zunter.net-Logo
Start » Geschichte » Via Claudia Augusta


Via Claudia Augusta

nördlicher Abschnitt




von der Ehrenberger Klause über die Katzenmühle bis Breitenwang


Die Römerstraße fällt im Bereich der Ehrenberger Klause wohl mit der neuzeitlichen Straßentrasse überein und zieht gegen Nordosten durch die Engstelle hinaus um etwa nach einem halben Kilometer ihrem eigenen, mehr gegen Norden weisenden Verlauf zu folgen. In einem Hohlweg zieht sie als Schleife zunächst gegen Nordwesten um etwa bei einer Höhenmarke von 890 M.ü.N.N. eine für die Via Claudia Augusta seltene Kehre zu beschreiben. Gegen Osten fällt die Trasse als etwa 0,4 Meter hoher Damm und bald als Hangweg ab. Im Bereich der nachmaligen Salzstraße ist der alte Verlauf zerstört, die Fortsetzung der Trasse kann aber im Südosten von der Hangkante aus eingesehen werden. Die Altstraße setzt dann im Bereich der Ruine der alten Mühle / Säge über den Katzenbach fort, um als auffällige Rampe am Nordosthang oberhalb der Gebäude der "neuen" Katzenmühle durch den Hang hinaus zu führen. Eine Begehung der Rampentrasse zeigte einen mehr oder weniger durchgehenden Verlauf zwischen der Ehrenberger Klause bis hinaus in den Bereich des Reuttener Drei-Tannen-Stadions. Lediglich einige kurze Teilstücke im Steilhang sind im Laufe der Jahrhunderte abgerutscht.

Ein auffälliger Damm leitet in der Talebene angekommen von der Katzenmühle gegen das nördlich liegende Reutte und dem Drei-Tannen-Stadion, welcher möglicherweise dem Verlauf der Via Claudia entsprechen könnte. Durch die baulichen Maßnahmen im Umfeld des Alpenbades, gerade in den letzten Jahren, wurden sämtliche antike Spuren überbaut oder verwischt. Auch im Gemeindegebiet von Breitenwang ist der Verlauf durch Überbauung nicht mehr auszumachen. Zahlreiche Münzfunde deuten, gerade aufgrund der massiven Häufigkeit an dieser Stelle, auf eine römische Straßenstation im Bereich der Breitenwanger Kirche hin.

Via Claudia Augusta als Hohlweg nördlich der Ehrenberger KlauseVia Claudia Augusta als Dammweg nördlich der Ehrenberger Klause




von Breitenwang nach Pflach und über den Kniepass, Kratzer und/oder Stiglberg nach Füssen


Von der Breitenwanger Kirche ab gelangt man über den sogenannten Königsweg im Osten von Reutte durch die Mühler Felder hin zum Steineberg. Die Altstraße aus römischer Zeit wird im Grunde (zum Teil) unter dieser Trasse liegend angenommen. Am Fuße des Steineberges verläuft sie unterhalb der modernen Fahrspur hindurch und senkt sich in etwa mit dem Verlauf der "Alten Straße" in Pflach zum Bachbett des Archbaches ab, wo sie das Gewässer etwas weiter unterhalb der heutigen Brücke (mehr im Westen) quert. Durch Überbauung zunächst nicht lokalisierbar, dürfte sich dann aber der Anstieg hinauf nach Pflach wieder in etwa mit der antiken Route decken. Für den Ortskern von Pflach sind viele Störungen anzunehmen, erst am Übertritt über den Lussbach könnten wieder erste Spuren ersichtlich sein. Ein alter, heute im Bachbett liegender Brückenkopf könnte als spätere Überbauung der alten Trasse gefolgt sein.

Königsweg und Kirche von Breitenwang an der Via Claudia AugustaKönigsweg und Steineberg

Im Bereich des Kniepasses soll früher laut einschlägiger Literatur eine etwa 100 Meter lange Geleisstrasse sichtbar gewesen sein. Eine erste Erkundung im Herbst 2015 brachte keine Ergebnisse bzw. Erkenntnisse über deren genauen Verlauf. Aus dem Werk von Walde und Grabherr "Via Claudia Augusta und Römerstraßenforschung im östlichen Alpenraum" konnte ich zwischenzeitlich aber entnehmen, dass dieser Abschnitt heute gar nicht mehr sichtbar ist. Eine weitere Erkundung im April 2018 brachte mich auf einen östlich der heutigen Fahrbahn befindlichen Hohlweg, welcher als Trasse durchgehend verfolgbar ist. Zwei als Lesefunde geborgene Hufeisen verweisen diesen Straßenverlauf jedoch in den Zeitraum des Mittelalters. Ob diese Wegführung bereits auf die römische Route zurückgeht, muss noch offen bleiben. Der historische Übergang am Felsriegel des heutigen Kniepass verlief in römischer Zeit knapp oberhalb der neuzeitlichen Straßentrasse, um am Abstieg nach Oberpinswang noch in das Auental ein zu schwenken.



