Foto: Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek (Lizenz)
erste urkundliche Erwähnung: 1263?
Fläche: 30,75km²
Höhe: 826m
Ortsteile: Schönbichl, Stegen
Vilser Stadtgasse beim Oberen Tor
Altweg
Bereits zur Zeit der Römer verlief ein Altweg durch das Gebiet von Vils. Ein Seitenast der
Via Claudia Augusta verlief von Reutte / Pflach aus in nordwestlicher Richtung über Nesselwang hinaus zu der damaligen Römerstadt Cambodunum - dem heutigen Kempten.
Ortswechsel
Eine Sonderstellung nimmt Vils in mehrerlei Hinsicht ein - zumal auch die einzige Stadt des Außerferns.
Der ursprüngliche Kern lag östlich der heutigen
Ruine Vilsegg und südlich der Vilser Scharte - dem niederen Übergang zum Alatsee - und gehörten diese ersten Höfe dem Kloster St. Mang in Füssen an. Noch heute wird für diesen alten Siedlungsbereich der Flurname 'das Dorf' verwendet. Durch die häufigen Überschwemmungen verlor dieser aber bald an Bedeutung und zogen die Bewohner an den geschützteren Ort auf der gegenüberliegenden Talseite - an den alten Verlauf der Straße nach Kempten.
Auszug aus einer Festschrift des Ignaz P. Dengel - 1927
Die alte Ueberlieferung spricht von einer ehemaligen Judenniederlassung an dieser Stelle. [Anmerkung: der heutige Stadtkern] Die Juden seien — das geschah oft im Mittelalter — vertrieben worden und die Insassen des alten Dorfes hätten sich an ihre Stelle gesetzt. Sicher ist jedenfalls das eine, daß die ursprüngliche Siedlung in der Niederung, die abseits der Straße lag, allmählich aufgelassen und als Ackerboden verwendet wurde.
Im 14. Jahrhundert erhielten die Hohenegger Vils vom Reichsstift Kempten als Lehen. Ihr Herrschaftsgebiet erstreckte sich bis nach Musau und Unterletzen.
Vilsegg und die St. Anna Kirche
Burgruine Vilsegg und die darunter liegende St. Anna-Kapelle
Hochaltarbild in der St.-Anna-Kirche
Die ursprünglich aus dem Westallgäu stammenden Herren von
Hohenegg saßen ab 1313 auf der um 1220 erbauten Burg
Vilsegg. Bald nach ihrer Ankunft auf Vilsegg dürften sie auch mit dem Bau der darunter liegenden St. Anna Kirche begonnen haben. Mit großer Wahrscheinlichkeit geht der Glockenturm auf diese Zeit zurück, was seine romanischen Stilelemente erklären würde. 1506 dürfte es zu größeren baulichen Tätigkeiten an dem Langhaus gekommen sein.
1514 erhalten die 'Edlen Rudolf, Andreas, Hans und Matthias von Hohenegg' das seltene Recht auf Hals- und Blutgericht bei geschlossener Tür. Das heißt, sie durften damit im geheimen Recht sprechen und Gericht halten. Seit dieser Freiheit von 1514 soll,
"wenn die Volkssage nicht irrt, das Blutgericht nicht mehr in der Stadt Vils, sondern in einem Thurmgewölbe der Burg Vilseck seine unheimliche Malstätte [= Gerichtsstätte] gefunden haben" [
1].
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts trat Joseph Benedikt von Rost als Pfleger von Vils an und veranlasste bald eine Barockisierung der kleinen Kirche am Fuße der Burg.
1787 ergeht ein Bittschreiben der Vilser Bevölkerung an das Kreisamt Oberinntal, welches die Aufhebung der vorangegangenen Kirchensperrung durch Kaiser Joseph II. wenigstens für die Annakirche erwirken sollte. Tatsächlich wurde eine Untersuchung des Falles angeordnet und eine Nutzungserlaubnis der Annakirche für den 'Notfall' gestattet. Die Vilser wollten sich damit aber nicht zufrieden geben und erwirkten eine nochmalige Prüfung der Angelegenheit, welcher noch eine längere Korrespondenz folgte. Letztlich konnte sich die Vilser Bürgerschaft durchsetzen und behielt die Annakirche sowie auch das dazugehörige Kapitalvermögen zurück um die Instandhaltungskosten bestreiten zu können.
