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Eine alte Oberinntaler Familie


Aus: Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 9. Januar 1932
Obermieming im Oberinntale ist die Heimat der Familie Hirn. Schon Ende des 18. Jahrhunderts hören wir von einem Edmund Hirn (geboren 10. August 1743, Urgroßvater des Historikers Josef Hirn). Als nämlich Kaiser Josef II., um der über den gefährlichen Stieglerberg unweit Pinswang führenden Poststraße von Reutte nach Füssen eine bessere Richtung zu geben, in den Jahren 1782 bis 1784 eine neue waagrechte Straße von der St.-Ulrichsbrücke an längs des kreisförmig fließenden Baches zu bauen beschloß, beauftragte er den Straßenbaumeister Edmund Hirn, einige Meter aus dem Felsgestein herauszusprengen und den gewonnenen Weg mit der alten Straße am Fuße des Stieglerberges zu verbinden. Edmund Hirn führte die gestellte Aufgabe vorzüglich durch, sein Name ist heute noch auf einer weißen Marmortafel, in die Steinwand eingelassen, zu lesen.

der 'Hierenweg' im Klausenwald
Franziszeische Landesaufnahme von Tirol (1816 - 1821)

hirnweg, hierenweg, klausenwald

Ein Zweig der Familie befaßte sich mit der Holzgewinnung und Holzlieferung und brachte es zu großem Wohlstand. Im Jahre 1866 bestand zu Mieming eine "Oberinntalische Holzkompagnie", deren Eigentümer Josef, Roman und Tobias Hirn waren. Sie beschäftigte eine große Zahl von Holzknechten, Schiffsleuten und Fuhrwerkern, das "Hirn-Holz" war im ganzen Lande bekannt und gesucht.

hirnstraße hirnstrasse holzbringungsweg klausenwald
die Hirnstraße im Klausenwald
Der Firmachef Josef Alois Hirn, geboren 2. November 1766 als Sohn des Edmund, ließ im Jahre 1809 nicht nur sein ganzes Personal zu den Fahnen Andreas Hofers ziehen, sondern stellte sich auch selbst als Hauptmann an die Spitze der Petersberger Schützenkompagnie, weshalb ihn die bayerischen Behörden in das "Verzeichnis der Verbrecher des Innkreises" aufnahmen. Nach erfolgter Kriegserklärung nahm Josef am 10. April 1809 die ärarischen Kassen in Reutte im Namen des Erzherzogs Johann in Beschlag, rückte, wie schon 1797, ins Feld und unterstellte sich dem Kommando Josef Speckbachers. Er stand im Mai 1809 als Vorpostenkommandant in Vomp und sandte am 16. Mai einen reitenden Boten nach Innsbruck mit einem Schreiben, an den General Ignaz Freiherrn von Buol-Bernberg, worin er die Ankunft eines bayerischen Trompeters mit der weißen Fahne bei den Vorposten am Vomperbache mitteilte und bat, ihm eiligst zwei österreichische Offiziere zu senden. Weiters gibt er bekannt, daß zwei aus dem bayerischen Lager zurückgekehrte Tiroler Bauern angaben, es sei Waffenstillstand. Die Innsbrucker Schutzdeputation öffnete das Schreiben und sandte es dem FMLt. Chasteler. Als Antwort erhielt er am 18. Mai, 1 Uhr früh, den Auftrag, folgenden Morgens, etwa um eine angemessene Zeit vor Ablauf des Waffenstillstandes, durch einen Trompeter mit den bayerischen Truppen zu parlamentieren, eine Unterredung mit dem bayerischen General zu verlangen, dann eine Verlängerung des Waffenstillstandes auf 24 Stunden durchzusetzen, sowie das Resultat hievon sogleich durch einen Kurier zu berichten und inzwischen die Sturmmannschaft zur Ruhe zu weisen.

