Chronik
für das Jahr 1930
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Am 13. Jänner um 5 Uhr früh, wird bei Schattwald ein leichtes Erdbeben verspürt
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Anfang Februar kommt es zu einem Erdbeben mit Epizentrum bei Lermoos, welches zahlreiche Schäden nach sich zieht
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Ende Februar wird in Reutte die Tiroler Skimeisterschaft mit Langlauf, alpinem Abfahrtslauf und Sprunglauf (Sprungschanze unterhalb Ruine Ehrenberg) ausgetragen
id2661Aus: Außferner Bote vom 26. Feb. 1930
Ehrwald. Weltboxmeister Schmeling fuhr gestern mit der Seilbahn auf die Zugspitze. Er äußerte sich über diese Bergbahn und die schöne Aussicht sehr belobend. Um 3 Uhr nachmittag reiste er wieder nach Garmisch ab. id2662
In Heiterwang brennt in der Nacht vom 5. auf den 6. März der Hof des Karl Fröhlich gänzlich nieder
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In der Nacht auf den 10. März brennt in der Gasthof Ehrenberg auf der Klause nieder. Ein schadhafter Kamin hatte den Brand entstehen lassen, welcher zunächst das alte Gebäude zerstörte und später auch auf den Neubau übergriff
id1972Tiroler Anzeiger vom 18. März 1930

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Mit 1. April kommt es in Reutte zu einer Besitzveränderung. Das Hotel 'Tiroler Hof' wird von der Familie Singer an den Hotelier Bunte von Ammerwald verkauft
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Die Tiroler Landesregierung verfügt, dass ab dem 2. April das Rechtsfahren auf Tirols Straßen gilt
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Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden prekärer, die Arbeitslosigkeit ist hoch und der Wohlstand sinkt
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In Tannheim führt die Vils am 14. und 15. Mai Hochwasser und tritt über die Ufer. Viele Felder und Wiesen werden mit Geröll und Geschiebe verlegt und auch die Straße ist zeitweise unpassierbar. Bei Wängle droht der Leinbach schwere Vermurungen und Schäden durch den Übertritt des Baches davon zu tragen. Zahlreiche Helfer aus den umliegenden Gemeinden können jedoch das Schlimmste verhindern
Auch im Planseegebiet kommt es zu Vermurungen. Straßen werden verschüttet und eine Brücke weggerissen
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Am 19. Mai stürzt im Zementwerk Schretter in Vils der Arbeiter Wilhelm Ennemoser, gebürtig aus Haiming im Inntal, 6 bis 7 Meter tief in einen Zementschacht und erstickte dort
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Man will, von Hohenschwangau ausgehend, eine Passstraße nach Linderhof bauen. Um Tiroler Gebiet zu umgehen, hätte die Trasse ab der Jägerhütte südlich der Schäferblasse und der Weitalpspitze hindurch geführt, um dann nach dem Fischbachtal auf den Weg zur Hundingshütte zu stoßen
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Biberwier wird als "Schachdorf" bezeichnet. Vor allem der hiesige Pfarrer Fink ist in Schachkreisen bekannt
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Am 18. Juni wird der Karrenweg zum Frauensee eröffnet. Diese 1. Trasse führte über das sogenannte Wändleskreuz und unterhalb der Martinswand hindurch zum Durchlass zum Seeplatz am Frauensee
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Am 6. Juli gibt es in Tannheim am Kienzerlebach, sowie zwischen Heiterwang und Bichlbach größere Hochwasserschäden. In Musau führt der Sababach Hochwasser. In Zwischentoren kommt es gar zur Vernichtung ganzer Kartoffelernten. Bei Heiterwang löste sich ein größere Mure, was zur Unterbrechung des Verkehrs führte
id1965Im Lechtal geht am 20. Juli die erste Lastenseilbahn des Tales in Betrieb - sie führt auf die neuerbaute
Stablalm bei Elmen
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Am 26. u. 27. Juli findet das 1. Außerferner Musikbundfest in Reutte statt
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Anfang August spitzt sich die Situation rund um den Reuttener Bürgermeister Turri und Vizebürgermeister Komarek zu. Mehr oder weniger autoritäre Machenschaften bringen die Bürger gegen die Gemeindeobersten auf
id1966Ein
Skelettfund bei Mitteregg beschäftigt die Ermittler im August. Zunächst berichtet die Presse von einem Tötungsdelikt, jedoch wird bald klar, dass der Mann schlicht abgestürzt war. Weitere Erhebungen ergeben, dass es sich hierbei um die sterblichen Überreste des aus Leipzig stammenden arbeitslosen Karl Robert Billhardt handelt
id1967Im August/September wird in Lermoos eine
Flugschule (Segelflugschule) gegründet
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Das Luftschiff 'Graf Zeppelin Z.R. 127' überfliegt am 10. September das nördliche Außerfern
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Die Nebelhornbahn wird nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht
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Am 28. September, um ca. 1 Uhr nachts, werden die Jungholzer mittels Sturmglocken zum Brandplatz des Anwesens des Kaspar Kleiner in Langenschwand gerufen. Der Hof brennt nieder, jedoch kann ein Ausbreiten des Feuers verhindert werden
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Meldung im Tagblatt vom 15. Oktober 1930
Am 8. Oktober ereignet sich ein Erdbeben der Stärke 5,3 nach der Richter-Skala. Das Epizentrum liegt bei Namlos. Beinahe alle Häuser des Ortes werden beschädigt (siehe Zeitungsausschnitt rechts) und zwischen dem alten Schulhaus und dem Gasthof Kreuz tut sich ein Erdspalt auf, welcher unter dem Haus der Agnes Fuchs und einem weiteren Anrainer hindurchzieht. Die Kapelle in Kelmen weist derart zahlreiche und große Risse auf, dass sie abgetragen und neu errichtet werden muss. Auch sämtliche Kamine des Ortes sind teils schwer beschädigt.
In der umliegenden Bergwelt werden gehäuft Felsstürze und Gesteinslawinen wahrgenommen, unter anderem an der
Knittelkarspitze sollen größere Mengen an Fels und Geröll in die Tiefe gestürzt sein.
Vermutlich als Folgeerscheinung des Bebens stürzte, als die Gläubigen aus der Tannheimer Pfarrkirche zur Erntedankprozession ausgezogen waren, die über 60 Zentner schwere Glocke vom Glockenstuhl herab. Verletzt wurde jedoch niemand.
Bei Vils wird durch das Beben der bereits halb verfallene Bergfried von Vilsegg schwer beschädigt und ein gewaltiger Riss klafft in dem Mauerwerk. Ein Unwetter im September
1939 wird schließlich das Zünglein an der Waage sein und Teile des ehemaligen Wohnturms einstürzen lassen.
Noch Wochen später sind die Bürger von Namlos, Kelmen und Berwang im Ausnahmezustand. Zahlreiche Nachbeben sind spürbar. Viele getrauen sich nicht mehr, sich schlafen zu legen. Selbst Nervenzusammenbrüche werden bei den zumeist älteren Bewohnern gemeldet
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In Stanzach entwickelt sich in geringem Umfang eine Hausindustrie mit der Erzeugung von Korbwaren
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Gramais kommt in den Genuss von elektrischem Strom