Breitenwang am Ostrand des Reuttener Beckens
Von den Römern bis in die karolingische Zeit
Es wird angenommen, dass sich Breitenwang aus einem ehemaligen Reichshof von 843, und somit aus karolingischer Zeit, unter alemannischer Besiedelung entwickelte. Es wird weiters vermutet, dass diesem Königshof im Keltensteingau eine Station an der Fernpassstrecke zugrunde lag, welche bis in die Zeit der römischen Herrschaft (
Via Claudia Augusta, Funde zahlreicher Münzen aus der römischen Kaiserzeit) zurückreicht.
Die Welfen
Gerade in seiner ersten Entstehungsphase ab dem 10. Jahrhundert sind verschiedene Streubesitzungen im Gebiet von Oberschwaben kommend über Pinswang bis nach Breitenwang (vermutlich sogar bis zur Wasserscheide bei Lähn /
Herzog Welf VI. - Welfenmünster Steingaden
Bichlbach) geprägt von der Herrschaft der Welfen. So geht auch die erstmalige urkundliche Erwähnung im Jahr 1094 mit einer Schenkung in Breitenwang - als auch die örtliche Kirchengründung - auf dieses Herrschergeschlecht zurück.
Eine Markgenossenschaft bildete sich ebenfalls im 11. Jahrhundert im Bereich von Breitenwang aus. Als Zentrum des Gebietes zwischen Pinswang und Bichlbach wurde von hier aus durch Rodung das Land kultiviert und urbar gemacht.
Immer wieder wurde die Altstraße durch das Außerfern auch für Heereszüge der Könige und Kaiser genutzt um ihre Besitztümer südlich oder auch innerhalb des Alpenbogens zu erreichen. Wie auch am 4. Dezember 1137, als Kaiser Lothar III. auf dem Rückweg von Italien in einer "ärmlichen Hütte" (heute die Dorfstraße 3) im Beisein seines Schwiegersohns dem Welfen Heinrich X. 'dem Stolzen' stirbt.
Der erbenlos gewordene Welf VI. verkaufte seine Besitztümer in Italien dem inzwischen zum Kaiser gekrönten Friedrich I. 'Barbarossa'. Auch die übrigen, durchaus zahlreichen Besitzungen des Welfen vermachte er an Kaiser Friedrich I. - regierte sie aber bis zu seinem Ableben selbst. Das Erbe trat schließlich der Sohn Kaiser Friedrichs, der König und spätere Kaiser Heinrich VI. am 15. Dezember 1191 an. Damit vollzog sich auch der Herrschaftswechsel von den Welfen hin zu den Staufern.
Kirchengeschichte
Bis 1122 ist der Ort seelsorglich dem Kloster Sankt Mang in Füssen unterstellt. Um 1150 erhebt Sankt Mang Breitenwang schließlich zur eigenständigen Pfarre.
Niedergericht bzw. Dingstuhl
Für das ausgehende Mittelalter wird in Breitenwang ein Dingstuhl genannt. Eine Art Niedergericht, bei welchem unter freiem Himmel über Streitfragen um die gemeinschaftliche Nutzung der Weiden, Wald- und Almflächen Recht gesprochen wurde.
Abbau von Gips
Bedeutende Abbauorte für Gips gab es am Roßrücken, an der Verbindungsstraße zwischen Breitenwang und dem Plansee. Auch am Stegerberg und im Zwieseltal wurde der Baustoff gewonnen.
Notizen zum Pfarrbezirk Breitenwang, Josef Kögl (1830)
"...in der Nähe liegen recht ergiebige Gypsbrüche, bestärkend den Gedanken, daß Brod aus Steinen wachse. Sie beschäftigen viele Hände. Theils zum Mehle zermalmet, theils in rohen Steinen wird der Gyps nach Bayern verführt, und als Dünger auf Aeckern und Wiesen vorteilhaft verwendet. Man gräbt bisweilen daselbst schön weißen, rothen und bunten Alabaster, auch Selenit oder Gypsspath in ziemlicher Anzahl..."
Herrschaftliches Andenken
Gedenktafel zum Andenken an die einstigen Habsburger Herrscher und deren Wirken
Übersetzung der Inschrift zu Kaiser Maximilian I.:
"Maximilian I. strahlender Herrscher
Viele Male durchstreifte er als Jäger diese Gegend, die Straßen ließ er sichern und verschanzen, er förderte den Handel und den Erzabbau in den umliegenden Gebirgen.
Ob dieser Wohltaten wollen wir bis zum heutigen Tage unsere Dankbarkeit ausdrücken und auch künftigen Generationen soll sein Andenken erblühen."
Bad Kreckelmoos
Im Kreckelmoos bei Breitenwang wird 1555 eine 'Badehütte' errichtet. Sechs Jahre später wird die 'Hütte' durch ein 'festes Haus' ersetzt.
St. Rochustag und St. Magnustag
Anfang August 1665 wird die Durchführung des St. Rochustags und St. Magnustags beschlossen. Zur Abwendung der Pest und anderer Krankheitsbedrohungen, sollen die in den Wiesen und Feldern vorkommenden sehr schädlichen Würmer beseitigt werden. Da diesem verderblichen Unheil jedoch nach damaliger Auffassung nur mit geistlichen Mitteln beizukommen war, gelobten die Bürger des Marktes Reutte und der Pfarre Breitenwang an jenem Tag einen feierlichen Gottesdienst abzuhalten.
Falger'sche Papierfabrik
Im Jahr 1766 wird im Gsperr die Falger'sche Papierfabrik gegründet.
Wasserzeichen der Papiermühle unter Karl Josef und Ignaz Falger sowie unter Josef und Anton Falger in Reutte (Aus: Das Tiroler Oberland - Die Bezirke Imst, Landeck und Reutte; Gert Ammann - 1978)
Notizen zum Pfarrbezirk Breitenwang, Josef Kögl (1830)
"...bei Mühl, einem gewerbigen Dörfchen, ist die am Achwasser angebrachte falgerische Papiermühle, in ihrer innern Einrichtung sehenswerth..."
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