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Vom Feuer und Licht in früheren Zeiten



"Fuir und Licht nehmt wohl in acht"

Auszug aus den Außerferner Nachrichten vom 8. Juli 1950
Nach der Sage aller Völker kam das Feuer vom Himmel. Es ist dies der Blitz, welcher irgendwo zündete; dieses Feuer wurde sorgfältig gehütet und hat die indogermanischen Wanderungen mitgemacht bis zum Vestatempel in Rom. Die Hausfrauen späterer Zeit versorgte die Glut unter der Asche des häuslichen Herdes und entzündete am anderen Morgen daran das Schwefelhölzchen, d. i. ein Holzspan, welcher in geschmolzenem Schwefel getaucht worden war. Gelang das aber nicht, mußte sie "Fuir holen gien", was mit einem kürzeren oder längerem Plausch verbunden war.
Die Nachbarinnen beobachteten dies mit scheelen Augen, konnten aber nicht, wie im alten Rom, mit der lebendigen Einmauerung im Vestatempel vorgehen.

Dann kam die Zeit, in der man es gelernt hatte, den Funken dem Feuerstein mit Stahl zu entlocken, wie es heute noch bei der Weihfeier am Karsamstag getan wird. Damit war man weniger abhängig von der ewigen Flamme des häuslichen Herdes, und namentlich die konnten sich mit Hilfe des Zünders (Zunderschwamm) überall ihr Pfeifchen anzünden. Die Beleuchtung der Stube - in der Küche brauchte es neben dem offenen Feuer keine - geschah mit Kienspänen und durch das "Kämig" oder die "Luichte", das ist ein viereckiges Loch neben dem mächtigen Stubenofen, in dem ein Feuer von harzigem Zunder (Latschen, Legföhren) unterhalten wurde. Hier spielte sich das Leben an den langen Winterabenden ab.

Die Männer ruhten bei einem Pfeiflein von des Tages Mühen aus und die Mädchen holten ihr Spinnrad, es wurde Frohsinn und Scherz getrieben, es stellten sich auch Burschen ein zu Gesang und Tanz. Das hieß "Gunggl-Hus". So verstand man es, sich das Leben durch Arbeit und Kurzweil schön zu machen.

Ein großes Ereignis war es, als in den 50er Jahres des 19. Jahrhunderts ein Lermooser, der ini München gearbeitet hatte, die ersten Phosphorzündhölzchen mitbrachte. Ein Streich an der Wand oder am Hosenboden, und das Licht flammte auf! Später gab es Schächtelchen aus Messing mit geripptem Boden zum Aufbewahren und Anzünden der Hölzchen. Gar bald entstand eine kleine Hausindustrie zur Herstellung dieser Zünder und zwar in Biberwier, wo infolge des schwindenden Bergsegens Arbeitsmangel eingetreten war. Die alte Schmiede an der Fernstraße wurde zu diesem Zweck eingerichtet und auf dem Partenbirg zwei neue kleine Häuschen erbaut. Lange erzählte man noch, daß dort zwei Frauen, vom Phosphorfeuer ergriffen, als brennende Fackeln in das Moos hinunter rannten, aber dort den Brand nicht löschen konnten.

Ein Bund solcher Zünder mit 100 Päckchen kostete einen Gulden. Wegen der Gefährlichkeit des Phosphors für die Arbeiter und des Zunehmens der Brandschäden infolge Fahrlässigkeit wurden nach dem Aufkommen der Sicherheitszünder die Phosphorzünder verboten und die Besitzer der Erzeugungsbetriebe mit Geld entschädigt.

Mittlerweile war auch das Petroleum in unsere Berge gekommen, brannte anfänglich mit etwas Gestank und Rauch in primitiven zylinderlosen Lämpchen, bis dann das milde, sanfte Licht der guten Ampel die Stuben gemütlich erhellte, woran wir uns heute noch gerne erinnern. Bei den kurzen Arbeiten im Haus und Stadel bediente man sich in ältester Zeit des Kienspanes, steckte denselben auch zwischen die Balken, und es soll merkwürdigerweise nie ein Brand dadurch entstanden sein.
Später hatte man den "Fuirstuen", d. i. ein kleiner Tontiegel mit Henkel in welchen Schmalz mit einem Docht getan wurde. Der Name spricht aber dafür, daß dies ursprünglich ein ausgehöhlter Stein gewesen. Mit der Zeit kam man auf die Kerzen, welche auch im Hause gemacht wurden. Dazu benützte man Unschlitt (Rinds-, Schaf- oder Ziegenfett), das geschmolzen und in einen Stotzen (zylindrisches Gefäß) mit warmem Wasser gegossen wurde. Darin tauchte man die mit Wachs gesteiften Dochte aus Baumwolle, welche an einem entsprechenden runden Brette befestigt waren, zog sie dann in die Höhe, ließ sie erstarren und wiederholte das Verfahren so lange, bis durch dieses "Tunken" die Kerzen entstanden. Schön waren sie gerade nicht, erfüllten aber ihren Zweck, bis sie durch die fabriksmäßig erzeugten verdrängt wurden.

Der Nachtwächter machte seine Runden und sang dabei:

"Losnet an, Ihr Hearn und laßt Enk sagen,
der Hammer, der hat zehne g'schlagen.
Fuir und Liacht nehmt wohl in acht,
Gott geb' uns eine glückselige Nacht!"
J.M. - Lermoos


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