Schützen von Reutte eine prächtige Fahne, mit der die Reuttener 1796 bis 1809 in den Kampf zogen und die heute im Museum Ferdinandeum in Innsbruck aufbewahrt wird. Der früher erwähnte Franz Anton und sein Sohn, Josef Karl, waren zwischen 1716 und 1754, Anton Hermann und Alois Strele zwischen 1786 und 1801 Oberschützenmeister des Hauptschießstandes Reutte. Anton Jakob Strele, Bruder des Josef Karl, geb. 1731, wurde Pfarrer in Heiterwang und starb am 30. 5. 1779 in Reutte. Josef Strele, Sohn des Matthias, war Landwirt in Berwang, ebenso sein Bruder Christof (1719 - 1772). Das vierte Kind des Matthias, Anton Strele, geb. 1728 in Berwang, zog nach Imst und gründete dort die bedeutende Textilfabrik; sein Bruder Josef Strele wird nach Antons Tode (1794) Chef des Strele'schen Unternehmens. Maria Anna Strele, Tochter des Dr. Josef Karl, heiratete am 16. 3. 1773 den Pfleger von Ernberg, Jakob Christof von Sterzinger-Felsenheim (1743 - 1809).
Der "Rothschild" vom Außerfern
Jakob Ritter von Strele, Sohn des Josef Karl, geb. 1759, gestorben 1820, vermehrte das ererbte Vermögen, wurde Salzfaktor, Großkaufmann, Bergwerks- und Großgrundbesitzer in Reutte. Er heiratete in Breitenwang die Boznerin Maria von Call-Rosenberg. Es ist bemerkenswert, daß alle acht Kinder des Dr. Josef Karl in alte Tiroler Adelsgeschlechter einheirateten, nur Maria Kreszenz ehelichte den reichen Reuttener Bürger und Fabrikanten Karl Alois Lang. Jakob v. Strele galt wegen seines Reichtums als der "Rothschild" vom Außerfern. Der am 13. 3. 1784 in Reutte geborene Josef Karl von Strele, Sohn des Großkaufmannes Jakob, wurde Statthalterei-Beamter in Innsbruck und starb in Hötting am 22. 2. 1852. Sein Bruder Anton Roman von Strele, geb. 22. 4. 1785 in Reutte, fiel in der Schlacht bei Austerlitz (2. 12. 1805).
Bankerott des Unternehmens
Mit dem Zusammenbruch der Strele'schen Kompagnie in Imst, die in Reutte etwa 500 Arbeiter beschäftigte, infolge der Napoleonischen Kontinentalsperre, durch Konkurs am 12. 5. 1821, zogen die Herren von Strele aus Reutte weg, nur die Töchter des Imster Spinnereidirektors Kaspar Strele (1800 - 1886) blieben in Reutte. Der in Innsbruck amtierende Statthaltereirat Anton von Strele (1804 - 1875) wählte anläßlich seiner Adelserhebung am 14. 9. 1855, in Erinnerung an seine Stammheimat, das Prädikat "von Bärwangen".
Die Familie Strele hat viel für Reutte getan. Der wirtschaftliche Aufschwung dieses Marktes im 18. Jahrhundert ist in erster Linie der Strele'schen Fabriks- und Handelskompagnie, die, wie der Familienchronist, Hofrat Dr. Ing. Georg Strele, gestorben 19. 3. 1950 in Innsbruck, nachwies, im Oberinntal im Jahre 1804 rund 9000 Personen beschäftigte und als eine der größten und bestgeleiteten Textilfabriken Österreichs galt, zu verdanken.
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