Erschließung und Entwicklung
Ende des 13. Jahrhunderts wird in einem kleinen Tal im Karwendel ein Salzvorkommen erschlossen, bereits im Jahr 1272 wird ein erster Stollen im Halltal urkundlich vermerkt. Schnell entwickelte sich östlich von Innsbruck, am Ausgang des Tales die rasant prosperierende Stadt Hall. Der Salzhandel beschränkte sich zunächst noch auf das innertirolische Gebiet und das heutige Südtirol. Erst mit ausgehendem 14. Jahrhundert begann sich ein reger Absatz in die Gegend des Bodensees und der östlichen Schweiz zu entwickeln.
In dem Werk 'Gemeiner Loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger thaaten beschreybung' von Johannes Stumpf (1548) werden sämtliche Salzabbaustätten im deutschsprachigen Raum aufgezählt:
Aus: Stumpf, Johannes - Gemeiner Loblicher Eydgnoschafft Stetten, Landen und Völckeren Chronick wirdiger thaaten beschreybung - 1. Teil
"...vil reycher saltzbrunnen / saltzgruben / als zu Hall im Yntal..."
die Salzstadt Hall 1556
Am Ende des 13. Jahrhunderts erlebte die antike
Via Claudia Augusta - mit aufkommenden Handelsbeziehungen zwischen Oberitalien und dem süddeutschen Raum - eine Renaissance. Für die damals üblichen Handelsgüter schien die Trasse der alten Römerstraße - bis auf einige wenige Anpassungen und Ausbauten - ausreichend. Mit der einsetzenden Blütezeit des Salzhandels und des Rodfuhrwesens im 15. Jahrhundert wurde jedoch bald ein umfassender Ausbau der Handels- und Salzstraßen im heutigen Außerfern notwendig.
"...auf dem mittelalterlichen Handel lastete schwer sodann das damalige traurige Straßenwesen und die damit zusammenhängenden Zölle. Auch im 15. Jahrhundert galten die Landstraßen noch immer als die 'kaiserlichen freien, offenen Reichsstraßen'. Solche zogen von Memmingen über Leutkirch und Wangen gen Lindau, von da über die Rucksteig, Weiler, Simmerberg, Staufen, Immenstadt, das Joch und die Gacht gen Reute, von da über Vils und Kempten nach Memmingen, von Wangen über Isny, Kempten, Kaufbeuren nach Schongau. Die belebteste dieser Landstraßen war die von Memmingen gen Reute, denn dieselbe verband den Mittelrhein mit Tirol und Venedig. Belebt war aber auch die Gachtstraße; denn selbst nach Eröffnung des Arlbergpasses giengen die italienischen Güter, die an den Bodensee und weiter gen Westen sollten, lieber über jene als über diesen damals gefährlichen Paß. Alle diese eben genannten Straßen sind uralt; jünger dagegen ist die von Füßen gen Augsburg auf der schwäbischen Lechseite, denn der Verkehr zwischen Augsburg und Italien bewegte sich anfangs auf der Ammergauer Straße von Schongau aus; erst als durch die Bemühungen der Bischöfe von Augsburg Füßen ein wichtiger Stapelplatz wurde, konnte jene Straße in Aufnahme kommen..."
Geschichte des Allgäus - Ludwig Baumann (1883)
Interessant bei den Ausführungen Baumanns ist seine Annahme, dass die Straße von Füssen in Richtung Augsburg die jüngere sei. Diese Einschätzung untermauert jedoch die Bedeutung der römischen Route über den Brennerpass, Veldidena (Wilten) und Teriolis (Zirl) nach Partanum ([Garmisch-]Partenkirchen) ab dem 2. nachchristlichen Jahrhundert und die zeitgleich verblassende Wichtigkeit der älteren Reschenroute.
1541 gab Ferdinand I. von Habsburg den Befehl zur Neutrassierung der Salzstraßen in seinem Herrschaftsbereich. Gerade die baulichen Maßnahmen an den Übergängen des Fern-, Gaicht- und Jochpass' wurden bis etwa 1550 abgeschlossen.
