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Lorenz Peintner

Tannheimertaler Schützenkommandant



Aus: Allgemeiner Tiroler Anzeiger vom 3. August 1925 - Verfasser: Dr. Josef M. Metzler
nesselwängle weisses kreuz
Das weisse Kreuz
Am 7. August 1778 in Nesselwängle geboren, führte Lorenz Peintner das Gasthaus "Zum weißen Kreuz" in seinem Heimatdorfe und bekleidete später die Stelle eines Salzfaktors, dem die Ueberwachung des schwunghaften Salzhandels auf der alten Salzstraße Erzherzog Sigismunds von Hall über den Fern, die Gacht und das Tannheimertal nach dem Westen oblag. Daß diese belebte Straße in Kriegszeiten dem Feinde ein willkommenes Einfallstor bildete, liegt auf der Hand. Josef Knittel und Josef Rungg haben in ihrem verdienstvollen Büchlein "Ernberg im Jahre 1809 und zur Zeit der Napoleonischen Kriege 1789 bis 1816" (Innsbruck 1919, Vereinsdruckerei) die Kriegsverhältnisse im Tannheimertal ausführlich geschildert. Auch Dr. Aug. Kübler hat in seinem Aufsatze "Das Tannheimertal" (Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins 1898, B. 26) darauf Bezug genommen. Ich will daher mehr von den persönlichen Schicksalen Peintners erzählen, der auch zu jenen Männern gehört, von welchen Knittel und Rungg sagen: "Von den weiteren Schicksalen der Führer im Aufstande des Gerichtes Ernberg ist wenig mehr bekannt."

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Landschaft am Oberjoch
Das erstemal finden wir Lorenz Peintner als Führer einer Tannheimer Schützenkompanie mit österreichischem Militär am 21. August 1796 "auf dem Joch", wo die Franzosen besonders am 13. September heftige Angriffe machten. Schließlich wurden sie aber vertrieben, wobei 40 Mann zu Gefangenen gemacht, eine Anzahl Pferde und von den Nesselwänglern eine Trommel erbeutet wurde. Lorenz Peintner erhielt später die silberne Medaille für 1793 und die goldene Offiziersmedaille für 1797. Als am 13. Juli 1809 neuerlich die Franzosen auf dem "Joche" standen, schloß Peintner mit ihnen einen Waffenstillstand und wendete so die Gefahr von seinem Heimattale ab.

Als im Jahre 1809 das ganze Tiroler Volk sich erhob, um die Fremdherrschaft abzuschütteln, war es wieder Lorenz Peintner beschieden, seine tapferen Tannheimtaler gegen den Feind zu führen. Die Tannheimer rückten bis Wertach vor und litten im allgemeinen bei ihren stammverwandten Allgäuern kein schlechtes Sein. War doch Allgäu ebenso unterworfen wie Tirol und dessen Einwohner oft nicht minder über die Regierung erbittert. In Oberstdorf wurde sogar die Zugehörigkeit des Ortes zu Tirol und Vorarlberg proklamiert. Die Tiroler schlugen einmal gemeinsam mit den Allgäuern die Franzosen in die Flucht und am 12. Mai 1809 berichtete Peintner aus Immenstadt: "Der Enthusiasmus, den die ganze Linie von Hindelang bis Bregenz für das Haus Oesterreich jeden Augenblick darbietet, ist unbeschreiblich."

Diese Berichte sind der schönste Beweis für die Menschlichkeit in der Kriegführung der Tiroler, und auch dafür, wie wenig gehässig damals der Kampf unserer nördlichen Nachbarn gegen Tirol war, und nur auf den Zwang der französischen Sieger zurückging.

Mittlerweile war aber die unglückliche Entscheidung bei Wörgl gefallen.

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Napoleon Bonaparte
Die zweite Periode des Krieges gestaltete sich weniger gemütlich. Einerseits hatten die räuberischen Einfälle Teimers die Bayern verbittert, andererseits hatte in Reutte der Uebermut eines württembergischen Regiments die Tiroler empört; über beide Parteien schwang aber der Herr die Gottesgeißel Napoleon.

