St. Mang in Scheidegg
Als der
hl. Magnus mit Theodor von Sankt Gallen auszog und gegen das Allgäu wanderte hier die Lehre Christi zu verkünden, ward er vom hl. Gallus begleitet bis auf den Blasenberg bei Scheidegg, von wo man einen herrlichen Ausblick gegen den Bodensee und das Schweizerland wie gegen das Allgäu hat, und wo die beiden heiligen Männer von einander Abschied nahmen, indem Gallus wieder in die Schweiz zurückkehrte, Magnus aber ostwärts zog. Von dem Scheiden der beiden Heiligen soll aber das Dorf Scheidegg seinen Namen haben. Auf dem Hügel ward später dem hl. Mang ein Kirchlein erbaut, auf dessen Altarbild die Verabschiedung der beiden Heiligen dargestellt ist.
St. Mang zu Kempten
St. Magnus kam auf seiner Wanderschaft mit Thosso nach Kempten. Dort hatten sich seit geraumer Zeit die Bewohner vor schrecklichen Drachen und Schlangen geflüchtet, welche statt ihrer die Häuser bewohnten. Magnus erkannte darin einen Wink des Himmels, die Heiden durch wunderbare Hilfe für den wahren Gott zu gewinnen. So geschah es eines Tages, als Magnus und sein Gefährte betend für das Volk auf den Knien lagen, daß ein ungeheurer Drache aus dem Gemäuer hervorbrach. Der heilige Magnus befiehlt ihm im Namen Jesu Christi, des lebendigen Gottes, sich vor ihm zu beugen, und schlug ihn mit dem Stabe des heiligen Gallus auf den Kopf. Augenblicklich stürzte das Untier tot vor ihm nieder, und auch alles übrige Gewürm und Ungeziefer verschwand.
St. Mang in Roßhaupten
In der Gegend, wo jetzt das Pfarrdorf Roßhaupten liegt, hauste in tiefer Schlucht ein scheußlicher Lindwurm, der Menschen und Vieh erwürgte. Besonders habe er, erzählt die Sage, den Pferden nachgestellt und in seiner Höhle einen ganzen Berg von Roßhäuptern angelegt, woher denn nachmals dem Dorfe der Name Roßhaupten geworden sei.
Nachdem der hl. Magnus in die Gegend gekommen, ging er, mit einem Kreuze auf der Brust, seinen Stab in der einen und einen Pechkranz in der andern Hand, auf den Lindwurm los und schleuderte ihm unter Anrufung Gottes den Pechkranz in den Rachen. Das Untier zerbarst von seinen Füßen, der Heilige aber dankte Gott auf den Knien für die wundervolle That.
Diese ist nachmals in einem Deckengemälde der St. Mangenkirche zu Füßen verewigt worden und noch heute zu sehen.
Sankt Mang in Pfronten
Es geht die Sage, daß Sankt Mang auch in das Pfrontner Thal gekommen sei, und er habe anfangs am Breitenberg und auf dem Roßberg sich aufgehalten. Jetzt noch heißt ein Brunnen der Mangenbrunnen, der auf dem Berge entspringt; man sieht ihn aber nur acht Tage vor bis acht Tage nach Sankt Mangenfest, wie eine glitzernde Fahne, die zur Feier ausgesteckt wird. Weiter zeigt man auf dem Roßberg den Mangenacker und weiter unten den Mangensitz, wo er gerastet hat. Darauf aber ist der Heilige hinübergezogen gegen Füßen, zuerst an den Alatsee, wo noch die Sankt Mangenalpe ist, und dann nach Julienbach, welches jetzt Faulenbach heißt; und endlich ist er mit Gottes Hilfe hinüber geschritten über die Klamm des Lechs, an der "Lusalten", wo noch im Felsgrund Sankt Mangentritt zu sehen ist bis auf den heutigen Tag.
