Gipsbrüche (1824)
In einer Abhandlung über die wirtschaftlichen Verhältnisse rund um Füssen aus dem Jahr 1824, wird auch von den hiesigen Gipsbrüchen berichtet:
"...die Gipsbrüche außerhalb Füßen gegen den Alendsee, welche dem Fürsten von Oettingen-Wallerstein gehören. Der Gips wird akkordweise [...] gebrochen. Es wird in Fässern versendet [...]. Ein großer Theil von Baiern wird mit diesem für die Landwirthschaft so wichtigen Produkt versehen. Die Versendung geschieht größtentheils auf dem Lech auf Flößen, deren jeder ungefähr 60 Fässer oder 144 Centner aufnimmt. Der Transport von hier bis Regensburg berechnet sich auf 1 fl. 36 kr. vom Fäßchen, so daß man dort, und folglich auch in den untern Donau-Gegenden den hiesigen Gips wohlfeiler erhält, als den von Nürnberg, welcher obschon auf dem Platze nur zu 30 kr., im Preise doch durch die Land-Fracht zu theuer wird.
Der Gips wird hier gestampft und gemahlen, ungefähr 400 Fäßchen werden jährlich gebrannt, und dann kostet das Fäßchen 2 fl. 40 kr. Ungleich wohlfeiler ist der Tiroler Gips, der von Reitti herkömmt, und von dem das Fäßchen zu 2 Centnern nur 30 kr. kostet. Er ist dagegen auch ungleich schlechter, so daß er selbst in der hiesigen Gegend von keinem verständigen Landwirthe gebraucht wird. Daher kommt auch der so verschiede Effekt des Gipsens, indem der Gips von Reitti zwar diesen Namen führt, aber bei weitem das nicht leistet, was der Gips von den Fürstlich-Oettingenschen Gipsbrüchen. Eine chemische Untersuchung dieser beiden Gipsarten ist mir nicht bekannt geworden. Die Stadt besitzt indessen mehrere Mühlen, worin der Tiroler Gips gemahlen und dann ebenfalls größtentheils auf dem Lech versendet wird. Ein Gleiches ist der Fall in Pfronten, von wo aus der Gips nach Kempten und in die dortigen Gegenden kömmt.
Dieser Handels-Artikel, einige Marmor-Schneid und Schleif-Mühlen, theils von hiesigem, theils von Tiroler Marmor, eine Papiermühle, dann eine Getreideschranne, und mehrere sich hier durchkreuzende Straßen, und durchaus vortreffliche Vicinalwege, auf welchen besonders der Salz-Transport sehr stark ist, verbreiten hier viel Wohlstand und Lebhaftigkeit..."