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Ludwig II. von Bayern

Der Märchenkönig






Der kleine Otto Friedrich Wilhelm Ludwig wird am 24. August 1845 auf Schloss Nymphenburg bei München geboren. Oftmals wird das Datum des 25. August 1845 angegeben, da dies der Geburtstag des Großvaters Ludwigs ist und die Eltern des Jungen dessen Großvater eine Freude machen wollten, indem sie ihn einfach in dem Glauben ließen, dass beide am selben Tag Geburtstag hätten. 101 Kanonenschüsse kündeten in München von der Geburt des Thronfolgers und auch die Bevölkerung jubelte als am 26. August die Taufe feierlich inmitten der höchsten Adelskreise begangen wurde.

Schon im April des Jahres 1846 wäre der kleine Ludwig aber beinahe aus dem Leben geschieden, als seine Amme am Nervenfieber erkrankte und bald darauf daran verstarb. Ludwig musste daraufhin entwöhnt werden. Am 20. März 1848 dankt Ludwig I. zugunsten seines Sohnes Maximilian - dem Vater Ludwigs - ab, somit wird der kleine Ludwig mit zweieinhalb Jahren zum Kronprinzen. In der Familienchronik wird schon bald seine künstlerische Begabung erwähnt: "...Bei der Christbescherung 1852 bekam Ludwig das Siegestor aus Baustein-Holzen, das er errichten kann. Zu bauen liebt er, vorzüglich, überraschend, mit gutem Geschmack sah ich Gebäude von ihm ausgeführt. Ich erkenne auffallende Ähnlichkeiten im künftigen Ludwig II. mit dem politisch-toten Ludwig I..."



Ludwig als junger König



Ludwig II. im Königsornat



der einsame König



eine der letzten Aufnahmen des Königs
Die ersten Kinderjahre verbringt der kleine Ludwig in der Obhut der Erzieherin Sibylle Meilhaus, zu der er eine innige Beziehung aufbaut, welche dann allerdings zu einer schmerzhaften Trennung führt, als Sibylle Meilhaus 1854 den Dienst verlässt. Der Kronprinz bewahrt allerdings auch noch später eine treue Anhänglichkeit ihr gegenüber. Der Großteil seiner ihn umgebenden Dienerschaft, betet den kleinen Kronprinzen förmlich an und hegt und pflegt ihn in solchem Maße, dass es sich für einen heranwachsenden Jungen seines Alters eher negativ auf sein Selbstwertgefühl auswirkt. Ludwig jedoch bleibt trotzdem ein rühriges Kind und fällt besonders durch seine Gebefreudigkeit auf, welche sich in einer Anekdote des Redakteurs Ludwig Schaufert wiederfindet: "...Als Kind begleitete einst der König seinen Vater nach Bayreuth, wo König Max in der Eremitage Absteigequartier nahm. Bei dem ersten Mittagessen beobachtete der siebenjährige Ludwig längere Zeit den vor der Glastüre auf- und abgehenden Posten. Plötzlich wandte sich der Kronprinz an den König und fragte: „Papa, darf ich dem Soldaten etwas von meinem Essen geben?“ „Nein, mein Kind“, sagte der König freundlich, „der darf nichts annehmen, weil er auf Wache steht.“ Dies wollte dem kleinen Kronprinzen scheinbar nicht so recht eingehen und so wandte er sich nach einigem Nachdenken wieder an den König: „Papa! Wenn der Soldat nichts annehmen darf, so will ich mich ganz leise an ihn heranschleichen und ihm heimlich etwas in die Tasche stecken...“

Ludwig kam nun in das Volksschulalter und er war ein Kind mit schneller Auffassungsgabe. Die Sommerferien verbrachte die königliche Familie meist in Schloss Hohenschwangau bei Füssen, das von Max II. in neugotischem Stil wiederhergestellt wurde. Hier lernt der kleine Ludwig auch seine Liebe zu den Bergen und der alpinen Welt kennen und so wandert er oft mit seiner Mutter in der Gegend Füssens, dem Außerfern und dem Alpenvorland in der Gebirgswelt umher.

