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Eine Mord(s)geschichte


Aus: Die Weltpresse vom 18. August 1950
Innsbruck, 18. August. Die Untersuchung des Raubmordes an dem 34jährigen Heidelberger Chemiestudenten Erwin Thorspecken, der auf dem Wege zur Hermann-Barth-Hütte bei Reutte erschlagen wurde, hat eine überraschende Wendung erfahren. Verschiedene Anhaltspunkte lassen darauf schließen, daß der Täter noch einen zweiten Mord auf dem Gewissen hat.

krottenkopf wuchtig
Großer Krottenkopf
Der blonde Bursche, der im Verdacht steht, Thorspecken erschlagen und beraubt zu haben, war einen Tag vor dem Mord zusammen mit einem zweiten, dunkelhaarigen jungen Mann auf bayrischem Gebiet beobachtet worden. Vom Zeitpunkt des Mordes an war er nur mehr allein gesehen worden. Auffallend war aber, daß er neben dem Rucksack des ermordeten Thorspecken auch jene abgegriffene alte Aktentasche bei sich trug, die Eigentum des Dunkelhaarigen ist.

Dieser hatte gewöhnlich erzählt, er komme aus Neu-Ulm und sei von Beruf Bäcker. Seine Eltern hätten in Leipzig ein Konsumgeschäft, so daß er über genügend Geld verfüge. Sein Freund aber sei mittellos, und er habe nicht die Absicht, ihn länger auszuhalten.

Drei Touristen sahen Thorspecken am 8. August in Begleitung des blonden Burschen, der Gummistiefel trug, zur Hermann-Barth-Hütte aufsteigen. Einen Tag später bat der Mann den Gastwirt von Spielmannsau, ihn auf seinem Wagen ein Stück mitzunehmen. Während der Fahrt bemerkte der Wirt, daß der Unbekannte Geld zählte. Es erscheint daher die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß der blonde Bursche seinen Freund beseitigt hat, um in den Besitz seines Geldes zu kommen.

Der vermutliche Täter gibt meist an, er stamme aus der Ostzone Deutschlands und sei aus einem Uranbergwerk geflüchtet. Als Namen nannte er Fritz Kayetan. Die Suche nach seinem Begleiter, die auf Grund der Erhebungen in Österreich von der bayrischen Polizei durchgeführt wurde, blieb erfolglos. Der blonde Bursche hatte erzählt, daß er über Österreich nach Italien und dann nach Übersee gelangen wolle. Man nimmt daher an, daß er die Grenze nach Österreich an irgendeiner Stelle wieder überschreiten werde.


die Hermann v. Barth-Hütte mit Blick in die Lechtaler Alpen hinein - Verlag J. Heimhuber - Karte gelaufen 1938
hermann-von-barth-hütte

höfats rotes loch eissee
die Höfats und der Eissee
An anderer Stelle ist auch davon die Rede, dass der aus Velbert bei Düsseldorf stammende Thorspecken erwürgt wurde. Die Gummistiefel und Kleidung des mutmaßlichen Täters wurden beim Opfer aufgefunden, welchem hingegen neben eben jenen Kleidungsstücken auch 150 D-Mark entwendet wurden.

Der vermisste dunkelhaarige Begleiter konnte nicht aufgefunden werden. Auch der mit Stangen abgesuchte Eissee oberhalb der Käseralpe förderte keine neuen Erkenntnisse zu Tage. Eine Mittäterschaft wurde ihm im Anschluss abgesprochen, da man annahm, dass der Täter seinen Begleiter noch vor dem Mord an Thorspecken beseitigte.


Knechtenhofen
knechtenhofen, konstanzer tal, salzstraße

Burg Schrofenstein
schrofenstein, stanz, landeck, schroffenstein

Wintersportplatz
holzgau, pimig, steeg


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