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Zur Geschichte des Wolfsbergs
in Reutte - Professor Dr. Ignaz Dengel
Ausferner Bote vom 30. Juli 1925
abendlicher Ausblick vom Wolfsberg
"Der an den Markt Reutte sich anschließende Wolfsberg, der eine schöne Rundsicht über den Talkessel darbietet, war in früheren Jahrhunderten Eigentum der Tiroler Landesfürsten. Das "Wolfbergl", wie es in den Urkunden heißt, war damals ein unkultiviertes, mit Bäumen und wildem Strauchwerk bewachsenes Gebiet, das namentlich der Vogelwelt als gerne aufgesuchter Platz diente. Baron Rost, Commandant und Pfleger von Ernberg, hatte hier eine "Vogelhütte" errichtet, die er später dem in seinen Diensten stehenden Josef Sebastian Feger schenkte. Letzterer verkaufte dieselbe am 4. September 1716 um 50 Gulden an die Bürgerschaft von Reutte. Die Marktgemeinde erhielt am 25. Mai 1750 auch die Erlaubnis, auf dem Wolfberge eine "gemeine bürgerliche Flachsdörre" zu errichten und außerdem hieher die "Wagenschmiere-Siedehütte" zu verlegen, die dazu diente, für die vielen durch Reutte durchlaufenden Frachtwagen die Wagenschmiere zu erzeugen.
Diese "Salbhütte" stand früher auf der Ebene und wurde zur Verhütung von Feuersgefahr auf den Wolfsberg verlegt. Dafür mußte die Marktgemeinde einen jährlichen Grundzins von 4 Kreuzern entrichten. Endlich im Jahre 1769 ging der ganze Wolfsberg mit Ausnahme der felsigen Partien gegen den Lech zu in den Besitz der Bürgerschaft von Reutte über. Im Beisein des Ernbergischen Forst- und Waldmeister Romedi Antoni Schwarz, des Bürgermeisters Lang, des landesfürstlichen Forstknechtes Paul Fürsch und des Zimmermeisters Leopold Güntner aus Ehenbichl wurde der Grund ausgesteckt und in 4 Stücke geteilt. Das erste Stück stieß gegen Morgen an den Anger des Schäfflers Joses Nigg, das zweite gegen Mittag an den Anger des Anton Retter und teilweise an die Landstraße, das dritte an die Aschauer Brücke, das vierte gegen Mitternacht an den Schießanger und an den Anger des Christoph Kincker, zusammen über 9 Tagmahd und 30 Quadratklafter. Laut der im Marktarchiv von Reutte ruhenden Verleihungsurkunde, ausgestellt zu Innsbruck am 18. August 1769 durch den obersten Jägermeister Alexander Josef Grafen von Künigl, sollte die Gemeinde Reutte obgenannten unfruchtbaren Grund "auf ewige Weltzeit" innehaben, denselben reuten, ackern und mit einem lebenden Zaun einfangen. Hiefür mußte jährlich zu Martini ein Grundzins von 28 Kreuzer an die Innsbrucker Regierung entrichtet werden. Der Rat von Reutte verkaufte bereits am 26. August 1776 das Wiesmahd am Wolfsberg an den Metzger und Kronenwirt Thomas Pfaundler, der die Verpflichtung übernehmen mußte, der erwähnten bürgerlichen Flachsdörre und der Salbhütte den nötigen Zugang zu belassen und die Stauden zunächst der Behausung des Josef Leitenstorfer nicht wegzuräumen."