Schon früher war es nie ganz geheuer in der Gegend um die Ehrenberger Klause. Seit geraumer Zeit geht dort aber gar ein schwarzer Pudel, der Klaushund genannt, um. Er erschreckt durch sein Zähnefletschen und wildes Knurren die Wanderer, welche oft auch noch nachts durch dieses Gebiet müssen.
Manche meinen, dies sei der Geist eines Verräters, der während des Dreißigjährigen Krieges den schwedischen Truppen einen verborgenen Weg durch die Ehrenberger Klause und somit in den Rücken der Tiroler Landesverteidiger gezeigt habe. Jedesmal in der Nacht, in der sich der Verrat jährt, muss der Hund von Ehrenberg bis zum Arlberg und wieder zurück laufen.
Vielfache, zum Teil sehr weit ausgesponnene, zum Teil auch verworrene Sagen gehen in der Gegend der geschichtlich so hochberühmten und strategisch wichtigen Ehrenberger-Klause und der Burg Ehrenberg, oberhalb Reutte, im Volk um, und zwar von einem großen schwarzen gespenstigen Pudel, den das Volk aber nur den „Klaushund" nennt. Viele wollen ihn die Straße ab und auf wie toll rennend erblickt haben; Manche schwören, dass er ein Menschengesicht habe und in ihm die verdammte Seele eines Landesverräters wohne, der zur Zeit des Schwedenkrieges den Feinden den Pass verraten, und dadurch ein entsetzliches Blutbad veranlasst habe. Zur Strafe dafür wurde dieser Verräter in einen schwarzen Hund verwandelt, der in gewissen Nächten von der Klause bis nach Arlberg und wieder zurück laufen muss.
Er kann zwar Niemandem schaden, schreckt aber doch die Wanderer furchtbar, und ein Bäuerlein von Rankweil, welches eines Abends noch auf seiner Wiese mähte, hätte bald den Tod davon gehabt, als es den furchtbaren schwarzen Hund mit seinen Feueraugen erblickte. Dieser Pudel ist noch nicht gebannt, und soll auch nicht zu bannen sein.
Deutsche Alpensagen - Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg (1861)