erste urkundliche Erwähnung: 1300 - Piechelpach
Fläche: 30,64km²
Höhe: 1079m
Ortsteile: Lähn, Wengle
Im Jahr 1275 scheinen Güter 'zu Breittenwanch, Mittenwalde, Löne, Reutin und Plech' im Güterverzeichnis des Ludwig von Bayern auf.
Alpen und Schwaighöfe
Im Jahr 1300 wird in Puechelpach eine Alpe und 4 Schwaighöfe der Herren von Starkenberg erwähnt, 1336 ist von einer Stamser Schwaige im Gebiet von Puechelbach die Rede. Weiters hatte auch das Füssener Kloster hier Besitzungen und die Herren von Schwangau übten das Geleit- und Jagdrecht bis hin zu der Anhöhe des Fernpass aus.
Für die Besiedelung des Gebietes wird angenommen, dass diese aus dem Allgäuer Raum vorangetrieben wurde.
Bichlbach mit der Laurentiuskirche und der Zunftkirche - im Vordergrund der Bahnhof
Waschgoldgewinnung und Bergbau
Kurz nach 1300 wird von einer Waschgoldgewinnung berichtet. Im Bereich Gartnerwand und Bleispitze bestand von 1621 bis 1688 nur kurzzeitig ein Galmei- und Blei
bergbau.
Lähn (Mittewald)
Die erste Ansiedlung im Bereich des heutigen Lähn hieß ursprünglich Mittewald (Mittenwalde) und wurde 1275 in einer Besitzurkunde des Benediktinerklosters Weingarten erwähnt. Die Siedlung wurde am Sonnenhang des "Bichls" erbaut.
1282 wurde dieser Siedlung von Meinhard II. von Tirol ein Niederlagsrecht für den Frachtverkehr ausgestellt, was eine wirtschaftliche Stärkung für Mittewald bedeutete.
Bei den Mittewalderhöfen war einst eine Fuhrwerkstation an der von Hall kommenden
Salzstraße, wovon heute noch der Flurname 'Asetze' zeugt. Frei übersetzt bedeutet der Begriff 'Asetze' das Ausspannen der Pferde, da man von Lermoos herauf Vorspannpferde für die schweren Salzfuhrwerke benötigte.
Die Einwohner der kleinen Ortschaft an der Wasserscheide von Lech und Loisach, welche in alter Zeit zugleich auch die Bistumsgrenze zwischen Augsburg und Brixen darstellte, konnten für 174 Jahre die Blütezeit ihres Ortes auskosten. Dann ereignete sich jedoch eine Katastrophe, von welchem sich Mittewald nicht mehr vollständig erholen konnte:
Anno 1456 den 30. Jänner in der Nacht hat eine Staublähn die Kapelle vom Pichl herab und sämtliche Häuser eingedruckt und im Augenblick alles überdecket. 22 Menschen wurden erbärmlich getödtet, die Übrigen aber nach drei Tagen ausgegraben. Nachdem hat ein unbekannter Fuhrmann der glaublich ein Engel war zur Erbauung der neuen Kirche Alles herbei geführt. Also ist dieser Ort, so vorher Mithwald genant auf der Lähn geheissen worden. Gott sei den Lebenden und Abgestorbenen gnädig und barmherzig.
Anno 1689 den 4. Hornung um 7 Uhr früh hat Gott uns abermal mit einer vom Spitz des Wannereckes über das Enge und Wiestal herabschießenden Staublähn heimgesucht in welcher 11 Häuser 46 Menschen auf einmal begraben, 21 Menschen und 48 Stück Vieh jämerlich zugrund gegangen und zerschmettert worden. Ein Kind in der Wiege und ein Weib in einem Krautfaß und die übrigen 23 hat man gerettet. Zum Gedächtnis haben wir Gemeindeleut diese Tafel machen laßen Anno 1726. Gott wende alles Unheil von uns ab.
Eine ausführlichere Schilderung der Vorfälle stand einst an einer noch 1591 erwähnten Gedenktafel:
"A. D. 1456 am Donstag vor unser lieben Frau Mariae Lichtmeß gezählt, ist eine erschröckliche große Schneelän zu nacht heruntergewölzt, am Berg, ob im Gerental hat die angefangen. Die Kirche so zu Mittewald auf St. Prantbichl ist gestanden, ist sambt Häuser, Städl und alles Vermigen mit Roß und Rinder ist zu der Leen geblieben. 22 Personen jung und alt hat man zu der Leen undergangen zählt, dadurch dieser Ort zu einer Öde gemacht. Die Kirche und die Haiser von neuen hieher zu bauen erdacht, da zuvor niemand hat gewohnt, ist jez alhin auf der Leen genannt. Ist jez aber eines der großen Wunder, daß allein 4 Personen, darunter eine Frau mit großem schwangeren leib, sambt Iren fünfjährigen Sohn Michael, dabei Peter Schneider von Mittewald und Oswald aufen Bichl, der Alt sein mit dem Leben khomen davon, gleichwohl Oswald am Pichl der Altmann, welcher bis auf den fünften Tag in der Leen, unter dem Schnee lag, lebendig aber schwach herausgebracht, hat seine Sünd gebeichtet, darauf empfangen das heilig hochwürdig Sakrament, in der selben Nacht darauf sein Leben geendet. Gott der Allmächtige behüt manniglich vor Leid, verleih diesen Verlähnten und allen christgläubigen Seelen, die ewige Freud und Seligkeit, amen. Renoviert Ao 1591."
