Von einem Automobil überfahren
Aus: Innsbrucker Nachrichten vom 8. Juni 1912
(Von einem Automobil überfahren.) Aus Reutte wird uns unterm 7. Juni gemeldet: Gestern gegen 2 Uhr nachmittags fuhr das der Firma Graß in München gehörige Automobil, in dem sich nebst dem Chauffeur zwei Engländer mit ihrem Dolmetsch befanden, von Reutte gegen Pflach. Zu dieser Zeit befanden sich gerade auch zwei Knaben des in Pflach wohnhaften Sägers der Firma Schretter namens Keller von der Kirche auf dem Heimweg. Als das Auto, das die gerade Strecke von Reutte nach Pflach in ziemlich schnellem Tempo fuhr, an den beiden Knaben vorbeifahren wollte, sprang einer derselben über die Straße, wurdde aber von dem Auto erfaßt und über die Straße hinausgeschleudert, wo er bewußtlos liegen blieb. Der Chauffeur hielt sofort
an, nahm den Verunglückten sowie den andern Knaben in den Wagen auf und fuhr mit ihnen nach Hause, von wo er nach Angabe der Adresse wieder weiter fahren wollte. Ein zufällig des Weges kommender Finanzwachmann, dem die Sache verdächtig vorkam, veranlaßte jedoch, daß der Chauffeur wieder umkehrte, um bei der Gendarmerie in Reutte sich gehörig auszuweisen. Der inzwischen eingetroffene Gemeindearzt Dr. Steeger konnte äußere Verletzungen von gar keiner Bedeutung, jedoch umso schwerere
innere konstatieren, denen das Kind auch um 5 Uhr abends erlegen ist. Zu bedauern ist die arme Familie, da die Frau im Wochenbett ist und von den drei Kindern eines krüppelhaft, das andere schwachsinnig, und das eine gesunde nun auf so bedauerliche Art und Weise das Leben lassen mußte.