Für die Bevölkerung entlang dieser Salzroute entwickelte sich dadurch ein lukrativer Nebenerwerb - das sogenannte
Rodfuhrwesen. Der Begriff 'rod' wird von 'Reihe' -
per rotolo (im Turnus) - abgeleitet, also die Reihenfolge im Frachtverkehr entlang der Beförderungsstrecke. Denn seit dem Mittelalter war es nur einheimischen Fuhrwerksbesitzern entlang der Strecke erlaubt Frachten zu transportieren, durch die Kenntnis des Streckenverlaufes wurde der Transport insgesamt sicherer. Selbstredend konnte auch der jeweilige Landesherr mit laufenden Einnahmen - beispielsweise durch Brücken - oder Straßenzölle - dadurch rechnen, weshalb diesem Wirtschaftszweig stets besondere Beachtung geschenkt wurde. Die Versuche der Händler diese Zölle durch Befahrung der Nebenstraßen zu umgehen wurde deshalb durch die zollberechtigten Organe bald unter Strafe gestellt und die Einhaltung dieser Verbote auch streng überwacht.
In regelmäßigen Abständen, wurden entlang der Strecke sogenannte Salzrodstätten eingerichtet, ausgestattet mit dem Niederlagsrecht. In einem Verzeichnis aufgeführt werden die Orte: Telfs, Nassereith, Lermoos, Reutte, Nesselwängle (zur damaligen Zeit meist als 'Klein-Nesselwang' bezeichnet), Hindelang, Immenstadt, Simmerberg und Bäumle bei Lochau. An jeder dieser Stationen befand sich immer auch ein 'Gredstadel zum Niedersetzen des Salzes', auch Salzgred, gewöhnlich aber Salzstadel genannt [
1] und in seiner Funktion zum Schutz des Salzes bzw. der Waren vor Witterungseinflüssen oder Diebstahl erbaut.
Berufe rund um das Salz
Die Salzfaktoren waren selbständige Unternehmer, die für die Lagerung des Salzes in den Salzstädeln (Rodstation), den Weiterverkauf und auch den Weitertransport zuständig waren. Im Bereich Zwischentoren zeigte sich beispielsweise die Familie Sterzinger als bedeutende kaiserlich königliche Salzfaktoren. Was die Sterzinger also für Lermoos, waren die Zeiller für Reutte - auch ein Geschlecht welches über Jahrzehnte hinweg das Amt des Salzfaktors bekleidete.
Auch weitere Berufe verdankten ihre Existenz dem Handel mit Salz:
Der im Ballhaus (Pallhaus) tätige Waagmeister war für das Abwiegen der Ladungen verantwortlich. Er musste sämtliche Wiegevorgänge schriftlich festhalten. Weiters hatte er die Schlüsselgewalt, war also verpflichtet auf Anfrage der Fuhr- und Kaufleute das Ballhaus auf- oder zuzusperren. Für jeden Zentner Gut, welche an Ladung im Ballhaus abgelegt wurde, hatte er einen Kreuzer Haus- und Stadelgeld einzutreiben und dem Bürgermeister monatlich Rechnung zu legen.
Die Salzstadel-Schnöller halfen beim Ab- und Beladen der Wagen. Die Wäger überprüften die Ordnungsmäßigkeit des Gewichtes der zu lagernden Fässer und in den Nachtstunden sicherten Salzstadel-Wächter das wertvolle Gut Salz und der Scheffler stellte die Salzschaffln her und der Binder oder auch Küfer die Fässer.
Darüber hinaus konnten sich im Einflussbereich der Salzstraße zahlreiche Gewerbe besser entwickeln:
Huf- und Nagelschmiede
Wirte und deren Personal
Müller und Bäcker
Sägmüller
Schuster
Tischler, Maurer und Zimmerleute
Seiler
Hufeisen Lesefunde
Wellenrandhufeisen
12.-15. Jahrhundert
Bei der Recherche hat sich ergeben, dass das sogenannte Wellenrandhufeisen wohl im Zeitraum vom 12. bis 15. Jahrhundert üblich war. Ob es dabei regionale Unterschiede in Bezug auf den Zeitraum gab, ist mir noch nicht bekannt.
Die beiden bis jetzt aufgefundenen (1 Exemplar ist allerdings nur fragmentarisch erhalten) Eisen fanden sich beide im Bereich Kniepass bzw. eines zunächst als Teilstück der römischen
Via Claudia Augusta angenommenen Hohlweges in diesem Areal zwischen Pflach und Pinswang.
Neuzeitliche Hufeisen
16.-18. Jahrhundert
War das Wellenrandhufeisen noch auf den sparsamen Einsatz vom Grundmaterial Eisen ausgerichtet, verbessert sich die Erzeugung von Hufeisen im genannten späteren Zeitrahmen zusehends. Die Eisen werden breiter und stärker. Die Löcher hingegen werden kleiner.
