Chronik
für das Jahr 1901
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Das Elektrizitätswerk Reutte wird gegründet und es wird sogleich mit dem Bau des Kraftwerkes am Plansee begonnen. Die einstmals mächtigen Stuibenfälle werden dadurch aber zu einem großen Teil ihrer eindrucksvollen Kraft beraubt
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Als erste Außerferner Gemeinde erhält Jungholz ihren Anschluss an das elektrische Stromnetz
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Im Tannheimer Tal werden die ersten Stimmen laut, welche eine Neutrassierung der Straße über den Gaichtpass verlangen. Die alte Straße weist Steigungen von bis zu 30% auf und ist somit für die gestiegenen Anforderungen nicht mehr zeitgemäß. Bis zum tatsächlichen Baubeginn der Strecke werden aber noch acht Jahre vergehen
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Das 'Electrizitätswerk Reutte' wird in das Handelsregister eingetragen
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Im Januar wird in Lechaschau erstmals eine Hundesteuer ("Hundetaxe") eingehoben
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Am 5. März geht zwischen Bach und Stockach die Kontertal-Lawine nieder. Ein doppelspänniges Fuhrwerk entgeht nur knapp der Katastrophe
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"...am 19. März nachmittags von 12 bis 3 Uhr hat in der Gemeinde Bichlbach und deren Fraktionen Wengle und Aue ein heftiger Sturmwind in den Wäldern wie auch an Gebäuden großen Schaden angerichtet. Gleichzeitig wüthete der Sturm auch in Kleinstockach, [...] wo das Kirchthurmdach abgedeckt und in den Bach geschleudert wurde..."
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In Tannheim wird am 4. April um 11 Uhr nachts ein Brand im Haus des Landwirts Alfons Kleiner bemerkt. Zwei Stunden später liegt das Haus in Schutt und Asche, die in der Nähe befindlichen Gebäude konnten aber von den Feuerwehren des Tales gerettet werden
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Am Schwarzenberg bei Pinswang kommt es am 24. April durch Unvorsichtigkeit zu einem Waldbrand. Eine Fläche von etwa 4 Hektar wird dabei eingeäschert
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Am 18. Juli wird die Sägemühle des David Bader in Biberwier durch einen Brand zerstört
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Durch andauernden Regen kommt es Anfang August unter anderem in Stanzach zu Überschwemmungen und der Dorfplatz steht dabei 1 Meter unter Wasser. In Nesselwängle richtet der Hansjörgenbach Sachschäden an. In Wängle werden zahlreiche Felder durch abgegangene Muren verwüstet, in Rieden eine Brücke und in Weißenbach gar zwei Häuser fort gerissen. Des Weiteren wird von zahlreichen weiteren beschädigten Brücken und Straßen berichtet
Innsbrucker Nachrichten vom 5. August 1901
Andauernde starke Regengüsse in den letzten Tagen der vergangenen Woche haben in weiten Gebieten der Nordalpen Hochwasserkatastrophen mit Verkehrsstörungen zur Folge gehabt. Aus Reutte, 3. ds., wird uns berichtet: Schon seit einiger Zeit regnete es in hiesiger Gegend fast täglich. Gestern nachmittags und heute Nacht fiel der Regen in Strömen, so dass der Bach und alle Seitenbäche desselben dermaßen anschwollen, dass die ältesten Leute eines solchen Hochwassers sich nicht erinnern können. Um 10 Uhr nachts traten die Lein in der Gemeinde Wängle, der Leinbach und der aus dem Gundenthal bei Hornberg in der Gemeinde Höfen kommende Herrenbach aus ihren Betten. Aus dem Gundenthal kam eine Muhre, welche viele Cubikmeter große Steine mit sich brachte und ca. 50.000 m2 Ackerfeld, sowie auch die Reichsstraße in einer Länge von ca. 200 m überschüttete. Mehrere Menschenleben und zwei Häuser standen in Gefahr.
