Foto: Sammlung Risch-Lau, Vorarlberger Landesbibliothek (Lizenz)
erste urkundliche Erwähnung: 1315 - Holzge
Fläche: 36,05km²
Höhe: 1114m
Ortsteile: Langen, Spielstuben, Höhenbach, Oberholzgau, Unterholzgau, Dürnau, Gföll, Schiggen
Ortsansicht von Holzgau Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Maler Max Kuhn
Prähistorische Funde und erste Siedler
Eine 1995 direkt im Ortsgebiet aufgefundene bronzene Lanzenspitze gibt möglicherweise einen Hinweis auf einen in prähistorischer Zeit genutzten Pfad bzw. Saumpfad zwischen dem Oberallgäuer Raum (Illertal) sowie dem Oberen Inntal. Bemerkenswert dazu ist in jedem Fall die Existenz des bronzezeitlichen Prügel- oder Bohlenwegs im Agathazeller Moor (auch Goimoos oder Goymoos) bei Sonthofen. In der einschlägigen Literatur wird meist davon ausgegangen, dass dieser Bohlenweg zur Verbindung von lediglich einzeln verstreut liegenden Ansiedlungen genutzt wurde. Jedoch könnte man diese aufwendig angelegte Straßentrasse durch ein Moor auch als bronzezeitlichen Fernhandelsweg ansehen.
Auch die Besiedlung des oberen Lechtales dürfte sich also - wenigstens teilweise - über diesen alten Verbindungsweg entwickelt haben.
Dabei könnten die ersten Ansiedlungen in den Weilern Schiggen und Gföll auf Betreiben der
Herrn von Rettenberg entstanden sein. Örtlich also weit oberhalb der Talsohle auf einer sonnigen Geländestufe. Die Landnahme direkt am Ufer des Lechs wurde erst bedeutend später vollzogen, die aus dem Inntal kommenden bajuwarischen Siedler gelangten über die Jöcher in die rechts des Lech gelegenen Seitentäler. Als dort die steilen Flanken und tiefen Schluchten eine weitere Ausdehnung unmöglich machten, kamen diese ebenfalls bis in die Talniederungen herab.
Kirchengeschichte
1401 erfolgte eine Aufteilung der ehemaligen Urpfarre Elbigenalp. Holzgau wurde dadurch zur selbständigen Pfarre für das gesamte Obere Lechtal. Die schon vor 1401 urkundlich erfasste Kapelle wurde für den Zustrom an Messgängern bald zu klein und so wird 1422 mit dem Umbau zur Kirche begonnen. Erst 1709 erfolgt ein Neubau und 1819 wird der Turm maßgeblich erhöht.
Lechtaler Aussiedler in Gerstruben?
die alten Höfe von Gerstruben
Die genaue Herkunft der Siedler der bei Oberstdorf gelegenen Höhensiedlung Gerstruben ist bis heute nicht einwandfrei geklärt. Eine der Möglichkeiten nennt Lechtaler Auswanderer mit walserischen Wurzeln als wahrscheinliche Variante. Die erste urkundliche Nennung dieser Siedlung stammt aus dem Jahr 1361, wobei sich die Leute von Gerstruben kurz nach der Erstnennung in einer Urkunde des Geschlechts der Heimenhofener bald dem Gericht Ehrenberg unterwarfen. Zumindest lässt ein Eintrag im Ehrenberger Untertanenverzeichnis aus dem Jahr 1427 darauf schließen.
Einst zählte das am Eingang des Dietersbachtals gelegene Bergbauerndorf elf Höfe. Heute sind noch fünf Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Im 17. Jahrhundert erfolgte der Bau einer Kapelle.
Bis 1892 lebten die Gerstrubener ganzjährig auf ihren Höfen am Fuß des Riffenkopfs, bis ein geplanter Damm zur Stauung des Dietersbachs projektiert wurde. Der Speichersee hätte die alten Höfe unterhalb seines Wasserspiegels gelassen. Letztlich kam dieses Vorhaben aber nicht zur Ausführung und so erwarb 1896 der Unternehmer und Politiker Cornelius Wilhelm von Heyl zu Herrnsheim das Tal als Jagdrevier und sicherte so indirekt den Fortbestand der alten Holzhäuser [
1].
Lawinenunglück
Wiener Zeitung - 6. Juni 1854
der Ort Holzgau von der Jöchelspitze aus gesehen
die üppige Tracht der Lechtaler Frauen
Albert Kretschmer (1870)
Innsbrucker Nachrichten - 30. November 1940
In Holzgau werden im Jahr 1689 fünf Häuser von einer mächtigen Lawine verschüttet. Auch in der Nachbargemeinde Elbigenalp gibt es Verluste an Leben. So sollen Berichten zufolge 31 Personen in den Schneemassen umgekommen sein. Ein zeitgenössischer Bericht über den Hergang lautet: "Wie die grosse Glocke sei angezogen worden, Donnerstag abends, hab's am Berg einen Schnall (Knall) gethan".