Das im Bereich der Katzenmühle aufgefundene Exemplar lag oberflächlich im Bereich eines Hohlweges, welcher bis dato noch in keiner historischen Abhandlung als Altweg hervorgeht. Möglicherweise handelte es sich bei diesem Hohlweg aber tatsächlich nur um eine Route für die Holzbringung oder aber um einen Zugang zu einer Weidefläche.
Kriegszüge brachten spätestens ab 1546
die Pest mit in das Gericht Ehrenberg. Gerade an den Rodstätten und entlang der Salzstraße grassierte die Seuche am heftigsten, machte aber auch vor dem "Hinterland" nicht halt. Eine regelrechte Sterbewelle brandete in den Jahren zwischen 1566 und 1568 durch die Region. Erst 1569 sah man die Gefahr soweit gebannt, dass die Sterbhut an der Klause abgezogen wurde.
Doch schon 1583 setzte sich das "große Sterben" fort. Das Rodfuhrwesen musste - wie schon während der ersten Pestperiode - die größten Seuchengebiete umfahren um die Pest in ihrer Ausbreitung tunlichst zu hemmen. Trotzdem blieb die Pestgefahr noch über Jahre hinweg durch stetes Wiederaufflackern aufrecht.
Kaiserin Maria Theresia
1751 versucht Kaiserin Maria Theresia durch Abschaffung der Rodordnungen und Verbot der Einhebung von Rodgebühren den Durchgangshandel zu steigern. Die von Alters her überkommenen Gewohnheiten der Fuhrleute sind jedoch so stark verinnerlicht, sodass die alten Bestimmungen nach wie vor ihre Gültigkeit behielten.
von Hall bis zum Fernpass
zwischen Hall und Telfs
Von Hall kommend über das Haller Feld, führte die Salzstraße nach Mühlau und Innsbruck - bei St. Nikolaus wurde durch die
Herren von Andechs in den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts ein Markt und später eine Brücke über den Inn errichtet - und über Hötting, das Obere Feld, sowie Kranebitten in Richtung Zirl. Am Fuße der Martinswand und der Engstelle zum Inn, wird die alte Zollstation am Martinsbühl passiert, welche schon 180 n. Chr. von den Römern als Lager
Teriolis errichtet wurde. In Zirl selbst befand sich dann auch der erste Salzstadel als Niederlagsort an der Strecke. Hoch über dem Ort thronte die Burg Fragenstein, ebenfalls eine Gründung der Grafen von Andechs, am Anfang des 12. Jahrhunderts. Sie sollte den für den Salzhandel wichtigen Weg über den Seefelder Sattel sichern und durch Wegzoll finanzieren (
Wikipedia). Bei Dirschenbach passiert die alte Handelsstraße das sogenannte Tax'sche Posthaus, eine alte Poststation aus der Zeit Kaiser Maximilians I. Der Streckenverlauf ist hier seit beinahe 2000 Jahren derselbe geblieben, wie die alte
Römerbrücke direkt vor dem Haus beweist.
Etwas nördlich der heutigen Straße führte die Salzstraße hangseitig nach Leiblfing. In der nächsten Ansiedlung - Unterpettnau - erinnert noch heute ein Fresko an der Wand des Gemeindeamtes an die rege Betriebsamkeit um das Haller Salz. In Oberpettnau gab es einst einen Fährverkehr über den Inn, worauf ein das Jesuskind tragender Christophorus im Wappen hindeutet. Im Ort befindet sich auch der einstige
Gasthof Öttl - der Öttlhof (heute Gasthaus Mellaunerhof) wird 1472 erstmals urkundlich erwähnt. Der nächste Salzstadel innaufwärts fand sich in Telfs, jenem Ort vor dem ersten größeren Anstieg hinauf zum Mieminger Plateau.
von Telfs nach Nassereith
Bis ins späte 18. Jahrhundert verlief die Trasse der Salzstraße noch vorbei an der Wendelinkapelle im Westen von Telfs. Über den Höhenzug gelangten die schweren Fuhrwerke mit Unterstützung von Vorspännern vorbei an Moritzen zu der Bötlerkapelle und in Folge auf die Höhenstufe des Mieminger Plateaus.
