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Geschichtliches von Lech-Aschau
Lechaschau
Serie aus: Außferner Bote (April 1928)

Einleitung: Das Dorf Lech-Aschau liegt westlich von Reutte, am linken Lechufer, und ist vom Markte Reutte 1 Kilometer entfernt. Es liegt 850 Meter über Meer. Aschau ist die älteste Gemeinde des Bezirkes. Ihre Gründung reicht hinauf bis zur Entstehung des Benediktiner Klosters in Füssen im Jahre 628.
Namenerklärung: Der Name Lech-Aschau erklärt sich nach der Beschreibung der Herrschaft Aschau vom Jahre 1793 folgendermaßen: Es soll hier ursprünglich eine Eschen-Au bestanden haben, zu deren Andenken heutzutage noch in der Mitte der Gemeinde Aschau ein Eschbaum fortgepflanzt wird und auch in dem Gerichtswappen geführt wird. Diese Eschau hat diesem Orte den Namen "Eschau" gegeben und von dieser Benennung dürfte unser heutiges "Aschau" herrühren. Eine solche Esche, welche bei der Ausrottung des Erlenwaldes geschont wurde, steht noch beim Hause Nr. 91. Im Anger des Martin Lutz standen ebenfalls drei solche alte Eschen, die aber schon vor etwa 40 Jahren daraus entfernt wurden. Die Gemeinde war der Mittelpunkt der sog. "Provincia Aschove" und diese reichte von Musau bis Hornbach. Dieses Gebiet erhielt das Benediktiner-Stift St. Mang in Füssen von Pipin I. als Schenkung im Jahre 629.
Aschau wurde also von Füssen aus christianisiert und besiedelt. Ueber die Entstehung des Ortes wurde nichts vorgefunden. Der Ueberlieferung nach soll er aus drei Höfen entstanden sein. In der "Beschreibung vom Jahre 1793" sind folgende 13 Höfe verzeichnet: Hof im Tal, Altermeyershof, Guethainzenhof, Göblershof, Schillingshof, Röpfenhof, Maister Konradshof, Bernhardshof, Müllershöfle, Seelosenhof, Pröllenhof, Hotershof, Hof am Bichl.
Diese alten Höfe lassen sich noch an ihrer altertümlichen Bauart erkennen, wo
nicht schon gar zu viel durch notwendige Reparaturen abgeändert worden ist, wie dies zum Beispiel beim schönen Hause Nr. 58 geschehen ist. Dieses Haus war ursprünglich ein Bräuhaus und hieß "Zu den drei Reich." Dieses Gebäude ist mit guterhaltenen Fresken von Zeilers Hand gemalt und geschmückt.
Das Haus Nr. 117 soll der "Altmeyershof" gewesen sein.
Auf dem sog. Moosbichl soll südwestlich von Aschau ein Schloß Windeck benannt, gestanden sein. Im Jahre 1860 hat ein gewisser Lechner von Reutte nachgegraben, aber ob überhaupt etwas aufgefunden wurde, blieb ein Geheimnis. Die Stufen einer Stiege waren noch etwa vor 15 Jahren sichtbar.
Das Haus Nr. 97 soll das Dienstbotenhaus des betreffenden Schlosses gewesen sein.
1218 bestätigte Friedrich II. die Schenkung zu Gunsten der Abtei in Füssen.
1227 erlangte das Stift St. Mang von König Heinrich VII. ein sog. Niedergericht für Aschau. Die höhere Gerichtsbarkeit verblieb jedoch noch bei den Hohenstaufen. Das Richteramt wurde von einem Aschauerbürger, dem sog. Richter oder Meyer versehen.
Der Sitz des Niedergerichtes war das Haus Nr. 49. Bei Aufsetzung eines neuen Dachstuhls auf dasselbe kamen verschiedene Schriften, welche mit dem Niedergerichte im Zusammenhang stehen, zum Vorschein. 1431 wurde die Dorfkirche (Heilig-Gelst-Kirche) renoviert. Das Jahr ihrer Erbauung ist nicht bekannt. Sie ist von mittlerer Größe. Das Presbyterium weist gotischen Stil auf. Das Schiff ist flach. Der Hochaltar ist im spätromantischen Stil gehalten. Aschau war auch
bis zum Jahre 1470 der Sitz der Seelsorge.
1461. Die Provinz Aschau war Leibeigener des Konvents St. Mang und mußte den Zehent an denselben abgeben. Im Jahre 1461 errichtete Johann Heß, Abt von Füssen, ein sog. "Bauding", d. h. eine Uebereinkunft über die Rechte und Pflichten der Gemeinde gegenüber dem Kloster.