Der Lech hat zwischen Höfen und der Fraction Platten das ganze Archgebäude, welches in den letzten Jahren mit großem Kostenaufwande hergestellt worden ist, zerstört. Besonders heftig wüthete auch der aus dem Birkenthal kommende Weißenbach. In Unter-Gaicht bei Weißenbach schwemmte er zwei Häuser mit Gipsmühlen fort. Auch das dortige Gasthaus stand in Gefahr. Einiges Vieh dürfte in den Wellen den Tod gefunden haben, denn morgens bemerkte man auf der Lechbrücke in Lech-Aschau in den tosenden Fluten ein todtes Schwein. Im Orte Weißenbach riß es die Brücke fort, so dass der Verkehr in das Lechthal unterbrochen ist. Besonders arg hausten auch die Wildbäche in der Gemeinde Nesselwängle im Tannheimerthale. Das ganze Dorf ist buchstäblich eingemuhrt. Das Wasser drang in viele Häuser, so dass die Möbel in den Zimmern herumgeschwommen sind. Zwischen Nesselwängle und Weißenbach ist die Reichsstraße an vielen Stellen zerstört, so dass wochenlang der Verkehr unterbrochen sein wird.
Der Ort Breitenwang bei Reutte liegt theilweise unter Wasser. Auch die Bäche im Ammerwalde haben großen Schaden angerichtet. Der Verkehr nach Linderhof—Oberau und nach Garmisch—Partenkirchen ist unterbrochen.
Aus Plansee, 3. ds., wird berichtet: Infolge heftiger Regengüsse ist die Straße nach Linderhof in der vergangenen Nacht durch Muhrbrüche an vielen Stellen sehr beschädigt worden, sodass der Verkehr mit Fuhrwerken derzeit unmöglich ist. Am nordöstlichen Ende des Plansees versperrte eine große Muhre den Archbach, den Ausfluss des Plansees, sodass die herrlichen Stuibenfälle bis heute vormittags 10 Uhr ohne Wasser waren, resp. nicht existiert haben. — Der Regen hat aufgehört, das Barometer steht gut.
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Die Coburger Hütte, unweit des Sebensees in den Mieminger Bergen, wird erbaut. Die Einweihungsfeierlichkeiten werden am 6. August begangen
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Innsbrucker Nachrichten vom 12. Aug. 1901
(Gewitter und neuerliche Wasserschäden im Lechthale) Aus Reutte wird uns unter dem 11. ds. geschrieben: Heute nachmittags zwischen 4 und 6 Uhr war hier ein sehr starkes Gewitter. Der Blitz schlug in die Stallung der hiesigen Fabrik ein und tödtete die zwei sich darin befindlichen sehr wertvollen Pferde. - Gestern hatte es im oberen Lechthale ein heftiges Gewitter. Die Lechthaler-Straße ist neuerdings an vielen Stellen vermuhrt. Die von Stanzach nach Hornbach führende Lechbrücke soll fortgeschwemmt worden sein.
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Ein Schadenfeuer in Weißenbach äschert das unbewohnte Anwesen des Gerbers Cerne(?) ein
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Am 8. Oktober kommt es zu einem Brandereignis durch einen defekten Kamin, in Lechaschau fallen diesem zwei Bauernhöfe zum Opfer
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Der Alpengasthof Ammerwald wird durch einen Brand zerstört
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Am 20. Oktober um halb drei Uhr nachmittags fällt der eineinhalb Jahre alte Anton Feistenauer in Höfen in eine Jauchegrube. Er ertrinkt in der gerade einmal 60 Zentimeter hoch gefüllten Grube
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In Untergiblen (Elbigenalp) bricht am 5. November um halb 2 Uhr in der Früh ein Feuer aus, das binnen kürzester Zeit das Anwesen des Stukkateurs Johann Knittel samt Wirtschaftsgebäude in Schutt und Asche legt. Schon bald erscheinen Indizien die den Schluss zulassen, dass es sich dabei um Brandlegung handelte. Im März 1902 werden zwei Frauen aus Elbigenalp schließlich deswegen zu 8 und 3 Jahren Haft und einer Schadenersatzleistung verurteilt