In der Nähe von Reutte befinden sich zwei Seen; der eine, der Urisee, liegt oberhalb Mühl auf einem Vorsprung des Dürrenberges, der andere jenseits des Thales auf einem Vorsprung der Gernspitze und heißt Frauensee.
Im ersteren haust ein Drache, der nachts zuweilen feurig hinüberfliegt zum jenseitigen Frauensee. Der Drache soll, wie einige behaupten, sieben Köpfe haben und sich zuweilen am sandigen Ufer sonnen; andere wollen ihn schon gesehen haben, daß er aussah "auf eine Art wie ein geschundenes Roß".
An Stelle des Urisees stand vor Zeiten eine Schmiede, die gutes Erträgnis hatte. Leider aber war die Frau des Schmiedes eine Schlange und so gottvergessen, daß sie, als ihr Söhnchen einmal in den Straßenkot gefallen war, statt eines Tuches oder Schwammes frischgebackene Brotkrume nahm und es mit diesem abtrocknete und reinigte. Dadurch erzürnte die Schmiedsfrau den Himmel so sehr, daß die Schmiede versank und der See entstand, in dem nun die frevelhafte Frau als Drache Strafe und Pein erleidet.
Reiser, 1895
Eine Viertelstunde nördlich von Breitenwang liegt ein Weiler von zwölf Häusern, des Namens Mühl, und neben diesem ein kleiner See. In diesem See wohnt ein Drache; dieser fliegt bei nächtlicher Weile feurig aus dem See heraus und nach einem anderen am linken Lechufer, und dann wieder zurück.
Vor Zeiten stand an der Stelle des ersten Sees eine Schmiede, die gute Nahrung hatte. Leider aber war die Frau des Schmiedes eine Schlampe, und so gottvergessen, dass sie, als ihr Söhnchen einmal in den Straßenkot gefallen war, statt eines weichen Tuches oder Schwammes, frischgebackene Brotkrumen nahm und es mit diesen abtrocknete und reinigte. Dadurch erzürnte die Schmiedsfrau den Himmel so sehr, dass die Strafe der Versinkung über ihr Haus verhängt wurde. Dies geschah; an die Stelle der Schmiede trat der See und die Frau wurde in einen Drachen verwandelt, der nun als Feuerdrache im Wasser Pein leiden muss.
Deutsche Alpensagen - Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg (1861)