Ab 1856 bekommt der Kronprinz Unterricht in den Gymnasialfächern. Bei Verübung von kindlichen Streichen oder Pflichtversäumnissen wird Ludwig unnachsichtig bestraft. Diese strenge Erziehung soll Ludwig, wie auch seinen jüngeren Bruder Otto, zu tüchtigen, arbeitsamen Fürsten machen. König Max selbst ist ein gewissenhafter und pflichteifriger Mensch, der stets bereit ist alles zu geben. Zu seinen Söhnen hat der König allerdings kein allzu vertrauensvolles Verhältnis. Seinem ältesten Sohn steht er sogar „innerlich fremd“ gegenüber. Noch dazu nimmt er wenig Anteil an der Entwicklung des jungen Kronprinzen. Nur selten bekamen ihn seine Söhne zu sehen und wenn dann auch nur für kurze Zeit. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Verhältnis der beiden zum Vater immer mehr abkühlte. Dies jedoch belastete Ludwig zeitlebens und so schreibt Ludwig dreißigjährig in einem Brief an den Kronprinzen Rudolf von Österreich:

„...Du bist sehr zu beglückwünschen, eine so durch und durch ausgezeichnete, verständnisvolle Erziehung genossen zu haben, ein Glück ferner ist es auch, dass der Kaiser persönlich so lebhaft für Deine Ausbildung sich interessiert. Bei meinem Vater ist dies leider ganz anders gewesen, stets hat er mich von oben herab behandelt, höchstens en passant einiger gnädiger, kalter Worte gewürdigt. Diese eigentümliche Art und sonstige Erziehungsmethode wurde aus dem sonderbaren Grunde beliebt, weil es bei seinem Vater ebenso gehalten wurde...“

Die Mutter des Kronprinzen, Königin Marie (Marie von Preussen), wird laut manchen Quellen als „beschränkte Frau ohne alle geistigen Interessen“ bezeichnet. So sei es trotz allen Bemühungen nicht gelungen, das Interesse der Königin an Literatur und Poesie zu erwecken. Ihr war nach diesen Quellen nur wohl im leichtesten Geplauder und besonders in der freien Luft des Gebirges, das sie unermüdlich nach allen Richtungen zu durchstreifen liebte. Auch Theateraufführungen waren nicht nach ihrem Geschmack.

Das die Liebe zur Bergwelt auch von Ludwig Besitz genommen hatte, ist aus einem Brief des Kronprinzen an seinen Großvater Ludwig I. ersichtlich:
"...Vorigen Montag kamen wir hier an, nachdem wir acht Tage in Nymphenburg gewohnt hatten. Anfangs war die Witterung zu größeren Partien nicht günstig; nachdem es aber gestern schön geworden war, durften wir zu unserer großen Freude den Säuling besteigen. Wir verließen mit der Mutter Hohenschwangau um halb neun und gelangten gegen 1 Uhr auf die Spitze desselben, die eine sehr schöne Aussicht bietet; unter anderem sieht man München und die Spitze des Ortler. Um 4 Uhr machten wir uns auf den Rückweg und waren um 7 Uhr wieder in der Ebene, ohne dass selbst Otto sich ermüdet fühlte..."

Aber auch die Sagenwelt fasziniert den phantasiereichen Jungen. So kann sich Ludwig an den Wandgemälden des Schlosses Hohenschwangau gar nicht satt sehen, auf welchen Motive der romantischen Sagenwelt abgebildet sind. Oftmals wurde der Kronprinz jedoch in seiner Liebe zur Poesie und den poetischen Gestalten, den Sagen und schönen Dingen nicht verstanden, was ihn dann schmerzlich traf und er sich in sich selbst und seiner Phantasiewelt zurückzog. Dies änderte sich auch in der Zukunft nicht. Oftmals muss der junge Ludwig herbe Enttäuschung einstecken, wenn er wegen seiner „Überspanntheit“ von der Familie ausgelacht wird. Die Mutter kann den schwärmerischen Tagträumen ihres Sohnes offenbar nichts abgewinnen und zerstört die Luftschlösser des Sohnes jäh mit nüchternen Worten und holt ihn so immer wieder auf den Boden der Realität zurück. So kam es wohl, dass Ludwig sich immer mehr von den Menschen abwandte und sich in seinen phantastischen Höhenflügen verlor.

Am 2. Februar 1861 wohnt Ludwig das erste Mal einer Opernaufführung bei. Dies hinterlässt bei dem Kronprinzen einen bleibenden Eindruck und so findet Ludwig seine Liebe zu den Werken von Richard Wagner, welche von der von ihm geliebten deutschen Sagenwelt handeln. Bald darauf verschlang der junge Ludwig die Lektüren und Textbücher der Werke Wagners völlig und er ging noch einen Schritt weiter.
Von seinem Zeichenlehrer, Leopold Rottmann, ließ Ludwig Kostüme, Szenerien und Gestalten aus jener Sphäre malen.