Erst 1782 verlegt man die Straße weiter gegen Norden hinein in das sogenannte Meaderloch (meader = mühsam), welches über eine kurzzeitig steile Rampe befahren wurde, insgesamt aber doch weniger Steigung beinhaltete als die vormalige Strecke.
In mäßiger Steigung - mit einigen kurzen steileren Anstiegen - durchfuhren die Salzfuhrwerke die Orte Affenhausen und Obermieming, wo auch der Tobel des Lehnbachs ausgefahren werden musste. Kurzzeitig steiler über die Lehnsteig und weiter nach Barwies und Obsteig. Ab hier erfolgte der lange Anstieg über Oberstraß und durch den Lerchwald hinauf zum Sattel bei Holzleiten (Holzleitensattel). Von dort wieder hinab ins Tal des Roßbaches (früher Strangbach) und nach Dormitz und Nassereith. In Nassereith traf die Salzstraße mit dem einstigen Verlauf der antiken
Via Claudia Augusta zusammen.
In Nassereith befand sich auch ein Pallhaus zur Niederlegung der Waren über Nacht, damit sich die Fuhrleute anderntags ausgeruht auf den Weg über den Fernpass machen konnten.
In seiner Blütezeit erforderte die Salzfrächterei allein in Nassereith über 250 Vorspannpferde um den Fernpass zu bewältigen
[Schneller C. - 1864].
über den Fernpass
Wohl eine der größten Herausforderungen entlang der Salzstraße stellte jener Streckenabschnitt über den Fernpass dar. Die Strecke über den Pass scheint gerade im Winter berüchtigt gewesen zu sein. 1526 - als noch die Trasse der ehemaligen Römerstraße in Verwendung stand - kamen beispielsweise im Bereich Fernstein 3 Menschen, sowie 26 Pferde (!) durch Lawinen zu Tode. Um diesen Weg überhaupt bewältigen zu können war es unbedingt notwendig Vorspannpferde einzusetzen.
Erst nachdem die Strecke ab 1543 im Bereich der Klause Fernstein neu trassiert wurde, konnte eine Verbesserung erzielt werden. Gefährlich blieb dieser Streckenabschnitt aber dennoch. Der durch die damals neue Technologie des Sprengens teils aus dem Fels herausgearbeitete und mit meterhohen Stützmauern versehene Straßenverlauf gelangte zum Schanzlsee und in einem weiten Bogen durch das Untere Afrigall hinauf zum Scheitelpunkt des Passes auf 1210 Meter ü.N.N.
Aus: Innsbrucker Nachrichten vom 14. Juli 1922; S. 3 (Beitrag von Karl Deutsch)
"...zur Erinnerung an die Vollendung des Straßenbaues über den Fernpaß (v. J. 1543) entschlossen sich die Förderer des großen Werkes, Ritter Philipp Schad, Sigmund Handl, Hans Baumgartner und ihnen nahestehende Freunde von Imst eine Gedenktafel aus Bronze auf der Paßhöhe anbringen zu lassen. Durch Jahrhunderte war diese Tafel am Wegmacherhäuschen neben der kleinen Kapelle angebracht. Diesen Umstand benützte vor einigen Jahren das k. k. Straßenärar, um sich das Recht anzueignen, über diese Tafel wie über ein Eigentum frei verfügen zu dürfen. Es entfernte die Tafel, brachte sie nach Imst und von dort ins Museum nach Innsbruck. Offenbar geschah es nur, weil Herr Hofrat von Ritt irgend einem Freund damit einen Wunsch erfüllen wollte. Solche Gefälligkeiten, die sich auf kein Recht stützen konnten - das Straßenärar oder das Land haben zur Anschaffung der Tafel nie einen Beitrag geleistet - gab es ja in unserer Monarchie unzählige und Einwände wurden hohnlachend abgewiesen, mochten sie auch noch so begründet sein, der diktatorischen Bestimmung eines Hofrates mußte man sich einfach unterwerfen.
Das Denkmal hat aber auch noch anderer Merkmale außer der Inschrift, die es gerade am Fernpaß besonders wertvoll machen, das sind die Spuren der Kugeln, von denen es getroffen wurde zur Zeit der heißen Kämpfe, die um den Fernpaß in den Tiroler Freiheitskriegen 1703 und 1809 tobten.