Hirn gehörte zu den besonnenen und geachteten Männern, welche ihre kampflustigen Leute möglichst beruhigten und den Auftrag der Schutzdeputation pünktlich vollzogen. Am 16. Juni 1809 finden wir Hirn mit seiner Mannschaft in der Scharnitz, sein Vetter Tobias (geboren 15. Juli 1764), stand mit den Schützen von Mieming zu dieser Zeit in der Leutasch. Als Josef Speckbacher im Herbste 1813 die Tiroler wieder zum Aufstand aufwiegelte, wandte er sich in einem Briefe vom 10. September auch an Josef Hirn, damals in Barwies, und enthüllte ihm seine Pläne mit dem Zusatze, daß es sich nicht so sehr darum handle, die bayerischen Beamten zu vertreiben, als vielmehr das Land ohne Waffengewalt dem Kaiser von Oesterreich zurückzugeben. Mit Berufung auf das große Ansehen, das Hirn im ganzen Oberinntale genoß, mit der Versicherung, daß die Nachwelt ihm ewigen Dank wissen werde, ersuchte Speckbacher den ehrsamen Holzhändler, am 14. September, 2 Uhr früh, mit seinen Holzarbeitern sich auf das bei Reith (bei Zirl) stehende bayerische Bataillon zu stürzen und alle bayerischen Beamten als Geisel für die von den Bayern abgeführten Tiroler abzufangen; falls die Truppen sich nach Innsbruck zurückzögen, sollte Hirn ihnen schleunigst folgen und überdies auch sorgen, daß im gleichen Augenblicke auch die Beamten im übrigen Oberinntale aufgehoben würden. Der Feuerkopf "Spöck" knüpfte daran die Mahnung, gute Mannszucht zu wahren, damit ihn die Feinde keiner "Revolution"; beschuldigen können. In einer Nachschrift verkündete Speckbacher die nahe Ankunft des Erzherzogs Johann und des Landeskommissärs Anton von Roschmann und ordnete die Verwahrung und Versiegelung der staatlichen Vorräte und Kassen an. Hirn, ein kluger Geschäftsmann, billigte aber Speckbachers Plan nicht, da er dessen Mißlingen voraussah, und blieb daheim. Eine ihm für seine Besonnenheit später von der bayerischen Regierung angetragene Auszeichnung lehnte Hirn aber rundweg ab.

Josef Alois hatte einen Vetter Josef, der im Jahre 1809 Straßenbau-Ingenieur in Imst war. Im Jahre 1819 finden wir den Josef Alois als Leiter des Hof-, Bau-, Ingenieur-Amtes in Innsbruck, seinen Sohn Josef Anton (geboren 1795, gestorben 1838 in Imst), als Baudirektions-Praktikanten in Imst. Josef Alois war mit Brigitta Hirn (geboren 11. Oktober 1773, Tochter des Anton Hirn, also seiner Kusine), vermählt. Josef Alois starb am 12. Oktober 1839.

Alois Hirn, Sohn des vorerwähnten Josef Alois, war geboren am 29. August 1796, ließ sich in Sterzing nieder und wurde dort Straßenmeister und Oberschützenmeister, in welcher Eigenschaft er am 17. August 1838 den Kaiser Ferdinand auf dessen Durchreise durch Sterzing begrüßte.

Prof. Josef Hirn, Sohn des Alois und der Therese Hirn, geborenen Insam-Stolz, war geboren am 19. Juli 1848 in Sterzing. Er widmete sich dem Studium der Geschichte, wurde 1886 an die Universität Innsbruck und 1897 an die Universität Wien berufen. Sein unübertreffliches Werk "Tirols Erhebung im Jahre 1809", das er in Patsch (Gedenktafel an dem Hause, am 15. August 1927 enthüllt) verfaßte, muß als Meisterleistung bezeichnet werden. Auch seine großen Werke über den Kanzler Bienner, Erzherzog Ferdinand ll. und Erzherzog Maximilian, den Deutschmeister, haben Ewigkeitswert. Josef war mit Adele Schneider (geboren 1857, gestorben Bregenz 5. September 1930), vermählt. die Ehe blieb kinderlos. Seine Schwester (geboren 23. Juli 1851 in Sterzing), war mit dem Schulrate Josef Damian (geboren 7. Oktober 1851 in Thiersee, gestorben Innsbruck 5. Mai 1930) vermählt und starb im Jahre 1905. Nach Josef Hirn wurde in Innsbruck am 10. Mai 1924 eine Straße getauft; er starb zu Bregenz am 7. Februar 1917.