Die Oper begleitet den Kronprinzen von da an ständig und er besucht eine Vielzahl von Aufführungen. Seine Verehrung für Richard Wagner nimmt immer mehr zu, aber auch seine Ausflüge in die Einsamkeit der Natur häufen sich. So saß er beispielsweise oft stundenlang in der nachgebildeten Hundingshütte aus Wagners "Walküre", unweit des Schlosses Linderhof, ganz vertieft in irgendeine Lektüre, deren Inhalt zumeist so gar nicht zu den ihn in der Hütte umgebenden urwüchsigen Bärenhäutertum passte. So passte auch der künstlich angelegte Weiher zu der künstlich hergestellten Szenerie, auf welchem ein nicht nutzbarer Einbaum schaukelte.
Sogar die Wildtiere der Umgebung hatten sich offenbar an den einsamen Mann gewohnt. Der König warf ihnen Brot zu und die Hirsche und Rehe kamen ungewöhnlich nahe heran um sich die begehrten Brotbrocken zu schnappen.



Im Jahre 1863 erlangt Ludwig die Volljährigkeit und wird schon bald darauf zu repräsentativen Aufgaben herangezogen. Jedoch erkrankt der Kronprinz in den Jahren 1863 und 64 immer wieder, was ihn von seinen Pflichten mehrmals abhält. Jedoch hat Ludwig damit kein Problem, denn obwohl er das Bett nicht verlassen darf, kann er doch seine heißgeliebten Bücher lesen und muss nicht an den Bällen und Banketten teilnehmen, für die er ohnehin nicht sonderlich viel übrig hat.

Im Frühjahr des Jahres 1864, genauer am 10. März, wird Ludwig vom Tod seines Vaters überrascht. Mit tiefer Erschütterung nimmt er Abschied von seinem Vater und wird noch am selben Tag zum König Ludwig II. von Bayern erhoben. Die Untertanen sind dem jungen König sehr zugetan und setzen große Hoffnungen in ihn.



Marie von Preussen



Maximilian II. von Bayern



Sophie Charlotte Auguste in Bayern



Elisabeth von Österreich-Ungarn
"Sisi"
Ludwig trifft die Übernahme der Regierungsgeschäfte aber völlig unvorbereitet und er ergreift diese mit einer gewissen Unsicherheit, will aber die Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen fortführen. Schon wenige Wochen nachdem Ludwig zum König ernannt wurde, wollte er Richard Wagner kennenlernen und schickte einen Abgesandten mit einem Ring und einem Schreiben aus, um den Künstler zu finden und ihn zu bitten, zu ihm nach München zu kommen. Am 5. Mai 1864 ist es dann soweit, Ludwig trifft zum ersten Mal mit Richard Wagner zusammen.
Wagner befindet sich zu dieser Zeit wohl in finanziellen Schwierigkeiten. Die von Ludwig entgegengebrachte Zuneigung ausnutzend, wird ihm jede Hilfe von dem König zugesichert. Somit wird Ludwig zum größten Förderer und Gönner Richard Wagners.

Nicht nur die enormen Schulden werden für ihn bezahlt, sondern er erhält zudem noch ein stattliches Gehalt von 4.000 Gulden und kann auch noch ein großes Haus in München beziehen.
Wagner hingegen erringt immer mehr Einfluss auf den König und mischt sich schlussendlich auch noch in die politischen Geschäfte Ludwigs ein. Für die Öffentlichkeit bringt diese Absicht das Fass zum Überlaufen und der Druck auf Ludwig nimmt rapide zu. Wagner muss aus München fliehen um nicht von der aufgebrachten Menge behelligt zu werden, für Ludwig ist dies allerdings ein schwerer Schlag und er denkt über Rücktritt und wohl sogar Suizid nach.

Auf Drängen von Wagner behält Ludwig jedoch die Krone und kann so dem Künstler auch weiterhin ein Jahresgehalt ausbezahlen und übernimmt somit die Mietkosten der neuen Villa in der Schweiz, in der sich der Künstler nun aufhält.

Die politischen Umstände zeigen im Jahre 1866 immer mehr in Richtung Krieg. Bismarck will eine Einigung der deutschen Staaten ohne Österreich. Ludwig will sich in diesem Debakel aber auf keine Seite festlegen, da er ohnehin alles Militärische kategorisch ablehnt. Doch bleibt Ludwig auf Grund eines Bündnisvertrages mit Österreich keine Wahl und so befiehlt er am 10. Mai 1866 die Mobilmachung der bayerischen Armee. Jedoch ist der junge König in diplomatischen, wie in politischen Dingen absolut unerfahren. So kommt es, dass sich Ludwig aus den Geschehnissen komplett zurückzieht und auf der Roseninsel im Starnberger See nicht einmal seine Minister und Kabinettssekretäre empfängt.