Als die wackeren Oberländer die Scharen Novions bei Pontlatz vernichtet hatten, zogen sie zur Befreiung der Feste Ehrenberg über den Fern und stürmten den Feinden nach, obgleich sie von keiner Seite eine Hilfe gefunden hatten. Nicht einmal die Gerichte Petersberg und Hörtenberg schloßen sich ihnen an. Diese ließen dem Pfleger Rainhard von Imst sagen: 'Haben die Oberländer viel angefangen, sollen sie auch viel auskochen!'
'Sell tun wir schon!' versetzte Rainhard und rasch entschlossen griffen die schneidigen Oberländer unter ihrem Führer Sterzinger den Feind am Fernpaß, wo er auch die obere Schanze stark besetzt hatte, an und stürmten mit solchem Ungestüm, daß sich die Besatzung schon um Mittag ergeben mußte. Es war ein zwölfstündiges hartes Ringen und der Sieg teuer erkauft, mit vielen Toten und Verwundeten. Jetzt gönnten sie sich aber erst recht keine Rast und eilten, um noch dem tapferen Rest der die Feste Ehrenberg verteidigte, im letzten Augenblicke Hilfe bringen zu können.
Möchte man nicht meinen, solche Taten würden im Vaterland unvergessen bleiben?! Aber nicht einmal die Bronzetafel, das einzige Erinnerungszeichen daran, ließ man den Oberländern!
Sollen sie uns alles nehmen; den tapferen Sinn, der dem eingeborenen Oberländer schon einmal eigen ist, wird ihm niemand aus dem Herzen reißen. Und wir sind stolz darauf: Nackensteifheit hat der Oberländer schon öfters bewiesen und kommt es wieder einmal darauf an, sollen sie sehen, daß der Spruch: 'Wir Oberländer felsenfest!' heute noch Geltung hat..."
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Zwischentoren
von der Fernpasshöhe nach Lermoos
Der Begriff 'Zwischentoren' leitet sich eigentlich von dem Bereich zwischen den beiden Klausen am Fernstein, sowie jener bei Ehrenberg ab - somit würde auch vorgenannter Teilabschnitt in diesen Bereich fallen. Jedoch wurde im 19. Jahrhundert die Bezirksgrenze von dem Sperrwerk am Fernstein auf die Passhöhe herauf verlegt. Aus diesem Grund lasse ich den Sektor Zwischentoren ebenfalls an der Anhöhe des Fernpass' beginnen.
In weiten Teilen ist der Streckenverlauf zwischen der Anhöhe am Fernpass bis hinab zum Weißensee mit der heutigen neuzeitlichen Straße identisch. Die Geleisspuren östlich des Weißensees sind zwar eindeutig mittelalterlich, jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit in die Zeitspanne der Nutzung der alten Römerstraße - welche ja südöstlich des Sees verlief - also vor dem Jahr 1550 einzuordnen. Möglich ist aber auch, dass ab der sogenannten Blindseegrube mittels einer kurzen Anbindung der ehemalige Verlauf der Via Claudia in Verwendung stand.
Am 18. Juli 1774 wird eine Beschreibung der sogenannten Höslgehrwaldung bei Lermoos vorgenommen. Darin wird über dies vermerkt, dass dieser Herrschaftswald für die Salzsud vorbehalten ist. Insgesamt sind die Waldungen entlang der Strecke wohl schon recht geschädigt und zu der Entnahme für den Betrieb der Salzpfannen bei Hall kommt noch jener für den privaten Bedarf. Um aber den sogenannten Holzexzessen vorzubeugen und den verbleibenden Wald zu schonen, beschließt man beispielsweise am 6. Mai 1799 vor versammelter Gemeinde Ehrwald die Waldfrevler zu verfolgen. Weiters soll jeder Gemeindemann die Waldfrevler anzeigen. Dem Waldrieger (Waldaufseher) wird die eifrige Waldaufsicht beauftragt. Sollte der Rieger einen Waldfrevler schonen, so hat er dessen Strafe zu bezahlen. Auch vergibt die Gemeinde einen sogenannten Denunziationsanteil, das heißt bei einer erfolgreichen Anzeige eines Waldfrevlers erhält der Meldende ein Drittel der Strafzahlung.
Für das Jahr 1811 ist überliefert, dass der Se(e)benwald komplett abgeholzt wurde.
Zur Zeit der Salzstraße war Biberwier schon ein florierender
Bergbauort. Am Schachtkopf schürften Bergler der bergmännischen Gewerkschaft 'Silberleithe' sowohl oberflächlich als auch unter Tage vorrangig nach Silber und Blei.
