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Franz Lenbach
und seine Lechaschauer Vorfahren
Aus: Neuer Außferner Bote vom 12. Dez. 1936 Selbstbildnis Franz Lenbachs´
Hirtenknabe (
Quelle)
"...am 13. Dezember dieses Jahres jährt sich zum hundertsten Male der Geburtstag des großen und einflußreichen Bildnismalers Franz von Lenbach. Die Werke dieses begnadeten Künstlers sind in aller Welt bekannt. Weniger bekannt aber ist vielen Verehrern dieses Meisters, daß seine Vorfahren in unserem engeren Bezirk beheimatet waren. Für einen Ort ist es ja immer von gewisser Bedeutung, welche Menschen aus ihm hervorgingen. Und jeden denkenden Ortsbewohner erfüllt es mit Stolz, zu wissen, daß dieser oder jener außergewöhnliche Mensch dieselbe Heimat hat. In Lenbachs Biographie lesen wir nicht viel von dem hier Gesagten. Erst durch die Witwe des Meisters, Frau Lolo von Lenbach, erfahren wir Näheres über die Herkunft des großen Menschen und Künstlers Franz von Lenbach.
Nach den Aufzeichnungen der Witwe sind seine Vorfahren im 18. Jahrhundert in Bayern eingewandert. Der Großvater Lenbachs, Josef Anton Lempach - so schrieb sich damals die Familie - war am 6. März 1753 zu Lech-Aschau, Pfarre Wängle bei Reutte in Tirol, geboren als Sohn des Schneiders Martin Lempach und der Gattin Anna Rueffin. Er wurde Maurer und Zimmermann und hatte mit seiner Frau Marie Anna Schnitzer drei Kinder, darunter Franz Josef, geboren am 29. September 1788, der Vater Franz Lenbachs. Franz Josef Lempach arbeitete später als Maurerpolier in Weilheim und bewarb sich im Herbst 1819 um die erledigte bürgerliche Maurermeisterstelle in Schrobenhausen, denn er beabsichtigte, die Maurermeisterstochter Marianna Schmidnerin von Weilheim zu heiraten. Es wurde dann auch dem Magistrate Schrobenhausen am 21. März 1820 vom Landgerichte notifiziert, daß 'man sub hodierno die erledigte Maurermeisterskonzession personell Franz Josef Lenbach aus Aschau in Tirol, darnach Maurerpolier in Weilheim, verliehen, daß derselbe jedoch vor deren Ausübung die Einwanderungsbewilligung legal zu erwirken habe', was ihm auch nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten gelang.
Am 19. Februar 1821 hat er endlich seine Marianna heimgeführt. Er war 33 und sie 25 Jahre alt. Der Bräutigam brachte 3000 fl. mit in die Ehe. Sie bewohnten das Haus Nr. 16 in Schrobenhausen, an dessen Stelle 1822 ein neues gebaut wurde, welches jetzt die Hausnummer 24 führt.
Marianna Lenbach schenkte ihrem Gatten neun Kinder und starb nach kurzer Zeit, im November 1832. Seiner vielen Kinder wegen heiratete Vater Lenbach bald wieder und nahm am 11. November 1833 die Zimmermeisterstochter Josepha Hecker [Anm.: nach anderen Quellen Herke] zur Frau, die ihm acht Kinder bescherte. Ihr verdankte auch Franz Lenbach das Leben. Geboren am 13. Dezember 1836 um halb 8 Uhr früh, wurde er vom Stadtpfarrer Dr. Guggenmoos getauft und hatte den Zimmermeister Hecker zum Paten. Die Mutter aber starb am 17. Dezember 1844 am Nervenfieber im Alter von 36 Jahren.
Kaum neun Jahre alt, erhielt Franz Lenbach eine Stiefmutter, indem der Vater nunmehr seine dritte Frau heiratete am 3. September 1845, Elisabeth Rieder, Schneiderstochter von Hohenwart, ein armes, aber sehr braves und tüchtiges Mädchen, Franz Lenbachs geliebte Stiefmutter, von der er nur Gutes erzählte. Dieser Stiefmutter verdankt Franz Lenbach auch seinen Malerberuf, nachdem der gestrenge Vater einen Bauhandwerker aus ihm machen wollte.
Wie Franz Lenbach auf talentierte Weise zu dem großen Künstler wurde, kann jeder sich Interessierende selbst verfolgen. Wir aber und besonders Lech-Aschau haben Teil an jenen großen, unvergänglichen Künstlerwerken, die ein Franz Lenbach geschaffen und dessen hundertsten Geburtstag wir am 13. Dezember im Geist feiern..."
W. Kollbach