1470. Infolge der häufigen Ueberschwemmungen des nahegelegenen Lechflusses war das Gotteshaus oft gefährdet und deshalb übersiedelte der Pfarrer nach dem höher gelegenen Dorfe Wängle westlich von Lech-Aschau. Dort war eine kleinere Kirche zum hl. Martin.
1497 wurde die Provinz Aschau von Maximilian I. unter den besondern Schutz des Pflegers von Ernberg gestellt.
1522. In einer Urkunde vom Jahre 1522 wird auch ein Spital genannt für Aschau. Es stand in Buchenort, ein Weiler, der süd-westlich von Aschau liegt und auch heute noch zur selben Gemeinde gehört. An Stelle des Spitals steht ein Bauernhaus. Die Steigung der Straße dort wird im Volksmund heute noch "Krankagstoag" genannt.
1610. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts und am Anfange des 17. Jahrhunderts befand sich das Stift St. Mang in Füssen in einer sehr mißlichen Finanzlage in Folge von allerlei Unglücksfällen, daher verkaufte Abt Heinrich Ammann das stets schwierige und wenig einträgliche Niederqericht Aschau mit allen Rechten und Obrigkeiten im Februar 1610 um 13000 fl. guter tirolischer Münz und Landeswährung an Hans Wolfgang Schmid von Wellenstein und Burkhard Leymann, Viertelhauptmann und Pfleger der Festung Ernberg. Im Juli 1610 brachte Gubernator von Tirol, Maximilan der Deutschmeister, die Provinz Aschau an das Haus Oesterreich. Das Niedergericht zu Aschau ließ man noch fortbestehn.
1613 bestätigte Maximilian als Landesfürst das Bauding vom Jahre 1461, jedoch wurde es den Zeitverhältnissen entsprechend abgeändert.
1620 wird die Ottiliakapelle , welche nordwestlich vom Dorfe Aschau steht, urkundlich erwähnt. Wann dieselbe erbaut wurde, ist nicht bekannt. Die Sage erzählt, an jenem Platze sei St. Ottilia in einem Bilde auf einer Säule erschienen. Hierauf wurde dort ein Bildstöcklein aufgestellt, später eine hölzerne Kapelle erbaut, welche dann durch eine gemauerte ersetzt wurde. Das Altarbild, die hl. Ottilia darstellend, wurde von Paul Zeiler 1706 gemalt, und von Ludwig Schmid, einem gebürtigen Aschauer in den letzten Jahren ausgebessert. Genannter Kunstmaler, Ludwig Schmid, war Professor in Karlsruhe. Er verbrachte seine Ferienzeit vielfach in seiner Heimatgemeinde Aschau und opferte viel Zeit und Geld zur Verschönerung der Pfarrkirche in Wängle.
1650 Die späteren Landesfürsten von Tirol: 1660 Ferdinand Karl, Sigmund Franz und 1669 Kaiser Leopold I. bestätigten ebenfalls das abgeänderte Bauding vom Jahre 1613.
1705 wurde die heutige Pfarrkirche gebaut, am selben Platze, wo die kleine Martinskirche stand. Der Turm wurde belassen, nur mußte er entsprechend erhöht werden. Sie ist dem hl. Martinus geweiht und ist eines der schönsten Gotteshäuser des Bezirkes. Sie besitzt ein Altarblatt von Paul Zeiler und ein herrliches Deckengemälde von Franz Anton Zeiler, gemalt im Jahre 1786.
1717 wurde die Kirche in Höfen erbaut. Das Altarbild ist von Josef Miller, in Nesselwang im Jahre 1775 gemalt worden. Der Plafond wurde von Josef Köpfle, einem Ortskinde, im Jahre 1800 gemalt. Auch sein Heimathaus hat er mit schönen Gemälden geschmückt.
1745 verpfändete Maria Theresia das Niedergericht Aschau um 20000 fl. an die dortigen Untertanen. Infolge des Preßburger Friedens kam Tirol an die Krone Bayerns. Laut einer königlichen Verordnung vom 10, November 1806 wurde das Niedergericht Aschau aufgehoben und dem neuerrichteten Landgerichte Reutte zugeteilt, wobei es auch bei der Rückkehr Tirols zu Oesterreich verblieb.
1802 bestanden in der Herrschaft Aschau drei Hauptschulen: in Wängle, Weißenbach und Hornbach; und zwei Nebenschulen in Lech und Höfen. Das Haus Nr. 88 war die alte Schule in Aschau. Das heutige Schulhaus wurde anfangs der siebziger Jahre gebaut. Die heutige Pfarrgemeinde Wängle, früher Aschau, besteht aus den drei politischen Gemeinden:
Wängle: mit den Weilern Oberletzen, Hinterbichl, Niederwängle, Winkl und Holz.
Höfen: mit den Weilern Graben, Platten, Unter- und Oberhornberg.
Lech-Aschau: mit dem Weiler Buchenort.