Nördlich von Oberpinswang gibt es wieder eine Überdeckung der neuen und der alten Trasse. Weiter gegen Nordwesten, hindurch zwischen dem Pinswanger Judenbichl und dem südwestlichen Ausläufer des Höllentalschrofens, am heutigen Gasthof Schluxen geradlinig im Südwesten des Gebäudes vorüber. Für diesen Bereich findet sich noch heute in den Katasterplänen ein Flurstück, welches den Verlauf der alten Via Claudia beschreibt. Am nördlichen Hang entlang bis unter die auffällig rote Wand des Burgschrofens bei Unterpinswang. Direkt unter den Felsen versteckt sich die ehemalige Höhlenburg Schloss Loch, von der auch angenommen wird, dass sie bereits in der Steinzeit genutzt wurde.

Kataster - Via Claudia Augusta bei Pinswang / Schluxen
Quelle: tiris - Tiroler Rauminformationssystem (Parzellenplan nordöstlich von Unterpinswang)

In der Ebene unter der Felswand findet sich direkt neben dem mutmaßlichen Verlauf der Via Claudia auch eine längst überwachsene Einfriedung(?) in Rechteckform. Lange wurde diese für eine keltische Viereckschanze gehalten, jedoch haben dendrochronologische Untersuchungen eine zeitliche Zuordnung in das Mittelalter festgestellt. Allerdings, so wird auch vermutet, könnten ältere, darunterliegende Befunde auf eine römische Straßenstation, eine mansio, hindeuten.



Als weiteres, natürliches Hindernis stellte sich bei Unterpinswang der Kratzer bzw. der Stiglberg in den Weg. Eine wegähnliche Trasse führt direkt unter den Felsen des Burgschrofens in den Sattel zwischen die zuvor genannten Erhebungen. Am Anstieg selbst steht an die Felswand gelehnt eine Wegsäule. Peresson sieht in dieser einen "ausreichenden Beweis dafür, dass zur Zeit ihrer Entstehung der Verkehr [bereits] über den Pass lief."
Allerdings, so scheint es, war diese Wegsäule früher an anderer Stelle gestanden und noch vor nicht allzu langer Zeit hierher versetzt worden.

Dort wo der Kratzersattel sich also wieder absenkt, verläuft eine heute verwachsene Spur hinunter zu einer Kluft, welche auf einem relativ alt anmutenden Steiglein nördlich des Kratzers zum Lech hinab führt. Dieser Steig scheint aber, zumindest seinem heutigen Charakter nach, lediglich für Fußtruppen und darüber hinaus maximal noch für sehr geländegängige Pferde geeignet.
Selbst mit einem leichten einachsigen Wagen, wäre diese Passage wohl kaum zu bewältigen gewesen, ohne sich und die Ladung dabei ernsthaft in Gefahr zu bringen. Der Füssener Heimatforscher Magnus Peresson vermutet allerdings, dass sich in diesem Bereich in der Zeit nach der Nutzung durch die Römer ein kleinräumiger Felssturz ereignet haben könnte, welcher die antike Trasse in diesem Bereich zerstört hat. Tatsächlich findet sich unterhalb des Hanges eine Ansammlung an verstreut im lichten Wald liegenden Felsbrocken, welche diese Theorie stützen würden.