Der Krieg wird letztlich verloren und Bayern muss die Summe von 30 Millionen Gulden als Kriegsentschädigung bezahlen. Daraufhin folgt ein Bündnis mit Preußen, das Ludwig aber auch die Herrschaft über das Militär kostet. Dieser Umstand belastet den König aber nicht allzu sehr, er ist froh sich nicht mit solchen Entscheidungen befassen zu müssen.

Im Frühjahr 1867 wird die Verlobung mit Sophie, der Schwester der österreichischen Kaiserin Elisabeth (Sisi) bekannt gegeben. Alle Vorbereitungen zu der Hochzeitszeremonie werden aber eingestellt, da Ludwig das Verlöbnis bald wieder auflöst. Der Adel ist empört.

Sogar Sisi, zu der Ludwig eine Art Seelenverwandtschaft empfindet, ist nicht begeistert und lässt ihrem Unmut über die Verhaltensweise des Königs freien Lauf. Ludwig hält die körperliche Liebe für unrein und als eine Sünde. Bis in die heutige Zeit hält sich deshalb die Spekulation über die vermutete Homosexualität des Königs in Gesprächen zwischen den Forschern und Interessierten und gibt oft Anlass zum Streit über diese Frage. So entflammt im Herzen des Königs offenbar oftmals eine recht innige Freundschaft zu Männern, die aus überschwänglichen Gefühlen entstammt, aber meist genauso schnell vergeht wie sie entstanden war.
Anders bei seinem Stallmeister Richard Hornig. Er wird von Ludwig oft mit Geschenken überhäuft und erhält sogar eine Villa am Starnberger See.

Ab 1869 beginnt die erste Phase der zuletzt umfangreichen Bautätigkeiten des Königs, welche mit dem Bau des Königshauses am Schachen (Garmisch-Partenkirchen) ihren Anfang nimmt. Im Jahr darauf folgt der Bau des Schloss' Linderhof.

Der deutsch-französische Krieg verlangt von Ludwig eine Unterbrechung seiner Bautätigkeit, was ihn zutiefst in Verdruss stürzt. Noch einmal muss er eine Mobilmachung unterzeichnen, welche auf Grund des Bündnisvertrages von 1866 unumgänglich ist. Der Krieg wird gewonnen und Preußen will mit Hilfe von Ludwig seine Vormachtstellung in Deutschland weiter ausbauen. Die angestrebte Führung Preußens in einem deutschen Nationalstaat würde allerdings Bayerns Selbständigkeit kosten.

Am 18. Januar 1871 wird der preußische König Friedrich Wilhelm zum deutschen Kaiser erhoben. Somit ist die Souveränität des Königs Ludwig II. verloren. Daraufhin fällt das Interesse Ludwigs für die Staatsgeschäfte immer weiter ab und er widmet sich wieder vermehrt kulturellen Dingen. So zum Beispiel der Grundsteinlegung des Festspielhauses in Bayreuth.

Nach acht Jahren begegnen sich hier Ludwig und Richard Wagner wieder, nachdem der Komponist bei dem König aufgrund einer Beziehung des Künstlers zu einer Frau in Ungnade gefallen war. Ludwig II. nimmt an den Proben zu Rheingold und der Götterdämmerung teil, reist aber vor der offiziellen Eröffnung der Festspiele wieder ab und flüchtet in die Einsamkeit der Berge.

Immer weltfremder wird das Verhalten des Königs und zudem macht ihm die Geisteskrankheit seines Bruders Otto Angst, denn er fürchtet selbst ein Opfer dieser Geisel zu werden. Seine seelische Verfassung findet dann auch Ausdruck im physischen Zustand des Königs. Er nimmt immer weiter zu und bringt es bald auf ein Körpergewicht von rund 130 Kilogramm. Auch die Zähne fallen ihm aus und so verdeckt er seinen Mund stets mit der Hand.

Der Bau seiner Schlösser war inzwischen zu seinem einzigen Lebensinhalt geworden, so hatte er zur gleichen Zeit drei große Projekte in Bearbeitung: Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee. Weitere geplante Projekte wie etwa das Schloss auf Falkenstein, ein byzantinisches Schloss oder etwa der chinesische Sommerpalast am Plansee sollen verwirklicht werden. Doch all diese Bautätigkeiten verschlingen Unsummen von Geld, somit wächst der Schuldenberg bis zum Jahre 1884 auf 7 Millionen Mark an. Die finanzielle Lage kann von einer Bankanleihe allerdings nur kurz entspannt werden und so steuert der König unaufhaltsam in den Ruin.