Im Gegensatz zu der Römerstraße, leitete die Salzstraße durch den Bergbauort hindurch - vorbei an der dem hl. Josef geweihten Pfarrkirche - weiter zum sogenannten 'Scharfen Eck'. 1933 wurden dort während Straßenbauarbeiten Geleisrillen freigelegt, welche später auf das beginnende 16.Jahrhundert datiert werden konnten.
Die mittelalterliche Route von Biberwier nach Lermoos ist in etwa mit jener der heutigen Bundesstraße identisch. In Lermoos selbst gab es dann den ersten Salzstadel innerhalb des Außerferner Gebietes. Noch heute erinnert das Lermooser Wappen mit dem Rad an die verkehrstechnisch bedeutende Rolle des Ortes von der Römerzeit bis in das Mittelalter hinein. Auch in der Pfarrkirche des Dorfes findet sich im Deckenfresko ein Hinweis dazu. Auf dem Friedhof der Pfarrkirche sind zahlreiche Inschriften nachzulesen, welche auf die Salzfaktoren-Familien Sterzinger, Roßbach und Strele hindeuten.
Der ältere Salzstadel befand sich ehedem am nordwestlichen Ende des Dorfes unterhalb der Staig. 1677 wird dieser Salzstadel jedoch vom Lus(s)bach während eines Hochwassers so stark beschädigt, dass man sich entschließt denselben abzutragen und an anderer Stelle im Oberdorf wieder aufzurichten. Am 22. März 1678 kommt ein Vertrag zustande, indem der Salzfaktor Johann Sterzinger einwilligt auf seinem Grund und Boden, am sogenannten Thurnanger (dem einstigen Standort des ehemaligen landesfürstlichen Jagd- und Lustschlosses), einen neuen Salzstadel errichten zu lassen, welcher 1679 in Betrieb genommen wird. 1774 lässt der Salzfaktor Franz Nikolaus Sterzinger eine komfortable Wirtsstube in den Salzstadel einbauen.
Im Frühsommer 2007 wird damit begonnen, den Lermooser Salzstadel am ursprünglichen Standort abzubauen, wobei jedes Teil nummeriert und kartiert wird. Den ganzen Sommer über läuft anschließend der Wiederaufbau im Bereich der Ehrenberger Klause ab, wo mit Ende Juli diese "
Translozierung" im Wesentlichen abgeschlossen wird.
über Lähn / Bichlbach nach Heiterwang
Der einstige Verlauf der Salzstraße führte von Lermoos aus über Unter- und Obergarten zum Rautängerle und nach Lähn. Früher als Mittewald bezeichnet, war Lähn einst - noch bevor Lermoos dieses Recht verliehen bekam - als 1. Niederlagsort nach dem Fernpass genannt worden. Die Blütezeit von Mittewald wurde aber jäh durch eine Lawinenkatastrophe beendet, welche am 30. Januar 1456 über das wirtschaftlich aufstrebende Dörfchen hereinbrach.
Offenbar lag die ursprüngliche Straßentrasse zwischen Lähn/Wengle und Bichlbach vormals weiter nördlich und wurde erst später gegen Süden - etwa der heutigen Bundesstraße entsprechend - verlegt. Im Anschluss durch das Dorf Bichlbach hindurch. Die weitere Strecke verlief wohl in der Nähe der Eisenbahnlinie - also sich eher südlich haltend - auf Heiterwang zu. Heiterwang war bis 1408 der zweite Niederlagsort im Einzugsgebiet des Außerferns. Erst später gelangte das Niederlagsrecht unter den Tiroler Landesfürsten an Reutte.
über den Katzenberg
Von Heiterwang aus war der Anstieg hinauf zum Katzenberg zu bewältigen, die Trasse der Salzstraße dürfte sich in etwa mit jener der alten Bundesstraße decken. Dort wo heute ein Bahnübergang über die Straße leitet, führte der mittelalterliche Verlauf hinab in die ebene Fläche vor der Klause Ehrenberg. Mit dem Passieren des Tordurchlasses verließ man auch die als Zwischentoren bezeichnete Region.
Einzelnachweise
1. Westallgäuer Heimatblätter 1930/07; Der Salzverkehr von Hall nach Bregenz im 17. u. 18. Jahrhundert (Michael Raich)