Bei Pflach steht auf einem kleinen Hügel neben der Arch und dem Wege zum Pestfriedhof eine Kapelle, die man die Hüttenkapelle heißt, weil in der Nähe ehedem ein Hüttenwerk gestanden hat, in dem die Erze vom Säuling verschmolzen wurden. Auch die nahe Mühle heißt jetzt noch die Hüttenmühle. In der Kapelle soll früher an Sonntagen abends nach Gebetläuten jedesmal ein Geistlicher mit priesterlichem Gewand, aber ohne Kopf zur Sakristei herausgekommen sein, der in seinen Armen ein "Schenkkind" trug. Was er dann weiter that, weiß man nicht; denn die Leute, die ihn sahen, sind jedesmal entsetzt zur Kapelle hinausgesprungen. Ein Mädle, das um diese Zeit einmal noch im Kirchlein betete, erschrak an dem Geiste so sehr, daß es ganz verrückt wurde und es seiner Lebtag auch blieb.
Auch im Thurme war es früher nie ganz recht, und wenn der alte Hüttenmüller nachts mit seinem Fuhrwerk vorbei kam, verstummten jedesmal die Pferdeglocken, und die Rosse fingen an zu zittern und zu schwitzen, daß sie dann in der Mühle ganz erschöpft und schweißtriefend ankamen. Auch sonst hörte er, wenn er auf dem Heimwege nachts hier vorbeiging, von der Kapelle her oft ein Jammern und Weinen und gewahrte den Geist überhaupt sehr oft, weil er in einem gewissen Zeichen auf die Welt gekommen war.
Reiser, 1895