Wenn man von Reutte die Straße nach dem Plansee geht, sieht man, vor man zum Roßrücken ansteigt, rechts von der Straße das Kreckelmoosbad liegen. In diesem geräumigen Gebäude spukte ehedem lange Zeit "der Kreckelmoosgeist". Wenn man sich nachts auf die Ofenbank setzen wollte, ward man vom Geiste herabgeworfen, und auch im Stalle, wo er sich gewöhnlich in einer Ochsenkrippe aufhielt, trieb er allerlei Unwesen, warf die Knechte hinaus, ließ nächtlich das Vieh los oder belästigte es unterschiedlich. Beim Heuen
Bad Kreckelmoos heute
im Sommer war er zuweilen auf der Wiese zu sehen, und nicht selten hielt er beim Heuladen dem Aufbieter die Gabel plötzlich fest, ohne daß er dabei sichtbar gewesen wäre.
Über die Herkunft des Kreckelmoosgeistes erzählen einige folgendes. Vor mehreren hundert Jahren war einmal zur Kriegszeit lange ein fremder vornehmer Offizier im Kreckelmoosgebäude einquartiert. Bei seinem Wegzuge ließ er drei Fässer zur vorläufigen Aufbewahrung zurück und erklärte, wenn er binnen eines Jahres nicht wieder komme, solle man die Fässer unter einer bestimmten Adresse, die er dem Wirte aushändigte, fortschicken. Das Jahr verging, ohne daß der Fremde zurückkehrte; aber auch die Fässer blieben vernachlässigt, und so vergingen Jahre, bis zuletzt die Kreckelmooser dieselben öffneten. Oben befanden sich nur Schuhnägel; aber weiter unten kamen lauter blanke Goldmünzen, die sich nun die Kreckelmooser zueigneten. Dadurch wurden sie außergewöhnlich reich, kauften sich viele Felder und Grundstücke, errichteten in Triest, Trient und Bozen Kaufhäuser und hatten zuletzt sogar eigene Schiffe auf dem Meere schwimmen. Aber das unrechtlich erworbene Gut that kein gut und brachte kein Glück. Sobald der erste Kreckelmooser starb, begann die Unruhe im Hause, denn er mußte nun geisten und so alle Nachfolger, bis endlich der letzte Sprößling des Geschlechtes verarmt als Kind starb. Bei dessen Tod soll schrecklicher Lärm entstanden sein, und eine "sechsspännige Kutsche" sei die ganze Nacht um das Haus herumgefahren. Später hat man dann den Kreckelmoosgeist unter Musik in die nahen Stuibenfälle gebannt.
Reiser, 1895