Kohlberglawine 1984 - Foto: Norbert Wachter
Weitere Lawinenabgänge aus der Pfarrchronik:
zwischen 5. und 8. April 1689 drei Lawinen - jedoch nur Sachschäden
6. März 1817 - vom Mähberg abgegangen forderte die Lawine fünf Todesopfer (2 Erwachsene und drei Kinder)
2. Februar 1844 - aus dem Riegetal - nur Sachschaden
8. bis 17. April 1877 - beinahe durchgehender Schneefall - am 17. April brach dann die Wiestallawine - nur Sachschäden
30. November 1925 - 2 junge Burschen (Adolf Nagele [22 Jahre], Martin Koch [26 Jahre]) werden beim Heuziehen im Bereich des Thegetals getötet - drei weitere (Ernst Hosp, Heinrich Schennach und Anton Zotz) kommen mit dem Leben davon; insgesamt waren 40 Männer zu dem Heuzug aufgebrochen
9. März 1945 - Grundlawine im Wiestal - Bahnlinie und Straße wurden verschüttet (6 Tage lang schaufelten beinahe 260 Männer um die Straße wieder freizulegen)
26. Februar 1946 - im Haseltal geht eine Staublawine ab und beschädigt die Bahnlinie
22. Jänner 1951 - Wiestallawine - nur Sachschaden (10 Städel)
12. Jänner 1954 - Staublawine vom Heberjoch - die Bichlbacher Alm wird dabei zerstört
23. Februar 1970 - Wiestallawine - der
neue Lawinendamm leitet die Lawine ab
25. Februar 1984 - Kohlberglawine
13. März 1988 - Riegetallawine - große Waldflächen werden vernichtet, daraufhin wird ein Lawinendamm mit Auffangbecken am Gsteig errichtet
Dingstuhl
Deckenfresko desJohann Jakob Zeiller
Um 1400 wird für Bichlbach ein Dingstuhl erwähnt. Also war der Ort zu jenem Zeitpunkt ein Niedergerichtssitz.
Kirchengeschichte
Im Zuge archäologischer Untersuchungen während eines Umbaus 2014 in der Bichlbacher Pfarrkirche konnten Befunde zu Vorgängerbauten der heutigen Kirche gesichert werden. So hat es einen (vermutlich) ersten Bau wohl schon am Ende des 13. Jahrhunderts gegeben.
Am 27. Februar 1423 erlangt Bichlbach zusammen mit Heiterwang das Recht zur Gründung einer Pfarrei. Zuvor musste zum Kirchgang der Marsch bis nach Breitenwang in Kauf genommen werden. Trotzdem bestand auch weiterhin eine Zehentpflicht dem Füssener Kloster St. Mang gegenüber. Erst mit dem 23. April 1544 konnte die Pfarre Bichlbach eine echte Eigenständigkeit erlangen.
Bei dem Durchzug der Truppen des Moritz von Sachsen während des sogenannten Schmalkaldenkrieges 1552 wird die Kirche komplett geplündert und teils beschädigt.
1733 wird mit dem Bau der barocken Kirche in ihrer noch heute gültigen Gestalt begonnen. Die Fertigstellung fällt in das Jahr 1736.
Nachdem sich 1616 Heiterwang kirchlich von Bichlbach abgelöst hatte, wurden 1948 auch Lähn und Wengle zu einer eigenen Pfarre erhoben.
Spital in der Au
In einer Urkunde von 1568 wird erstmals von einem Spital in der Au berichtet. Als Bedienstete werden ein Spitalspfleger für die Verwaltung des Vermögens und ein Krankenwärter genannt.
Pestjahre
Wie in vielen anderen Gemeinden des Außerferns auch, wütete in Bichlbach in den Jahren 1611 und 1635/36 die Pest und forderte viele Opfer. Schon 1546 wird von den "sterbenden Lauff" in den Orten Lermoos, Lähn und Wengle berichtet.
Zunftkirche
Durch das verheerende Lawinenunglück in Lähn 1689, bei welchem der Ort Lähn bereits zum zweiten Mal in Trümmern liegt, entschließt sich der damalige Pfarrer Lucas Egger zur Gründung einer Bruderschaft. 1694 genehmigt Kaiser Leopold I. den Bau einer Zunftkirche in Bichlbach und die Gründung einer Handwerksbruderschaft der Maurer und Zimmerer, welche bis zum Jahr 1859 bestehen bleibt. Der Kirchenbau wird - nach den Plänen von Johann Jakob Herkomer aus Füssen - durch Andreas Hafenegger aus Haldensee durchgeführt. Bis heute ist es die einzige Zunftkirche in Österreich geblieben.
Dieser Kirche war wohl ein hölzerner Kapellenbau vorausgegangen. Die Bruderschaft gab es ja schon bedeutend länger, hatte zunächst aber nur einen religiösen Charakter, weshalb außerhalb des Orts
"eine Kapelle von Holz mit einem darin stehenden Altar" errichtet wurde. Diese war lange Zeit Ziel vieler Bittgänge und Prozessionen.
Großfeuer
Ein Großfeuer legt das ganze Viertel rund um das Gasthaus Sonne am 8. März 1928 in Schutt und Asche.