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Ein Raubmörder in Knechtenhofen (1871)


Memminger Zeitung vom 1. Juni 1871
Kempten, 31. Mai. Auf meiner gestrigen Heimfahrt von Lindau hieher erfuhr ich, daß der muthmaßliche Raubmörder der Eheleute Hagspiel in Knechtenhofen gestern in dem Flecken Kalzhofen, zwischen Harbatzhofen und Staufen verhaftet wurde. Derselbe, ein erst 22-jähriger Bursche Namens Heß, soll früher Hilfsheizer auf der Kempten-Lindauer Bahnstrecke gewesen sein und durch einen jüngsten Einbruch in eine Mühle besonderen Verdacht gegen sich rege gemacht haben. Auch eines im Weißachthale schon früher verübten Diebstahls ist er dringend verdächtig. Thatsache ist, daß er von der verfolgenden Sicherheitsmannschaft gestern in einem Hause des besagten Fleckens versteckt erst nach hartnäckigstem Widerstande und nachdem er sich schließlich auf das Dach geflüchtet hatte, buchstäblich erst auf dem Dache selbst verhaftet und bez. gefesselt werden konnte.

Ueber den jüngst erwähnten Doppelraubmord in Knechtenhofen wird der 'Kpt. Ztg.' folgendes Nähere mitgetheilt, was von der kanibalischen Rohheit und Verkommenheit der oder des Mörders trauriges Zeugniß ablegt. Nach dem Ueberblick des Thatbestandes wurde der Söldner* Januarius Hagspiel von Knechtenhofen mit der letzthin schon erwähnten Mistgabel eigentlich erstochen, sowie er auch einen tödtlichen Schlag am Hinderhaupte hatte. Die Wunden, welche ihm am Kopf durch diese Mistgabel beigebracht wurden, befinden sich zwei am Kinn und Kiefer, die ihm von unten, zwei am Schädel, welche ihm von oben beigebracht wurden; ein Stich an einem Auge und eine starke Verletzung an der rechten Hand. Fragliche Mistgabel paßte auch genau in bezeichnete Wunden, obwohl dieselben eher Schnitt- als Stichwunden glichen, was sich nur daraus erklären läßt, daß die Mistgabel etwas abgebogene Spitzen hatte, und daher beim jedesmaligen Herausziehen die Wunden vergrößern mußte. Bezüglich seines Weibes, der noch rüstigern Maria Hagspiel, muß der Kampf ein noch fürchterlicher gewesen sein, indem sie nicht weniger als 34, sage vier und dreißig Wunden und von diesen allein 23 Kopfwunden hatte, sowie Brust und Hände arg verletzt waren.

* ein Söldner ist ein Kleinbauer, als Sölde wurde das Anwesen mit umliegendem Grund beschrieben



Weilheimer Tagblatt für Stadt und Land vom 29. Juni 1871
Am 26. ds. Abends versuchte in der Frohnveste zu Kempten der wegen Beschuldigung des Mordes an den Hagspiel'schen Eheleuten in Knechtenhofen inhaftierte Anton Bendele dadurch sich zu befreien, daß er die beiden Gefängnißwärtergehilfen bei der Visitation des Gefängnisses zu Boden schlug, und nach arger Mißhandlung derselben die Flucht ergriff, die ihm aber die gut verschlossenen Thüren versagten. Nachdem die Gendarmerie hievon in Kenntniß gesetzt wurde, eilte der Brigadier Mahler in Begleitung von 3 zur Hilfe requirirten Jägern mit geladenen Gewehren zur Stelle, um den gefährlichen Delinquenten wieder festzunehmen und in sicheren Gewahrsam zu bringen. Derselbe befand sich in einem Kellerraume und zwar in solch aufgeregtem Zustande, daß er bei Aufforderung zu seiner Ergebung einem der Jäger das aufgepflanzte Bajonnet vom Gewehre riß. In diesem kritischen Augenblicke, in welchem dieses gefährliche Individuum nun mit aller Wucht um sich schlug, feuerte ein Jäger auf denselben und traf ihn durch den Hals, so daß er leblos zusammenstürzte.


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