Marian, geboren 22. November 1857 in Innsbruck, Bruder des Josef, widmete sich dem Justizdienste, war lange in Kufstein tätig, kam dann zum Oberlandesgericht Innsbruck, wurde dort Oberstaatsanwalt und Hofrat und lebt jetzt im Ruhestände in Innsbruck. Seine Tochter Helene Hirn lebt seit 18. Oktober 1921 als gefeierte Sängerin in Amerika, wo sie mit dem Univ.-Prof. Rinoldo Michels vermählt ist.

Ferdinand, geboren 23. Dezember 1875 in Silz, als Sohn des Bauers Vinzenz, gestorben 14. April 1915 in Innsbruck, Vetter des Josef, war Mittelschulprofessor und hat seiner Heimat ein großes Werk "Tirol 1809 bis 1814" hinterlassen. In Silz hatte die Familie Hirn lange Zeit die Postmeisterei inne, so Josef und Ferdinand Hirn, dessen letzter Bruder, der Forstmeister Edmund Hirn (geboren 1854) am 17. Februar 1928 in Silz starb.

Aus der gleichen Familie stammt der hervorragende Kupferstecher Marian Hirn, geboren 1. Juni 1780 in Obermieming, gestorben am 11. August 1801 in den Hofstallungen Nr. 1 in Wien, aus der Laimgrube, an Nervenfieber. Er war ein Stiefbruder des Schützenhauptmannes Josef Alois und ein Großonkel des Historikers Josef Hirn. Er hat sich als Schüler der Kunstakademie in Wien so ausgezeichnet, daß er schon nach einem Unterrichte von neun Monaten den ersten Preis erhielt. Er starb, kaum 80 Jahre alt. Sein Porträt des berühmten Sängers Marchesi in Wien, gibt eine Probe seiner großen Kunst. Ein anderer Marian Hirn, geboren 16. November 1801, Bruder des Alois, daher Onkel des Historikers, gestorben in Ladis im Oberinntale am 27. Februar 1858, war seit 1844 Seelsorger in Ladis, das in ihm einen großen Wohltäter verehrte. Sein segensreiches Wirken lebte in der Erinnerung der ganzen Gegend lange fort. Ein Franz Hirn war Kanonikus in Brixen und widmete als letzter Mitkämpfer von Spinges den auf dem Friedhofe zu Spinges (1797) begrabenen Tiroler Freiheitshelden im Jahre 1848 eine schöne Gedenktafel. Eine Franziska Maria Hirn war 1819 Präfektin des Ursulinenklosters in Innsbruck, ein Josef Hirn war im Jahre 1848 Landrichter und Tiroler Landtagsabgeordneter von Klausen.

So finden wir in allen Jahrzehnten der letzten drei Jahrhunderte Mitglieder dieser alttirolischen Familie in hervorragenden Stellungen in ihrer Heimat. Der uns vorliegende Stammbaum reicht bis Peter Hirn (1652) zurück: unter den angeheirateten Verwandten finden wir den Tiroler Dichter Kaspar Speckbacker (geboren 3. Juni 1819 in Obermieming, gestorben dort am 24. September 1899), dessen Mutter Johanna Hirn war, dann den Landrichter von Reutte, Balthasar Marberger, der mit Maria Theresia, Tochter des Roman Hirn, vermählt war.


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