Wappen, Besiedlungsgeschichte, erste Besitzverhältnisse und Namensdeutungen
Stanzach - auf dem Schwemmkegel des Namloser Baches gelegen
Die Besiedelung großer Teile des Lechtals - mit eingeschlossen das Gebiet von Stanzach - erfolgte maßgeblich während des 12. Jahrhunderts unter staufischer Herrschaft. Noch heute deutet der im Gemeindewappen ersichtliche aus dem Wappen der Staufer entlehnte Löwe auf diesen Umstand hin [
1]. Als erster bekundeter Grundeigentümer von Stanzach trat der Ritter Konrad von Weizern in Erscheinung. In einer Urkunde von 1294 wird der Verkauf seines Besitzes in der "Au Breitforchach am rechten Lechufer von der Mündung des Rotlechs bis nach Stanzach" an das Kloster St. Magnus in Füssen geregelt.
Bei dem in dem Dokument genannten Stanzach handelte es sich aber offenbar um einen Grenzpunkt und nicht um eine bestehende Siedlung. Die Besiedlung selbst hatte sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem früher zu Namlos gehörenden
Almdorf Fallerschein ergeben. Gleich wie bei den rechts des Lechs besiedelten Dörfern Gramais, Pfafflar und Bschlabs handelt es sich auch bei dem von Imst aus besiedelten Fallerschein um einen rätoromanisch geprägten Ortsnamen, welcher sich möglicherweise aus dem "val ursina" - also aus dem Tal der Bären - auf Fallerschein umformte. Der Name Stanzach soll von
Stanzahe abgeleitet sein, was frei übersetzt soviel wie "Aufenthalt und Unterkunft" bedeutet. Entstanden sei der Name, weil Stanzach früher eine Zwischenrast für Holzarbeiter gewesen sei, welche im nahen Umfeld ihre Arbeitet verrichtet hätten [
2]. Möglich wäre auch die Deutung bzw. Übersetzung als "Unterkunft am Fluss".
Jedenfalls ist bezeugt, dass um das Jahr 1600 nur noch ein einziger Bewohner auch den Winter über in dem auf 1283 Metern und in einem engen Tal gelegenen Dorf Fallerschein verblieb. Alle anderen siedelten sich dem Anschein nach am Ausgang des Namloser Tales in der Senke bei dem Grenzpunkt Stanzach an und nutzten die Behausungen im bezeichnenden Tal des Sommerbergbaches nur noch in den Sommermonaten.
Tirol und Vorarlberg - Johann Jakob Staffler (1841)
"...Fallerschein ist mit 48 Sennhütten übersäet, die von der Ferne gesehen wie ein freundliches Dorf im Hochgebirge erscheinen. Diese wunderliebliche Gegend, eine Besitzung der Gemeinde Stanzach, ist zur warmen Zeit zahlreich bewohnt..."
Christian Schneller nennt in seinem Aufsatz über den 'tirolischen Lechgau' (1864) für das Dorf Stanzach eine kleine Glockengießerei, welche vorwiegend für die Bauern in der Umgegend produzierte, jedoch auch über die Grenzen der Region auslieferte.
Kirchengeschichte
Die Pfarrkirche St. Michael wurde 1660 erbaut, brannte 1774 jedoch ab. Der Wiederaufbau des Gotteshauses erfolgte zwischen 1775 und 1780. Die Fresken im inneren der Kirche stammen aus dem Jahr 1984 und wurden von Johann Kärle gemalt.
Lawinen
Insgesamt werden im Jahr 1876 in Fallerschein 40 Almhütten durch Lawinenabgänge zerstört. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden.
Flechtschule
1927 wird auf Grund der Notsituation im Ort eine Flechtschule gegründet, welche jährlich zwischen Jänner und Mai von 15 bis 20 Schülern (Erwachsene und Kinder) besucht wird. Die drohende Verlegung der Schule nach Imst kann 1935 abgewendet werden, doch misslingt die als Rohstoff benötigte Kultivierung der Edelweide und das Unternehmen muss endgültig aufgegeben werden [
3].
Teppichweberei
Firmenlogo Weberei Scheiber (1950)
Die Lechtaler
"Trikotteppichherstellung" wurde einst als eine Verdienstmöglichkeit für Invalide und Frauen geschaffen. In der Art einer Materialveredelung wurden bei der Trikotherstellung angefallene Reste der großen Textilfabriken bezogen und verarbeitet. Meist in Heimarbeit, schnitt man diese Reste in Streifen und nähte sie zu einem "Schussfaden" zusammen. An Flachwebstühlen verwob man dieselben und erhielt ein außerordentlich strapazierfähiges Erzeugnis [
4].
Albert Strobach
Albert Strobach
Der 1906 in Wien geborene Albert Strobach kommt erstmals 1934 im Zuge des Arbeitsdienstes der Lechregulierung als Freiwilliger nach Stanzach. Da auch diese Tätigkeit nicht immer für ein ordentliches Auskommen reicht, betätigt sich Albert Strobach auch bald als Schmuggler. Mit dem Schmuggel erwirbt der sportliche Strobach auch ein gehöriges bergsteigerisches als auch skitechnisches Geschick. Die zahlreichen Touren im Sommer wie im Winter drücken sich schließlich auch in einer exzellenten Ortskenntnis aus.
Immer mehr gesellt sich zu der Notwendigkeit des Broterwerbes auch die Leidenschaft für die Berge. Speziell im Winter werden die Pausen zwischen den Schmuggelzügen intensiv für zahlreiche Touren in den westlicheren Lechtaler Alpen genutzt. Auf den Streifzügen durch die einsame Bergwelt klappert Strobach meist allein fast alle namhaften Gipfel des Gebirges ab und sammelt darüber hinaus eine Menge Erfahrung. Auch mit den tückischen Lawinen macht er dabei Bekanntschaft, kommt aber stets glimpflich davon und lernt dabei durch genaue Beobachtung, die Witterungsverhältnisse und die Ursachen dieser Naturgewalt immer richtig einzuschätzen.
Die Einberufung zum Wehrdienst 1941 bringt dann den Schock. Strobach ist ein bekennender Pazifist und will mit dem Kriegsgeschehen nichts zu tun haben. Als Wehrdienstverweigerer flüchtet er im Herbst in die Berge, verbringt dort oben wochenlang seine entbehrungsreiche Zeit. Freunde helfen ihm und deponieren hier und dort ein paar Lebensmittel. Allein auf dem Württemberger Haus verbringt er sechs Wochen. Letztlich kämpft er sich sprichwörtlich über Berg und Tal bis in das schweizerische Engadin durch - und überlebt. Nach dem unseligen Krieg kehrt Albert Strobach immer wieder nach Stanzach zurück, wo er im Dezember 1989 schließlich verstirbt.
Einzelnachweise
1.
Heraldik weltweit
2.
Stanzach auf Wikipedia
3. Der alte Bezirk Reutte (Reiter Martin; Tyrolia-Verlag)
4. Außerferner Nachrichten vom 21. Juli 1951 (S. 3)