Im 19. Jahrhundert war die bayerische Königsfamilie aus dem Hause Wittelsbach häufig in dem kleinen Kirchenbau zu Besuch.
Stadterhebung
das sogenannte Asylkreuz am Vilser Stadtplatz
1327 wird Vils durch König Ludwig dem Bayern zur Stadt erhoben. Eine Besonderheit stellte dabei das "Freyungs- und Asylrecht" dar.
Vor dem westlichen Stadttor von Vils wird noch vor 1475 eine Kapelle 'zum Heiligen Geist' erbaut. Später wird die Kapelle zu einem Spital umfunktioniert, welches der ärmeren Bürgerschaft und durchreisenden Pilgern als Unterkunft dienen soll. Der Standort 'vor dem Stadttor' ist mit bedacht gewählt, um im Seuchenfall die Kranken außerhalb der Stadt unterbringen zu können.
Der tirolische Lechgau von Christian Schneller (1864)
"...das wiesenreiche Pfrontner Thal und hart an der Grenze zeigt sich ein Dorf - doch nein, es ist eine Stadt, wenn auch die kleinste in Tirol und vielleicht in der ganzen Monarchie - Vils (mit kaum 600 Einwohnern). Die Dankbarkeit des Kaisers Ludwig des Bayers gegen einen Herrn v. Hohenegg gab im J. 1327 einem unscheinbaren Flecken gleiche Statuten und Rechte wie der Reichsstadt Kaufbeuren, aber die neue Stadt gedieh nicht, weil die Bedingung einer günstigen Lage fehlte und der einzige hohe Gönner zu früh starb..."
Beim oberen Tor stand das heute noch erhaltene Schlössel oder Pfleghaus. Die Landstraße führte früher von oben durch die Stadt hinab und verließ diese beim unteren Tor neben dem Wirtshaus zum "Schwarzen Adler". Dieses zweite Tor hatte einen Turm, der als Gefängnis diente, und daneben stand das untere Amtshaus. Vils hatte sogar zwei Vorstädte, Obertor und Untertor genannt, das sind jene Höfe und Häuser, die außerhalb der Stadtmauer lagen.
Brandkatastrophe
Im Jahr 1673 zerstört ein großes Brandereignis mehrere Häuser in der Stadt.
Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt
Ein Kirchenbau erscheint zu Beginn des 14. Jahrhunderts als wahrscheinlich. Bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts dürfte es zu einem Brand gekommen sein, welcher jedoch nicht den kompletten Kirchenbau schädigte, sondern nur Teile davon. Danach ist für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts mit Reparaturarbeiten zu rechnen.
Vordruck zum "Milch-Schütten"
Die Stadtpfarrkirche von Vils erhält ihr heutiges Aussehen in den Jahren 1709 bis 1714 durch einen Neubau, wobei einer der zwingenden Gründe für diesen Entschluss der auf instabilem Untergrund errichtete Kirchturm darstellte. Der Turm wurde im Zuge der Neuerrichtung zwar von der Nord- auf die Südseite verlegt, jedoch war auch die Wahl des neuen Standplatzes nicht optimal. Auch der neugebaute Turm neigte sich nach einem Erdbeben im Jahr 1755 zur Seite. Wer sich den Turm heute genauer besieht, wird eine deutliche Neigung gegen Osten erkennen.
Vils und der Geigenbau
In Vorbereitung
Gewerbe in Vils
Die Ziegelei & Doppelfalzplatten-Fabrik in Vils (1901)
In Vorbereitung
Sennerei-Genossenschaft Vils
Die Inbetriebnahme der Sennerei-Genossenschaft Vils ist (mir) noch nicht bekannt, aber schon 1914 bietet sie mittels Zeitungs-Anzeige die Winter-Milch auf dem Versteigerungsweg zum Verkauf an.
Bilder
Einzelnachweise
1. Geschichte des Allgäus; Baumann - Bd. 2, S. 296 (1883)