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Im Gebirge erfroren (1926)
Salzburger Volksblatt vom 4. Aug. 1926
Im Nebel verirrt und erfroren. Am 27. v. M. früh begab sich der 69 Jahre alte Gastwirt Jakob Schonger aus Gries bei Lermoos auf den vierstündigen Weg über die sogenannte Ups und das Heberjoch nach der Neuweidalpe, um bei einem erkrankten Stück Vieh Nachschau zu halten. Am Sonntag wurde Jakob Schonger in der Nähe des Dufteltales unter dem Upsberg tot aufgefunden. Er hatte sich im Nebel verirrt und war erfroren.
Aus: Ausferner Bote vom 5. Aug. 1926
Lermoos. (Unglücksfall). Jakob Schonger, Gastwirt und Gutsbesitzer in Gries bei Lermoos kam auf unglückliche Weise um das Leben. Am Dienstag, den 27. Juli ging derselbe über den Ups nach der Neuweide, um bei einer vom Hirten als krank gemeldeten Kalbin nachzusehen. Als er am selben und nächsten Tage nicht heimkam, befürchtete die Frau bei diesem Unwetter das Schlimmste. Die Söhne suchten nach ihm, aber vergebens. Bei dem hohen Schnee auf den Bergen war es äußerst schwierig, den Verunglückten zu suchen und zu finden. Mit Aufgebot der Ortsfeuerwehr am Sonntag, den 1. August wurde das Upsgebiet abgestreift und endlich traf ihn sein Sohn Josef ober dem Spitzwalde tot daliegend hinter einem Bäumchen. Es dürfte durch Ueberanstrengung bei dem Alter von 69 Jahren tödliche Herzschwäche eingetreten sein. Schonger hinterläßt eine tieftrauernde Gattin mit 10 Kindern, 7 Söhnen und 3 Töchtern. Die Kinder sind zum Teil versorgt. Der älteste Sohn Jakob ist Landwirtschafts-Verwalter der Landesirrenanstalt in Hall und der jüngste jedoch erst 8 Jahre alt. Schonger war ein überaus umsichtiger und arbeitsamer Mann. Als langjähriger Dienst-Mann in Innsbruck ersparte er sich soviel, daß er die Gastwirtschaft samt größerem Anwesen in Gries kaufen konnte. Durch den Vieh- und Schweinehandel, den er hier nebenbei bis vor einigen Jahren betrieb, wurde er landbekannt. Im Vereine mit seiner mustergiltigen Gattin und Mutter legte er großen Wert auf gute Erziehung und Versorgung seiner braven Kinder.
Der Familie, von einem so schweren Schicksalsschlage betroffen, wird allseits großes Mitleid entgegengebracht.
der Gasthof Gries in Lermoos - Verlag A. Somweber - ca. 50er Jahre
