erste urkundliche Erwähnung: 1342 - Jungholz
Fläche: 7,06km²
Höhe: 1054m
Ortsteile: Oberhöf, Unterhöf, Habsbichl, Gießenschwand, Langenschwand
Jungholzer Pfarrkirche Unsere Liebe Frau Mariae Namen
Besiedelungsgeschichte und Besitzverhältnisse
Jungholz wurde im 13. Jahrhundert als Besitz der Herren von Rettenberg von Wertach aus besiedelt. 1342 erwarb der der Markgenossenschaft Tannheim angehörige Heinz Lochpyler das Gebiet Jungholz von dem Wertacher Bürger Hermann Häselin. Gemäß dem Allgäuer Brauch "Der Knecht trägt seinen Herrn auf dem Buckel mit sich" blieb der Untertane seinem Landesherrn verpflichtet - ganz egal wo sich dieser niederließ.
Damit gelangte Jungholz zu Tirol. Obwohl der Begriff
zu hier relativ gesehen werden kann - das Gemeindegebiet von Jungholz nämlich, ist mit dem "Mutterland Tirol" lediglich mittels einem einzigen geografischen Punkt am Gipfel des Sorgschrofens verbunden.
So kann die Tiroler Enklave im Freistaat Bayern ausschließlich über deutsches Staatsgebiet erreicht werden.
Am 3. Mai 1868 wird Jungholz durch einen Staatsvertrag zwischen Österreich und Bayern in den bayerischen Zollverband aufgenommen und gilt fortan als deutsches Wirtschaftsgebiet.
Kirchengeschichte
1714 wird eine Kapelle errichtet. Für 1722 meldet man einen Kaplan, welcher von der Pfarre Wertach für die Seelsorge der Jungholzer Bevölkerung abgestellt wird. Bereits 1739 wird die Kapelle weiter ausgebaut, Beerdigungen und die Hauptgottesdienste werden aber immer noch in Wertach durchgeführt. Erst am 13. Jänner 1787 wird Jungholz von der Pfarre Wertach losgelöst.
Tirol und Vorarlberg, Johann Jakob Staffler (1841)
"...hier ist eine Lokalkaplanei (1785 nach der Trennung von der Pfarre Wertach in Algäu errichtet) unter dem Patronate des Cisterzienser - Stiftes Stamms, dem Jungholz einst als Alpe angehörte..." (1331)
Gewerbe
In und um Jungholz sollen sich noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts zahlreiche Nagelschmieden befunden haben, wie etwa in Höfle, am Habsbichl und im Langenschwand. Eine Hufschmiede befand sich in Oberhöf und an mehreren Kohlplätzen wurde die Kohle für die Schmitten erzeugt.
Mühlen gab es drei, zwei am Mühlbach und eine an der Wertach ("im Mühlele").
Auswanderer
aus Außferner Bote vom 19. November 1927 (Schulleiter Karl Bischofberger)
Ab 1850 wandern ob der wirtschaftlich schlechten Verhältnisse viele Bewohner von Jungholz nach Amerika aus. Aus Hs.Nr. 9 Johann Lochbihler (Tischler), Christian Lochbihler (Tischler), Ulrich Lochbihler (Tischler), Marianne Lochbihler (Näherin), Marie Johanna Lochbihler; Hs.Nr. 17 die drei Brüder: Sebastian, Josef Anton und Johann Baptist Lochbihler am 9. März 1857; Hs.Nr. 23 Johann Lochbihler (Zimmerer), sowie seine Frau Potentia und drei Töchter am 17. August 1852; Hs.Nr. 26 am 17 Juli 1852 Franz Zobl (Maurer) und Kreszenz Zobl; Hs.Nr. 28 Johann Endres mit 7 Kindern am 17. Juli 1852; Hs.Nr. 39 ebenfalls am 17. Juli 1852 Michael Zobl (Maurer) und seine Frau Marianne; Hs.Nr. 23 Sylvest und Leonhard Lochbihler, Brüder zu Johann Lochbihler (Zimmerer) ab 1850; Wendelin, Christian und Michael Lochbihler - 3 Brüder - wovon Christian im Kriege in Amerika einen Arm verlor (1851); Eduard Lochbihler (1864); Theresia Haug und Michael Lochbihler (Schneider) in 1856; Ludwig Hindelang (1880) und Gabriel Zobl (1884); Franz Josef Haug (Käser) in 1886.
Jungholz und das Krisenjahr 1923
Ausferner Bote vom 4. Oktober 1923
"...die Bevölkerung der Gemeinde Jungholz ist durch den Zusammenbruch der deutschen Währung in eine äußerst bedrängte Lage gekommen. Bei der Zugehörigkeit zum bayerischen Zollgebiet ist eine natürliche Folge, daß die wirtschaftlichen Zustände dieselben bösen Erscheinungen wie in dem umliegenden bayerischen Gebiet gezeitigt haben. Katastrophal beginnt die Wirkung des Marksturzes sowohl für die Gemeinde als auch für jeden einzelnen Bewohner dort zu werden, wo Zahlungen in österr. Kronenwährung, die zufolge der Hoheitsrechte unseres Staates zu leisten sind, in Frage kommen, da sich bisher der gesamte wirtschaftliche Geldverkehr ausschließlich in deutscher Markwährung abgespielt hat..."
Tourismus
Bereits 1948 wurde der erste Skilift in Jungholz in Betrieb genommen, woraufhin die Nächtigungszahlen anstiegen und der damals so bezeichnete Fremdenverkehr zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein für die Jungholzer Bevölkerung wurde.
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