Händler und Kaufleute
Aus dem Lechtaler Ort wandern viele als Händler und Kaufleute in das Ausland. Die meisten nach Deutschland und Holland. Einige reisen bis nach Amerika und einzelne davon wiederum bringen es in Übersee zu ansehnlichem Reichtum. Im Alter kommen die meisten der wohlhabenden Holzgauer Händler in ihr Tal zurück und verbringen in der alten Heimat ihren Lebensabend.
Die begüterten Kaufleute waren auch als Geldverleiher bekannt. Diese Geschäfte gereichten oft zum Guten, wurden aber bei zahlungsunfähigen Schuldnern rigoros mit der Exekution von Hab und Gut geahndet, eben ganz dem geschäftstüchtigen Sinn entsprechend. Noch heute erinnern zahlreiche reich verzierte Häuserfassaden an diesen einstigen Wohlstand.
Auszug aus dem Buch Joseph Rohrer's - "Uiber die Tiroler" (1796)
...Jene aus dem oberen Lechthale sind fast einzig Handelsleute...Die Lechthaler Handelsleute hausirten (zu Beginn) mit kleine Spielereyen...ehevor vornähmlich in Holland, und schlugen selbst Buden im Haag, in Amsterdam u.s.w. auf. Oefters sind die Lechthaler zwey Jahre nacheinander vom Hause entfernt. Ja, fast sollte man behaupten, es sey kein einziger Greis, zumahl in der sogenannten oberen Anwaldschaft, ([oberhalb] der Elme) der nicht wenigstens 10 Jahre von seiner ganzen Lebenszeit außerhalb Tirol zugebracht hätte...unter dem elenden Bauernkittel (welchen der Lechthaler Handelsmann wieder anzieht, sobald er nach Tirol kommt) einen Menschen von ungemeiner Geistesgegenwart und seiner Menschenkenntnis nicht ohne Verwunderung kennen lernt...
Frederic R. Simms
Frederic R. Simms ließ sich Ende des 19. Jahrhunderts als Jagdgast in Holzgau nieder. Der Gemeinde Holzgau gegenüber trat er stets wohlwollend auf und spendete etwa der Freiwilligen Feuerwehr eine neue Motorspritze oder ließ im Höhenbachtal gar einen künstlichen Wasserfall entstehen, in dem durch Sprengung der Verlauf des Wassers in eine neue Bahn abgelenkt wurde, welche schließlich als ansehnlicher Wasserfall in die Tiefe stürzt.
16. Dezember 1873
Der alte Gasthof zum Hirsch
der Gasthof zum Hirsch
Am 6. August 1927 bricht in der Nacht im Holzgauer Gasthof 'Zum Hirschen' ein Brand aus. Die aus dem Schlaf gerissenen Gäste sprangen zum Teil in Panik aus dem ersten und zweiten Stock des Anwesens und verletzten sich dabei schwer. Zwei Bedienstete und ein Gast wurden während der späteren Branduntersuchungen schließlich als 'völlig verkohlte [...] Leichen' entdeckt.
[
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Kalkbrennofen
Wie auch andernorts, war auch bei Holzgau ein Kalkbrennofen in Betrieb. Dieser befand sich östlich von Dürnau in der sogenannten Thoma Au.
Tourismus
Die Lechtaler Gemeinde Holzgau dürfte aus touristischer Sicht die umsatzreichste des gesamten Tales sein. Findet sich doch neben dem E5 Weitwanderweg auch eine bemerkenswerte Attraktion des Themenweges
Lechweg: die Holzgauer Hängebrücke. Sie wird sowohl von den E5-Wanderern, als auch den Lechweg-Gehern gerne genutzt und häufig einfach auch als Einzelziel angesteuert.
Allgemeine Schutzhütten-Zeitung 1943
Schochenalpsee
Der Schochenalpsee liegt im hinteren Schochenalptal, steht inzwischen aber kurz vor seiner endgültigen Verlandung, die den See bereits auf zwei Seeflächen aufgeteilt hat. Die größere der beiden misst noch etwa 25 Meter im Durchmesser, die kleinere weit weniger und in wärmeren Sommermonaten fällt diese generell trocken.
dazugehörige Themen
Die Brandkatastrophe beim Gasthof Hirschen
D' reich Lisbeth
Einzelnachweise
1.
Gerstruben auf Wikipedia