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Das Hexenverbrennen
und Scheibenschlagen
Aus: Ausferner Bote vom 25. Feb. 1926

Pinswang. 22. Februar. (Das Hexenverbrennen.) Der erste Sonntag in der Fastenzeit heißt bei der hiesigen Bevölkerung der "Funkensonntag." An demselben geht es nach Eintritt der Abenddämmerung, zirka 7 Uhr, alljährlich höchst lebhaft zu, indem in herkömmlicher Weise das "Hexenverbrennen" verbunden mit "Scheibenschlagen" stattfindet.
Die Burschen des Ortes tragen auf einer Stange eine große Strohpuppe, welche mit alten weiblichen Kleidern angetan ist, durch das Dorf, dabei singend: "Vivat hoch, die Hex hat Durst — sie will auch eine lange Wurst!" Bei den Gasthäusern wird "Halt" gemacht, wo die Puppen- und Scheibenträger mit "leichtem" Weine bewirtet werden.
Nach der Runde bewegt sich der Zug auf einen benachbarten Hügel, welcher von allen Seiten des Dorfes sichtbar ist. Dort befindet sich ein großer Holzstoß bereit, auf welchem die Stange mit der "Hexe" befestigt wird. Unter Jubel und Gesang der Burschen wird nun der Holzstoß in Brand gesetzt und lodern alsbald die Flammen hoch empor.
In der Nähe hört man auch Musik und Pöllerknall. Ist nun die Hexe verbrannt, beginnt das "Scheibenschlagen".
Die mitgebrachten kleinen, in der Mitte durchbohrten Scheiben aus Buchenholz werden im Feuer glühend gemacht und dann einzeln an Stecken befestigt und mit großer Wucht von den Burschen unter allerlei Sprüchen zu Tal geschleudert.
Die glühenden, durch ie Luft schwirrenden Scheibchen sehen "Sternschuppen" sehr ähnlich.
Eine ungeheure Volksmenge, besonders auch aus dem benachbarten Bayern, bildet die Zuschauer und machen am Funkensonntage in Pinswang besonders die Gastwirte gute Geschäfte.