Wegtrasse bei Weißhaus nahe dem Kratzerweg

Von der Anhöhe des Sattels finden sich in direkter Linie gegen Osten keine augenscheinlich auffälligen Spuren welche auf einen Altweg hindeuten würden. Mögliche Spuren können hier aber aufgrund des kleinräumigen Bereiches für einen sinnvollen Durchstich des Weges durch den Fels leicht verwischt worden sein. Interessant wird es allerdings unterhalb der Felswände rund 200 Meter weiter östlich, also oberhalb des heutigen Forstweges vom Kraftwerk Weißhaus hinauf in den Kratzersattel. Denn direkt am Felsansatz gibt es eine alte Stützmauer und eine fragmentarisch erhaltene Wegtrasse. Möglicherweise stellt diese Rampe aber auch nur einen Wanderweg etwa aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts dar. Bemerkenswert ist aber der Umstand, dass bereits in römischer Zeit an bzw. im Nahbereich der Rotwand der sogenannte Benkener Marmor abgebaut wurde. Vielleicht diente schon damals ein Vorläufer der heutigen Trasse als Transportweg für die gewonnenen Felsbrocken?
In seiner Verlängerung führt diese Rampe heute als Wanderweg nämlich durch die Nordwestflanke unterhalb der Rotwand und über dem Kraftwerksgebäude in leichtem Gefälle bis zum Füssener Stadtteil Ziegelwies hinaus. Das Teilstück zwischen dem Weißhaus und der Geländekante südwestlich von Ziegelwies wird heute zwar nicht mehr als Wanderpfad genutzt und zeigt sich großteils schon überwachsen, eine Art Wegtrasse ist dort unter den Felsfluhen aber dennoch sichtbar.

Eine mögliche Ausweichstrecke bzw. eine alternative Route von Pinswang über den Höhenzug herüber könnte sich auf den ersten Blick aber auch über den Stiglberg geboten haben. Es lassen sich an der Scheitelhöhe Fahrrillen ausmachen, welche jedoch zum Teil von Baggerarbeiten der letzten Zeit beschädigt oder gar zerstört wurden. Jedenfalls führt diese Trasse in einer mäßigen Steigung hinauf bzw. wieder hinab. Im Herbst 2008 durchgeführte baubegleitende archäologische Untersuchungen an diesem Übergang ergaben jedoch keinerlei Hinweise, dass es sich hierbei tatsächlich um die Trasse der Via Claudia Augusta handeln würde. Die Trassierung wäre überdies im Hinblick auf die üblicherweise durch die römischen Vermesser vorgenommenen geradlinigen und auf die schnellste Verbindung zweier Punkte ausgerichteten Weganlagen recht untypisch gewesen. Der Historiker Magnus Peresson meint dazu ebenfalls: "Die 'Römerstraße' über den Stieglerberg widerspricht [...] schon in ihrem Verlauf den Grundsätzen römischer Trassierung."

nach oben

Füssen


Als die Römer erstmals in das Land um Füssen kamen, gab es in der heutigen Stadtnähe mit einiger Wahrscheinlichkeit schon eine kleine Siedlung.
Manche vertreten sogar die Meinung, dass sich das legendäre Damasia nicht wie bis noch vor kurzem angenommen auf dem Auerberg befand. Vielmehr wird in diesen Kreisen das Ur-Füssen selbst für die sagenhafte Keltenmetropole der Likatier gehalten.

Rätselhaft bleibt aber das völlige Verschwinden der Bezeichnung Damasia. So blieben die von Strabo weiters genannten Städte Brigantium (Bregenz) und Kambodunum (Kempten) bis in die Gegenwart erhalten. Als eine Möglichkeit für das völlige Erlöschen des vorrömischen Damasia sehen einige die komplette Zerstörung durch die Römer. Ein Wiederaufbau wäre dann möglicherweise unter einem römischen Namen erfolgt. Für Füssen wäre das fauces oder nachmalig foetes oder foetibus, was so viel wie Schlund bedeutet. Als Schlund wurde die Schlucht des Lechfalles gesehen.

Der genaue Verlauf der Strecke ist noch immer unklar. Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden erste Theorien zum Verlauf der einstigen Kaiserstraße aufgestellt und das ganze Jahrhundert hindurch immer wieder neue verfasst. Von Eberl über Knussert bis hin zu Peresson gab es mannigfaltige Versuche, die Trassierung im Bereich des Lusalten zu klären. Demzufolge hätte man nach Eberl (1931) den Lech knapp oberhalb des Lusalten (so wird der Lechfall bei der einheimischen Bevölkerung zum Teil heute noch genannt) bei Ziegelwies überschritten. Eindeutige Spuren als Beleg für diese Behauptung konnte er jedoch nicht finden. Knussert wähnte 1955 den Verlauf am orografisch linken Lechufer (wie auch 2009 Peresson), ähnlich dem heutigen Ländeweg. Die Probleme an den Engstellen und steilen Uferbereichen vermochte aber auch er nicht eindeutig zu lösen und es blieben dabei viele Fragen offen.