Schon im Mai war Lorenz Peintner dazu bewogen worden, die Majorcharge für das ganze Lechtal anzunehmen. Anfänglich beschränkte sich der Krieg aber lediglich auf kleine Aktionen und auf Unterstützung der benachbarten Vorarlberger. Zu heller Flamme schlug der Aufstand aber erst im August empor, als General Piccard über Immenstadt und Sonthofen anrückte. Es kam zu erbitterten Kämpfen auf dem Joch und bei Hindelang, so insbesondere am 12.,18. und 29. August, am 3., 13., 22. und 24. September und am 17., 22. und 26. Oktober, wobei in letzterem Kampfe in der allgemeinen Verteidigungswut auch bei 200 Weiber und Mädchen mit Dung- und Ofengabeln aufs Joch geeilt waren, um mit den Schützen zu siegen oder zu sterben. Das war der letzte Kampf. Am 29. Oktober erhielt Hofer von Oesterreich die Bestätigung des Friedensschlusses, und als er nach der unglücklichen Schlacht am Berg Isel am 3. November neuerdings zur Niederlegung der Waffen aufforderte, blieb den noch unbesiegten Landesverteidigern nichts übrig, als nach Hause zu gehen und sich dem Schicksal zu fügen.

Am 4. November begann der Abzug der Tannheimer. Am 6. November forderte der kommandierende General Langrange durch den Pfarrer von Hindelang von den Tannheimern eine schriftliche Erklärung ihrer Unterwerfung, welche Major Peintner mit den Hauptleuten durch Pfarrer Wankmiller von Hindelang abgab. Dessenungeachtet scheinen die Franzosen mit den Tannheimern nicht allzu liebenswürdig umgegangen zu sein; erst die bayerische Herrschaft sucht das Land wieder zu heben. Die bayerische Regierung scheint auch den "Rebellen" nicht viel nachgetragen zu haben, denn Lorenz Peintner, der früher k. k. Salzfaktor gewesen war, wurde in derselben Stellung als königl. bayer. Salzfaktor von der neuen Regierung übernommen.

Die friedlichen Tage ließen auch den Wunsch nach einem eigenen Hausstand lebendig werden, und so vermählte sich Lorenz Peintner am 27. April 1812 mit Maria Griseldis Zobl aus Oberhöfen (Tannheim). Wie aus den Transparenten und Gedichten zu schließen ist, ging es bei der damaligen Hochzeit hoch her und die Musikgesellschaft Tannheim sang ein langes Lied im Geiste jener Zeit mit Chor und Solis.

Als Tirol 1814 wieder österreichisch wurde, wurde auch Lorenz Peintner wieder in den österreichischen Dienst übernommen und zum k. k. Obersalzfaktor befördert. Als sich die Franzosengefahr von den deutschen Landen gänzlich abgewendet hatte, fand am 31. Mai 1816 in Innsbruck ein großes Festschießen statt, welches bis 6. Juni dauerte und von Kaiser Franz persönlich eröffnet wurde. Obwohl durch unvorsichtiges Trocknen von Schießpulver bei offenem Feuer an einem Auge während des Krieges erblindet, holte sich Lorenz Peintner den ersten Preis und kehrte in einem wahren Triumphzuge in die Heimat zurück. Wenige Jahre darauf, am 19. Juli 1819, starb Lorenz Peintners Gattin im noch jugendlichen Alter von 33 Jahren.

Lorenz Peintner, der schon in Friedenszeiten als Salzfaktor zwei Pferde hielt, war ein guter Reiter und die Reitkunst war es, die ihn einmal in der Stunde größter Bedrängnis rettete. Von französischer Kavallerie heftig verfolgt, fegten die Hufe über die Felder, bis ein breiter Graben plötzlich die rasende Flucht zur Freude der Verfolger aufzuhalten schien. Doch des Salzfaktors Hengst stutzte nicht lange. Mit gewaltigem Sprung setzte er über das Hindernis, während die Rosse der Franzosen sich lediglich vor dem Wasser bäumten und ihre Reiter in den Kot warfen. So war wohl das Leben des Majors der Lechtaler und Tannheimer Schützen gerettet, durch die Erschütterung beim übermächtigen Sprung des Pferdes über den Graben hatte er sich aber eine Verletzung der Nieren zugezogen, an deren endlichen Folgen er am 21. Mai 1828 verschied. Am Grabe trauerten drei Kinder Maria, Eleonora und Matthäus, welche jetzt auch schon lange gestorben sind.


Zugunglück bei Grießen
zugunglück, entgleist, ehrwald, grießen, griesen, griessen

Anna Dengel - Studentin
Steeg, Anna Dengel

Aschau
lech, lech-aschau, lechaschau, thaneller


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