Geboren am 15. Oktober 1825 als Friederike Franziska Auguste Marie Hedwig, kürzte man den Namen gern auf
Prinzessin Marie von Preußen ab. Durch Heirat mit dem späteren König Maximilian II. Joseph wurde sie Königin von Bayern. Kurz vor ihrem 17. Geburtstag reiste die künftige Königin also von Berlin nach München.
Marie und Kronprinz Ludwig
Wiener Zeitung - August 1894
1832 erwirbt Maximilian II. die Ruine von Schloss Hohenschwangau und lässt sie als Sommersitz der königlichen Familie ausbauen. Wohl nicht zuletzt, da er die Liebe seiner Frau zu den Bergen kennt und ihr damit eine Freude machen möchte. Mit Erfolg, denn Marie zieht das Leben im Familienschloss nahe der Berge dem Hofzeremoniell in München eindeutig vor.
Schon in ihren Kindertagen wanderte die Hohenzollern-Prinzessin gern und ausgiebig, in ihrer neuen Heimat Bayern wurde sie sogar zur ersten Bergsteigerin. Die Liebe zu den Bergen gab die junge Mutter auch an ihre Söhne
Ludwig und
Otto weiter, die sie gerne und häufig bei ihren Bergfahrten begleiteten.
Da das Bergsteigen für Frauen in damaliger Zeit als unschicklich galt, ließ Marie sich eine eigene Kleidung zum Bergsteigen anfertigen und die alpinen Touren wurden für Beobachter zumeist als Jagdausflüge getarnt.
Auf ihr Betreiben hin wurde am
Säuling das erste Gipfelkreuz aufgestellt. Er zählte zu ihren Favoriten, gleich wie der Säuling auch auf den Kronprinzen Ludwig großen Eindruck machte, wie er in einem Brief an seinen Großvater Ludwig I. schildert:
"...wir verließen mit der Mutter Hohenschwangau um halb neun und gelangten gegen 1 Uhr auf die Spitze desselben, die eine schöne Aussicht bietet; unter anderem sieht man München und die Ortlerspitze. Gegen 4 Uhr machten wir uns auf den Rückweg und waren um 7 Uhr wieder in der Ebene..."
Aus: Wiener Zeitung vom 2. Sep. 1857 "Es vergeht fast kein Tag, an dem nicht die Allerhöchsten Herrschaften, die sich des besten Wohlbefindens erfreuen, Ausflüge in die nächste, an Naturschönheiten so überaus reiche Umgegend machen. Bald nach der Ankunft Sr. Majestät des Königs begannen auch die Jagdvergnügungen, und es verspricht dießmal bei dem stark gemehrten Wildstande besonders die Gemsenjagd ergiebig zu werden. Die in den ersten Tagen der Anwesenheit des königlichen Hofes äußerst ungünstige Witterung hat sich zum Bessern gewendet. Schon am vorigen Sonnabend konnte Ihre Majestät die Königin, bekanntlich eine kühne und geübte Bergsteigerin, eine vollkommen gelungene Partie auf die Spitze des 6912 B. Fuß hohen Säuling unternehmen, und zwar in Begleitung des Kronprinzen Ludwig und des Prinzen Otto, welche trotz ihres zarten Alters den beschwerlichen Weg rüstig zurücklegten. Am folgenden Tag (Sonntag) hatten mehrere Beamte und Geistliche aus Füssen, Schongau und Garmisch, so wie auch aus den Oesterreichischen Grenzorten Reutte und Vils die Ehre, zur königlichen Tafel gezogen zu werden."
Der Metzenarsch wird zur Köllenspitze
"...der Name kommt von einer nordöstlich gelegenen Örtlichkeit 'in der Kölle', einer mit Felstrümmern erfüllten Mulde; tannh. Kölle, bedeutet Maurerkelle und muldenförmiges Hochthal..."
Gemeint war dabei aber wohl eher eine Schöpfkelle.
"Im Tannheim heisst der Berg 'Mötzenarsch'..."
...was dem Hinterteil einer Hündin entspricht und wenig salonfähig war. Während eines Besuches der Königin Marie von Bayern sei deshalb ein Einheimischer recht verlegen gewesen als er von ihr nach dem Namen des Berges gefragt wurde und habe sich auf den vorgenannten Flurnamen 'in der Kölle' besonnen und diesen genannt.
"...der Name beruht nicht auf der Form des Berges, sondern dem Umstande, dass er nach allen Seiten hin verwitterte Felsblöcke zu Thal sendet."
Das Tannheimer Thal, Dr. August Kübler (1898)
Retterin in der Zeit der Noth
Innsbrucker Zeitung, 18. Aug. 1851
1847 erlebte das Außerfern eine Hungersnot. Eine Entsendung einer Delegation an den Österreichischen Hof des Kaisers Franz Joseph I. mit der Bitte um Getreidelieferungen an das arme Außerfern finden dort aber kein Gehör. Hilfe zur Abwendung der drohenden Hungerkatastrophe erhält die verarmte Bevölkerung schließlich vom Bayerischen Königshaus durch den Monarchen Ludwig I.
Selbst Jahre später wird der Nachfolger Ludwigs, Maximilian II. und seine Gattin Marie als "Retter in der Zeit der Noth" gefeiert und die bayerische Königin vom Außerferner Volk gar als "unsere liebe Königin" und der König als "Brodvater" betrachtet.
Auszug aus Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 24. August 1925
"...zu den schönsten Kindheitserinnerungen meiner Jugendtage gehören die Fahrten der Königen durch das Heimatdörfchen. Wie eilten wir zum 'Gatter' an der Straße, um ihn offen zu halten während der Vorbeifahrt. Solche Verkehrshindernisse gab es damals noch viele am Wege. Goldig funkelnde neue 'Kreuzer', 'Sechser' und 'Zwanz´ger' lohnten jedesmal unsere Dienstwilligkeit. Freilich kostete es uns Buben oft manchen derben Rippenstoß, bis einer sich in den Besitz der im Vorbeifahren ausgeworfenen Geldstücke setzte. Der Königin-Mutter mag der Anblick der lustig sich balgenden Knabenschar oft manche lachende Miene entlockt haben..."
Die Bayerische Hofjagd dehnte sich über Gebiete der Gemeinden Pflach, Pinswang, Breitenwang und Reutte aus. Während Maximilian wohl der Jagd frönte, führten die Ausflüge der Königin immer weiter hinein in das von Bergen umrahmte Lech- aber auch Tannheimertal. Über mehrere Jahre und gar Jahrzehnte hinweg besuchte Marie von Bayern vor allem Elbigenalp immer wieder gerne. Als Gönnerin und hilfsbereite Person war sie talauf und talab sehr beliebt und auch mit dem
Graveur Johann Anton Falger bestens befreundet, welcher ihr nach seinem Ableben schließlich sein Anwesen mitsamt Waldung in Elbigenalp hinterlässt.
Gasthof "Zur Post" in Elbigenalp
Neue Tiroler Stimmen, 11. Jan. 1877 Die letzten Worte der
Königin von Bayern an ihrem Sterbebett sollen folgende gewesen sein: "Ich komme von einem schönen Lande in ein schöneres. Gott schütze Preußen, Bayern und mein liebes Tirol".