Der Mangenacker hoch oben zwischen dem Breitenberg und dem Aggenstein und Roßberg, eine schöne grüne Grasfläche in prächtiger Lage, hat seinen Namen daher, daß hier ehedem der hl. Mang mit vier wilden Tieren, die ihm aber willig gehorchten, den Boden geackert und urbar gemacht hat.
Der hl. Magnus und der Erzbau am Säuling
Am Säuling wurden in älteren Zeiten Eisenerze gewonnen. Der Sage nach hat schon der hl. Magnus solche abbauen lassen, nachdem die Entdeckung einer Erzlagerstätte durch einen Bären veranlaßt worden sei, der ein Tännlein mit samt den Wurzeln umgerissen habe, wobei das blanke Erz zu Tage getreten sei.
Nach anderen geschah es so:
Als der heilige Magnus eines Tages am Fuße des altem Seebett gen Himmel ragenden Säuling hinaufstieg, fand er oben an der Seite mehrere gleichsam verwilderte Menschen, die voll Hungers mit den da zahlreich herumirrenden Bären von gemeinschaftlichem Raube lebten. Aber St. Magnus sprach freundlich zu ihnen, und sie verhielten sich ganz zahm. Ja einige gingen, die Gebirgspfade ihm weisend, sehr folgsam wie die Ochsen vor dem Pfluge einher. Da sah und nahm Mangold zu Herzen die große Armut des Volkes in diesem Gaue, und flehend hob er seinen Blick zum Himmel, daß den Dürftigen ein Erwerb beschert werden möchte, wodurch sie sich aus dem Niederlande (die Ebene) Lebensmittel anschaffen könnten. Und sieh - es tritt ein zottiger Bergmann gar zutraulich heran, zeigt auf eine nahe, weit umschattende Tanne, scharrt mit dem Fuße und legt so Spuren von Eisenerz zu Tage. Der Abt befiehlt hierauf dem Bergmanne, die große Tanne auszugraben. Dieser gehorcht. Und als der Baum, bis unter die Wurzeln aus dem Grunde gelöset, umstürzt, thut sich ein leicht zu förderndes Erzlager auf. Darüber innigst erfreut und dem Himmel dankend zieht der Abt ein Laibchen Brot aus seiner Tasche, reicht es ganz dem hungrigen Waldbewohner hin und spricht: "Im Namen des Herrn, iß dieses Brot und folge mir! Sorge aber auch dafür, daß dem Manne, den ich hierher senden und dir zeigen werde, von den übrigen Waldbewohnern nichts zu leide geschehe! Beobachtet ihr das, vergreift ihr euch nicht mehr an Menschen und Herden, so sollt ihr die umliegenden Berge und Hügel gemeinschaftlich und ungestört benutzen können."
Der Abt kehrte in das Kloster, wohin ihm der Bergmann auf dem Fuß folgte, zurück, rief einen verständigen Diener Namens Luito herbei und sendete ihn mit den nötigen Werkzeugen versehen in Geleitschaft des Bergmannes in das Gebirge hinauf. Luito fand dort dienstwillige Menschen, die ihn sorgfältig über Weg und Steg leiteten und auch vor den reißenden Tieren beschützten. Schnell konnte der erhalten Auftrag vollführt werden; und indem Luito eine beträchtliche Ladung Eisenerz zum Kloster herabbrachte, pries er den Abt im Herrn, weil ihm sogar die Tiere des Waldes gehorchten.
Abt Magnus fand das Erz bauwürdig und sprach zu Luito: "Die Erzlager der Gegend sollen bearbeitet und sie müssen daher vor allem zugänglich gemacht werden. Das sei deine Sorge, Luito! Und wie der Bergmann dich führte, so geleite nun du, wer da kommmt, sicher durchs Gebirge, und bald soll es, so Gott will, die dort anwachsende Bevölkerung mit einem ordentlichen Berg- und Hüttenwerk vermögen, sich Lebensmittel und andere Bedürfnisse in zureichender Menge von außen zu verschaffen!" Und von der Zeit an verlegten sich die Anwohner des Säulings und der benachbarten Gegenden auf den Eisenbau.
Reiser, 1895