Tatsächlich fanden sich am Beginn des Anstiegs am Ländeweg jedoch Spuren einer römischen Siedlung. Auch bei Bad Faulenbach finden sich Bauten als auch Begräbnisstätten aus römischer Zeit. Es wird allerdings eine Art Verkehrsdreieck zwischen der Route der Via Claudia Augusta als auch der Nebenstraße in Richtung Cambodunum angenommen, welche der Strecke des heutigen Ländewegs hinaus nach Vils entspräche. Generell hängt Füssens Bedeutung aber wohl in erster Linie mit seiner geographischen Lage zusammen, da es als besonderer Haltepunkt angesehen werden kann, wenn die Reisenden nach den Strapazen der Alpenüberquerung in das flachere Gelände gelangten - wenn sie von Süden kamen - oder aber als letzte Rast am Gebirgsrand wenn sie sich auf den Weg nach Italien begaben.

Matthias Thalmair sieht die Römerstraße am rechten Lechufer bei Ziegelwies ansteigend und den Höhenzug westlich des Hutlersberges an einer Einsattelung passieren. An der Nordflanke im Bereich des Magnusparks und des Kirchenbaues "Unserer Lieben Frau am Berg" senkt sich diese wieder zum Lech hin ab. Dort hat es nach Auffassung Thalmairs auch eine hölzerne Brücke über den Fluss gegeben, welche von einem Kastell auf dem heutigen Schlossberg aus überwacht werden konnte.

Das Kastell Foetibus



Auszug aus 'Notitia dignitatum'
Otto Seeck (1872)
Die in der Notitia dignitatum genannte Legion III Italica war in dem spätrömischen Kastell Foetes (Foetibus) stationiert, um den Nachschub für die Grenzgarnisonen sicher zu stellen. Darüber hinaus galt es den (inzwischen wieder) wichtigen Alpenübergang zu kontrollieren. Zunächst war man sich aber aus archäologischer Sicht nicht klar darüber, wo genau dieses Kastell einst gestanden hatte. Der Höhenzug welcher vom heutigen Bad Faulenbach von West gegen Ost ausläuft war in den vergangenen Jahrhunderten von ausladenden Bauwerken verbaut worden und auch zufällige Oberflächenfunde hatte es nicht gegeben.

1955 schließlich hatte man mit Grabungssondagen den Standort des Kastells ermitteln können, welches im Mittelalter durch die Errichtung des Hohen Schlosses überbaut worden war. Der Sockel der Kastellmauer war direkt auf den gewachsenen Fels aufgesetzt, später bei einem Vorgängerbau des heute noch bestehenden Gefängnisturmes jedoch mit Bauschutt verfüllt worden. In einer tief liegenden Kulturschicht konnte das älteste Artefakt - eine Sigillatschale - auf das 2. nachchristliche Jahrhundert datiert werden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich vermutlich lediglich eine Raststation und eine kleinere Ansiedlung auf der Anhöhe. Der genaue Zeitpunkt des Ausbaues zum Kastell kann nicht genau eingegrenzt werden, erste gesicherte Hinweise auf das Bestehen desselben rühren jedoch etwa aus der Mitte des 4. Jahrhunderts.


Aus: Notitia Dignitatum (Sammelhandschrift) Speyer (1542)
Guntia = Günzburg - Foetibus = Füssen - Teriolis = Zirl



Erst mit dem Eintritt in die Reichenstraße und der Verlängerung in die Augsburger Straße kommt die Wissenschaft wieder damit überein, sich auf einer Straße der römischen Kaiserzeit zu befinden. Eine Ansiedlung unterhalb des Schlossberges wird auch einige Handwerker beheimatet haben, welche nach der gefahrvollen und das Material beanspruchenden Überfahrt über die Alpen die Wagen und das Zuggeschirr wieder reparieren bzw. instand setzen konnten.



Unterhalb der Hornburg bei Schwangau wurde schon 1934 ein Platz römischer Besiedelung bekannt. Als dann im Jahre 1966 dort die Talstation der Tegelbergbahn errichtet wurde, stieß man auf die Fundamente eines römischen Wohnhauses sowie eines weitläufigen Badegebäudes. Sowohl im Wohn- als auch im Badegebäude fand man die durch eine in vergangener Zeit abgegangenen Mure und deren Schlammschutt außerordentlich gut erhaltenen Wandmalereien der römerzeitlichen Villa rusticae. Errichtet wurden die Bauten den Untersuchungen zufolge um 180 nach Christus, verlassen jedoch schon nach etwa 50 Jahren. Vermutlich ist die Aufgabe des Anwesens im Zusammenhang mit dem verheerenden Alamanneneinfall im Jahr 233 n. Chr. zu sehen.

