Gutschau, Häternach, Rauchwand, Alach, Luxnach, Ebele, Unterhöf, Unterhäselgehr, Oberhäselgehr, Schönau, Ort, Grießau
die im mittleren Lechtal gelegene Gemeinde Häselgehr von Westen
Namensherkunft
Im Jahr 1358 scheint erstmals der Vorläufer des heutigen Ortsnamens als
Hasligeren in einer Urkunde auf, was soviel bedeutet wie
mit Haseln(uss) bewachsener Gehren (Gehren = keilförmige Flurform)
Münzfunde
Bei der Ernte von Kartoffeln werden auf einem Acker 4 Münzen aus der Zeit des römischen Kaisers Antonius Pius (138 - 161 n. Chr.) aufgefunden.
Toserbach (Doserbach)
Tirol und Vorarlberg - Johann Jakob Staffler (1841)
"...der Toserbach meistens am 24. April aus einer Felsengrotte in voller Stärke hervorbricht, sich schäumend und tosend über sein steiniges Bett in die Tiefe wälzt, da eine Mühle treibt, und dann am 11. November plötzlich versiegt. Dieß Erscheinen und Verschwinden wiederholt sich jährlich und fast immer zur bemerkten Zeit..."
Jagd und Bergmähder
Um das Jahr 1500 wird die Hirschjagd in Häselgehr im Jagdbuch des Kaisers Maximilian I. vermerkt.
Die steilen Bergmähder im Gemeindegebiet standen schon seit alters her für den Segen aber auch Fluch der Gemeinde. Wie wichtig diese Mähder für die Bevölkerung waren ist selbst im Gemeindewappen der Gemeinde sichtbar. Der im Wappen dargestellte Gegenstand zeigt einen Losbehälter, welcher verwendet wurde um nach altem Brauch alle vier Jahre die einzelnen Bergmähder durch das Los auf die Bauern aufzuteilen. Diese Gepflogenheit endete erst im Jahr 1963.
Neben der Mühseligkeit der schweren Arbeit in den Bergmähdern trafen immer wieder auch die Unbilden des Wetters die Menschen, die dort oben für die Sicherung der Existenz als Bergbauern das Heu von den steilen Pleisen einbrachten - wie etwa die drei Bauern
Franz Berwanger,
Josef Lämmle und
Emanuel Lang, welche am 1. August 1931 in einem Unterstand ein Gewitter vorüber ziehen lassen wollten und noch in dem vermeintlich sicheren Zufluchtsort vom Blitz erschlagen wurden.
die Pest
Schwere Zeiten musste die Lechtaler Gemeinde in den Pestjahren von 1633 bis 1635 hinnehmen. Gerade rechtsseitig des Lechs gab es bittere Verluste an Menschenleben zu beklagen. Manche Quellen beziffern die Opferzahl mit mehr als der Hälfte der
Votivtafel in der Pestkapellehl. Sebastian in Grießau
Bewohner. Für 1696 ist ein Kapellen-Neubau auf der Grundlage einer älteren Kapelle bekundet. Die Sebastians-Kapelle erhielt in ihrem Umfeld einen heute allerdings nicht mehr genutzten Friedhof.
Bierbrau-Tradition und Glockengießerei
Schon im Jahr 1660 wurde im Ort eine Bierbrauerei gegründet. Es war dies die Brauerei zur Sonne, welche bis 1906 im gleichnamigen Gasthof bestand. Von 1901 bis 1907 gab es die Brauerei "zur Krone" in Häselgehr 76.
Ab diesem Zeitpunkt ging die Brau AG daran die Braurechte auch im Lechtal aufzukaufen. Die Brauerei "Krone" wurde daraufhin zur Sennerei umfunktioniert, welche bis in die 1940er Jahre hinein bestand. Das Gebäude wurde schließlich 1999 abgerissen.
Im Ortsteil Häternach existierte der sogenannte "Bierkeller", ebenfalls ein kleiner Braubetrieb [
1].
1786 wird in der Gemeinde mit dem Gewerbe der Kleinglockengießerei begonnen, welches erst 1965 mit Franz Friedle ("Teiler's Franzle") als letztem Glockengießer wieder endet. Gefertigt wurden vor allem Schellen und kleine Glocken für die Weidetiere [
2].
Tirol und Vorarlberg - Johann Jakob Staffler (1841)
"...besondere Erwähnung verdienen die mehren Gelb- und Glockengießereien, wovon jene des Ulseß und Komp. mit dem besten Erfolge, selbst mit entsprechendem Absatze ihrer Fabrikate in das Ausland, betrieben wird. Heßelgehr hat auch eine Bierbrauerei und ein vortreffliches Gasthaus..."
Kirchengeschichte
Die 1701 errichtete Kirche hatte eine Kapelle als Vorgängerbau welche dem Bischof Martinus von Tours geweiht war, deren Entstehungszeit jedoch nicht bekannt ist. 1720 wird Häselgehr zur Kaplanei erhoben und schon 30 Jahre später ist die Errichtung des Turmes und eine Vergrößerung des Langhauses bekundet.
Offenbar war aber auch dieser Kirchenbau bald zu klein geworden, denn im Jahr 1803 wird die Kirche beinahe vollständig abgerissen und anschließend in ihrer heute bekannten Form wieder errichtet. 1806 werden die Deckengemälde von Karl und Josef Anton Selb geschaffen. Am 1. September 1811 erhält sie ihre Weihe.
Lawinenkatastrophen
Der Lechtaler Ort Häselgehr Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Maler Max Kuhn
1793 geht vom Heuberg eine Lawine ab und zerstört 3 Häuser. Aus den Trümmern können 4 Menschen lebend geborgen werden, für 7 weitere Personen kam aber jede Hilfe zu spät.
1951 zerstört ein Lawinenabgang 13 Hektar Wald. Der Ort selbst entgeht nur knapp einer Katastrophe.Das Ereignis wird jedoch zum Anlass genommen, die erste großflächige Lawinenverbauung Österreichs zu errichten.
Am 8. Februar 1984 zerstört die Haglertal-Lawine den gerade im Bau befindlichen neuen Schießstand, welcher nördlich der Gemeinde errichtet wird. Heute erinnern lediglich noch die Grundmauern an dieses Ereignis, welche sich am Beginn der Viehweide auf einer Böschung finden.
In jüngster Zeit (1998 und 2002) wurde vor allem das im Häselgehrer Gemeindegebiet gelegene Haglertal immer wieder für Wintersportler (Skitourengänger) zum Verhängnis - 1998 sterben vier Garmischer in einer Lawine am Luxnacher Sattel, 2002 werden zwei Einheimische von einer Lawine im Haglertal verschüttet und kommen dabei um.
Lawinenverbauungen
Der seit Alters her als Bergmahd genutzte Heuberg wurde aufgrund seiner Lawinengefährlichkeit in jüngster Zeit mit enormem Aufwand mittels Lawinenverbauungen gesichert. Heute befindet sich an dem Berg eine der größten Lawinenverbauungen ganz Mitteleuropas.
Einzelnachweise
1. Hinweis von Anita Walch-Lang
2. Werner Friedle - So war es früher... (Außerferner Rundschau; 13. März 2019)
Bilder