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Die Sprengung (1979)


Außerferner Nachrichten vom 22. Sep. 1979
die zerstörte Bahnbrücke nahe Kreckelmoos (1979)
Einen ebenso spektakulären wie betrüblichen und letzten Endes rätselhaften Ausgang nahm am vergangenen Montag die Sprengung des durch Verlegung überflüssig gewordenen und der Straßentrassierung der Umfahrung Reutte hinderlichen alten Bahndammes in Breitenwang/Kreckelmoos. Die Wucht der Explosion war so groß, daß die in unmittelbarer Nachbarschaft erstellte neue, über die Umfahrungsstraße führende und vom Zugsverkehr bereits benützte 32,5 m lange Eisenbahnbrücke so gut wie zerstört wurde: das Tragwerk wurde verschoben und geknickt, die Pfeiler barsten.

Der mit der Durchführung beauftragte Dipl. Ing. Fritz Bubendorfer aus Vils, der bei der kürzlich erfolgten Sprengung der zwei Hilfspfeiler an der Planseewerksbrücke vielbewunderte Millimeterarbeit geleistet und schon vorher tausende Sprengungen erfolgreich durchgeführt hatte, stellte fest, daß zur beabsichtigten Lockerung des verfestigten Konglomerates, aus dem der Damm bestand, nur die Hälfte jener Sprengstoffmenge verwendet worden sei, die der Straßenbau-ARGE als Erfahrungswert zur Verfügung gestanden war. Andernorts waren bei der Verwendung gleicher Sprengstoffmengen nicht einmal die Fenster unmittelbar benachbarter Baulichkeiten in Brüche gegangen.

Die der Dammsprengung vorausgegangenen exakten Berechnungen einerseits und die überdimensionierte Wucht der Sprengung andererseits legen die Vermutung eines noch unbekannten dritten Faktors nahe, so etwa am Ort gelagert gewesenes Sprengmaterial aus der Kriegszeit, Blindgänger von Bombenangriffen oder zur kriegsbedingten Zerstörung vorgesehen gewesene Einrichtungen, die dann vergessen worden waren.

Zum Glück wurde niemand verletzt, und für den bis zur Wiederherstellung des alten Dammes unterbrochenen Bahnverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr zwischen Bichlbach und Reutte eingerichtet. Die Ursachen des Zwischenfalls werden von Experten untersucht, das Ergebnis wird bekannt gegeben.


Der zunächst als Fehlsprengung gedeutete Vorfall vom 17. September 1979 sorgte weiterhin für Gesprächsstoff und viele Interessierte waren auf das Ergebnis der Untersuchung durch die Experten gespannt. Parallel dazu startete die Redaktion der Außerferner Nachrichten einen Aufruf an die Bevölkerung, Beobachtungen, etwa aus den Kriegstagen oder andere Auffälligkeiten nach Möglichkeit zu melden - auch anonym.

Wenig Sprengstoff - verheerende Wirkung

Obwohl für die Sprengung um ein Drittel weniger an Sprengstoff eingesetzt wurde als üblich, entwickelte sich dennoch eine so große Wucht, dass nicht nur die betreffende Dammschüttung selbst hinweggefegt, sondern auch die benachbarte neue Bahnbrücke durch die Druckwelle zerstört wurde. Ein Ohrenzeuge berichtete, der Redaktion zufolge, zwei unmittelbar aufeinander folgende Explosionen vernommen zu haben.

Weiters hätte nach den Ausführungen Bubendorfers auch nichts "fliegen" sollen und trotzdem wurde durch die beabsichtigte Flächensprengung ein tief in das Erdreich reichender "Bombentrichter" ausgebildet - ein Rätsel.

Bubendorfer führt weiter aus: "Daß das rechte Drittel der Sprengung so gekommen ist, wie ich wollte und auch das linke Viertel, dazwischen aber kein Damm mehr da war..." lässt ihn schlussfolgern, dass nicht etwa die von der Explosion in die Luft getragenen Erd- und Gesteinsmassen, welche dann wieder zur Erde niederfielen, das Tragwerk der neuen Brücke so beschädigt hätten, sondern durch eine weitere Explosivmasse dieser "seitliche Schub" entstanden sein muss. Dieser hatte - nach Bubendorfers Einschätzung - die nötige Energie um das Tragwerk und die Pfeiler letzten Endes zerstören zu können.

Man stellte sich also die Frage: Woher rührte sie aber, diese verheerende Wirkung?

Gab es bei Luftgefechten des Zweiten Weltkriegs möglicherweise sogenannte "Notabwürfe" von Fliegerbomben? Eine übliche Praxis bei angeschossenen Bombern, um später bei der Notlandung sein Leben nicht doch noch durch die mögliche Detonation der Bomben durch die Erschütterung des Aufpralls zu verlieren.


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