Chronik
für das Jahr 1796
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Der Vilser Oberbürgermeister Lob bittet das Pflegamt Vils, das Wetterläuten wieder zu bewilligen. Denn in den vergangenen Jahren, so Lob, hätten die Hochgewitter dem Getreideanbau sehr geschadet
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Der Vilser Salzrodausschuss bittet um eine Angleichung des Frachtlohnes, da auch die Kosten für Futter, Zoll und Weggelder angehoben wurden. Zudem verweist der Ausschuss darauf, dass von allen Rodstationen jene von Vils mit 6 Steilstücken und einer Wegstrecke von viereinhalb Stunden die beschwerlichste sei.
Das Gesuch wird jedoch vom Kreisamt abgelehnt, mit der Begründung, man müsse das Ärar (Vermögen eines Staates oder einer Körperschaft) wegen der Kriegszeiten vor allen Ausgaben schützen
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Das Blei für die Gewehrkugeln wird vorwiegend bei Biberwier in den Gruben des Bergwerks Silberleithen gewonnen
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Wegen der Flur- und Waldschäden in Musau anlässlich der Landesverteidigung in Roßschläg und Lechschanzl wird ein Lokalaugenschein anberaumt
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In Tannheim wird im April ein gewisser Michael Erd wegen Pfuscherei und Betrügerei zu drei Tagen bei Wasser und Brot festgesetzt. Trotz scharfen Verbotes hat er sich erneut in medizinischen Operationen geübt und leichtgläubigen Bauersleuten vorgegaukelt, er könne ihnen gestohlene Sachen wieder verschaffen
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Eine Erhebung im Juni ergibt ein ernüchterndes Bild - die Befestigungsanlagen auf Ehrenberg, dem Gaichtpass, der Ehrwalder Schanz und bei Roßschläg befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Am Gaichtpass wird daraufhin sofort mit der Errichtung einer Palisadenlinie begonnen. Auch auf Ehrenberg werden Gräben ausgehoben und zahlreiche Verhaue angelegt
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Ein Problem stellt die Aushebung lokaler Rekruten dar, da die meisten der wehrfähigen Männer im Ausland als Saisonarbeiter tätig sind. Die Situation macht es dennoch erforderlich, dass ab dem 7. Juli die verbliebenen wehrfähigen Männer mit Waffen ausgestattet werden.
Am 17. Juli treffen noch hunderte von Gewehren aus Innsbruck ein
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Vom Gerichtsamtmann Luger (Enger?) von Rettenberg ergeht eine Warnung an seinen Kollegen in Tannheim, da sich eine bis zu 900 Mann starke Räuberbande - aus Deserteuren bestehend - mordend, brennend und plündernd durch das Allgäu bewege
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Die französischen Truppen stoßen von Westen kommend gegen Vorarlberg und Schwaben vor. Am 12. August ziehen sich österreichische Soldaten aus Kempten nach Nesselwang zurück.
Da die französische Armee schier übermächtig immer weiter vorprescht, wird Mitte August am Fernpass eine weitere Verteidigungslinie eingerichtet. Am 21. August ziehen sich die Österreicher schließlich auch aus Immenstadt und Sonthofen zurück
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Aus Furcht vor den anrückenden Franzosen, aber auch wegen des Verhaltens der eigenen, der österreichischen Armee - insbesondere der österreichischen Husaren, flüchteten die Frauen des Tannheimer Tals mit ihren Kindern Ende August in das Gebirge. Auch in Reutte wird das schändliche Benehmen der Husaren angezeigt, woraufhin die Husaren schließlich aus dem Außerfern abkommandiert werden
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Am 27. August besetzte das Militär der Habsburger und zahlreiche einheimische Bataillone den Jochpass, wo schon bald zahlreiche erbitterte Kämpfe geführt werden. Die Zivilbevölkerung flieht großteils nach Reutte, denn auf beiden Seiten wird inzwischen mit grausamer Härte und Brutalität gegeneinander vorgegangen. In Pfronten werden beim Rückzug von den Österreichern viele Bauernhöfe in Brand gesetzt um den Franzosen kein Quartier und keine zurückgelassene Verpflegung zu hinterlassen. Am 13. September wagen die Franzosen schließlich einen Vorstoß gegen das Tannheimer Tal, werden aber zurückgeschlagen. Bei dem Versuch über den Oberdorfer Berg (Palmenberg) ins Tal zu gelangen, werden die französischen Soldaten von wehrhaften Talbewohnern in die Flucht geschlagen. Derweil besetzen die Franzosen aber die Stadt Kempten
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Bei Musau stehen mehrere Kompanien aus Reutte, Lechaschau und dem Lechtal bei der Roßschläg, der Lechschanz und am Kniepass
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Am 17. September wehren Tannheimer und Lechtaler Schützen einen französischen Angriff erfolgreich ab und werfen den Feind bis hinter Kempten zurück. Seither wird im Hochtal der 17. September als Talfeiertag gefeiert
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Mehrere Lechtaler Scharfschützen sind an den Jochübergängen postiert und halten dort Wache
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Mitte September gelingt es, die Franzosen bis hinter Kempten zurück zu drängen
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Im Oktober bricht eine eingeschleppte Viehseuche aus. Im Außerfern herrscht große Not, trotzdem wird bald daran gegangen die Verschanzungen der Ehrenberger Vorwerke wieder instand zu setzen
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Der Pfarrgemeinde Tannheim wird wegen des dort herrschenden Futtermangels und wegen fehlenden Bargelds die Bewilligung, 150 Stück junges Hornvieh und 100 Schafe ins Ausland zu exportieren, erteilt
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Anfang November zerstört eine Feuersbrunst die Mahl- und Schneidmühle des Johann Rief bei Nesselwängle ('in den Neßlwängler Bächen')