Die Minister wollen dem Treiben nicht mehr länger zusehen und machen sich schon Gedanken über die Regierungsfähigkeit des Königs. So wird beschlossen nach einem Ausweg zu suchen.
Der König selbst schottet sich immer mehr von der Außenwelt ab und verlässt den Schutz seiner Schlösser nur im Dunkeln um dann in einer Kutsche die Fahrt bei Mondlicht zu genießen. Um ihn herum sind lediglich noch einige Bedienstete anzutreffen, die ihm sein aufwendiges Leben ermöglichen sollen.

Immer düsterer wird die seelische Verfassung des Königs und nur noch von seiner Bauwut und seinen nächtlichen Reisen in seine eigene Traumwelt getrieben, lebt er in Einsamkeit und Groll gegen die restliche Welt. Ein psychiatrisches Gutachten des Nervenarztes und Obermedizinalrates Dr. von Gudden und einiger anderer Gelehrter fällt für den König niederschmetternd aus. Laut den Medizinern befinde sich Ludwig in einer bereits weit fortgeschrittenen seelischen Gestörtheit und er leide unter schwerer Paranoia und dies obwohl der König selbst von den Medizinern gar nie persönlich untersucht wurde. Daraufhin wird durch den Ministerrat Freiherr von Lutz die Entmündigung des Königs angeordnet. Eine Kommission wird nach dem Schloss Neuschwanstein entsandt um den König fest zu nehmen. Der König wird jedoch durch seinen Leibkutscher Osterholzer gewarnt. Da gerät die Kommission selbst in Gefangenschaft, denn Ludwig lässt sie kurzerhand inhaftieren. Jedoch gelingt es den Mitgliedern der Gesandtschaft die königstreuen Gendarmen mit Strafandrohung einzuschüchtern und werden daraufhin wieder frei gelassen.

Zwei Tage später kehrt die „Fangkommission“ erneut auf Schloss Neuschwanstein zurück um den König in Gewahrsam zu nehmen. Diesmal mit Erfolg. Ludwig II. wird nach Schloss Berg am Starnberger See gebracht und dort gefangen gehalten.
Am Pfingstmontag den 13. Juni 1886 will Ludwig II. am Ufer des Sees einen Spaziergang unternehmen. Von Gudden willigt ein. Durch die ruhige und freundliche Art des Königs erwirkt er sogar, dass kein begleitendes Aufsichtspersonal an diesem Gang teilnimmt.

Als die beiden nach geraumer Zeit immer noch nicht von ihrem Spaziergang zurückgekehrt sind, wird ein Suchtrupp losgeschickt und der Park fieberhaft durchkämmt. Auch der See wird mit Booten abgesucht und man wird bald fündig. Zwei leblose Körper liegen am Grund des Sees. An der Fundstelle - 25 Schritte vom Ufer entfernt - ist das Wasser jedoch gerade einmal einen Meter tief.

Die später aufgefundene Taschenuhr des Königs war um 18.54 Uhr stehen geblieben, weil Wasser eingedrungen war, die Taschenuhr von Guddens aus gleicher Ursache dagegen erst um 20.10 Uhr. Nach der offiziellen Darstellung habe von Gudden den Regenten an einem Suizid hindern wollen und sei dabei selbst zu Tode gekommen. Diese Version wurde jedoch schon bald bezweifelt. Über die Umstände des Todes Ludwigs II. ranken sich sogleich wilde Spekulationen, welche bis zum heutigen Tag anhalten.

Nach dem Ableben des Königs


Wenige Tage nach Bekanntwerden des Ablebens Ludwigs II. begibt sich eine Deputation von Füssen aus nach München. Der Füssener Frauenverein schickte einen Kranz aus Edelweiß und Efeu mit weißer Schleife, welcher gerade neben jenem der Kaiserin Elisabeth von Österreich Aufstellung fand. Aber auch die Marktgemeinde Reutte ließ einen Kranz niederlegen, geflochten aus Edelweiß und Alpenrosen und versehen mit der Widmung: "Dem edlen König von Bayern Ludwig II. die trauernde dankbare Bevölkerung von Reutte."
Am Gipfel des Säulings lässt Reutte und die umliegenden Gemeinden zum Zeichen der Trauer um den Bayernkönig eine 16 Meter lange und 3 Meter breite schwarze Trauerflagge hissen.



Im Pinswanger Gasthof Schluxen hatte König Ludwig II. ein eigenes Zimmer und auch eigens für ihn angeschafftes Geschirr. Ebenso wurde in der Klause bei Schloss Fernstein eigens ein Zimmer für den bayerischen Regenten eingerichtet und stets zur Verfügung gehalten.


Reutte m. Thaneller
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Gasthof Post
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Vilstalsäge
pfronten, vilstalsäge


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