Forggensee


Einst eine ausgedehnte Wildflusslandschaft, wurde 1950 mit dem Bau eines Wasserkraftwerkes begonnen. 1952 wurde die Stauung gestartet und 1954 war das Bauprojekt fertig gestellt. Dabei wurden dutzende Wohnhäuser und Bauernhöfe zweier Weiler aufgelassen und zumeist in den umliegenden Orten wieder aufgebaut. Ganze Ortsteile wurden geflutet, darunter auch der namengebende Weiler Forggen. Mit auf den Grund des neuen Sees gesunken sind aber auch große Abschnitte der römischen Via Claudia und mehrere römerzeitliche Bauten wie die römische Siedlung Dietringen, ein Depotfund im Umfeld einer möglichen Rast- (mansiones), und Pferdewechselstation (mutationes) am Ausgang des Tiefentals.

Die archäologische Forschung ergab, dass in diesem Bereich kurzzeitig eine frühkaiserzeitliche Handelsstation bestanden hatte, welche sich auf einem Geländesporn links des Lech auf einer Fläche von rund 1,8 ha ausbreitete. Bei den hier zum Verkauf stehenden Gütern dürfte es sich allem Anschein nach um Textilwaren gehandelt haben. Der Handelsposten überdauerte allerdings höchstens eine Zeitspanne von einer oder zwei Generationen. Münzfunde im Bereich der Station decken zeitlich den Rahmen von der Landnahme durch die Römer bis zu den 60er Jahren des 1. Jahrhunderts ab, Einzelfunde reichen danach bis in das 4. nachchristliche Jahrhundert. Mitunter wird in Fachkreisen die Nutzung der Siedlung auch als erste, tatsächlich schiffbare Anlegestelle für den Lech diskutiert, an welcher die "Verladung von oder auf die Straße bzw. den Wasserweg" erfolgt sein könnte.

Östlich dieses Handelsplatzes, an den geologisch interessanten Formationen des Lechdurchbruches, befand sich am Lechostufer ein spätlaténezeitlicher Brandopferplatz, welcher bis in die römische Kaiserzeit hinein genutzt wurde. Der Opferplatz besteht aus drei Altären für jeweils unterschiedliche Opfergaben, darunter finden sich Keramiken, Naturalgaben wie Opfertiere und Waffen sowie Schmuckgegenstände aus Eisen. Die Opferstätte wird als "ein religiöses Zentrum der einheimischen Bevölkerung und der römischen Siedler" angesehen und in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Handelsstation im Westen betrachtet.
Interessant in diesem Zusammenhang ist eine als künstlich aufgeschüttet anmutende Erhebung westnordwestlich des Brandopferplatzes, oder in der südwestlichen Ecke der Halbinsel zwischen Forggen- und Illasbergsee aus der Vogelschau (Reliefansicht) erkennbar. Obwohl das Gelände sehr flach ausläuft, zieht ein deutlich ausgeprägter Hohlweg in nordwestliche Richtung hin gegen den Lech. Die alte Straße von Deutenhausen verläuft dabei deutlich weiter im Westen mit einem Abstand von etwa 50 Metern von besagter trapezförmiger Erhebung.
Einem Hinweis zufolge könnte es sich bei dieser Erhebung und dem Hohlweg aber auch um Reste der einstigen Eisenverhüttung aus mittelalterlicher Zeit handeln?

Am nördlichen Ende des Forggensees quert die antike Staatsstraße den Abfluss aus dem Tiefental um dann, im Bereich des heutigen Postens der Wasserwacht ansteigend, den Weg Richtung Mangmühle einzuschlagen. Eine eindeutige Zuordnung des Verlaufes der Trasse konnte ich nicht treffen, zunächst verläuft sie offenbar aber wenige Meter westlich des heutigen Fahrweges. Ob die frühmittelalterlich alamannische Befestigungsanlage östlich des Verlaufes der Via Claudia schon in vorrömischer Zeit einen Vorgängerbau vorweisen kann ist noch nicht geklärt, für die Mangmühle selbst wurde jedoch eine Ansiedlung der römischen Kaiserzeit nachgewiesen.

Lechdurchbruch bei Dietringenauffällige Geländestruktur auf der Halbinsel zwischen Illasberg- und Forggensee

zwischen Roßhaupten und Schongau


Durch leicht kupiertes Gelände setzt die Trasse ihren Weg nach Norden fort, zwischen dem Hartenberg und dem Egelmoosner Filz hindurch, wo die alte Trasse vermutlich noch als kurzer Wall zwischen zwei Bäumen ersichtlich ist. Bei Egelmoosen etwas flacher als der heutige Radweg und weiter nördlich ausholend schneidet sie etwa 150 Meter weiter im Norden der kleinen Hofgruppe die gegenwärtige Zufahrtsstraße und leitet etwas oberhalb des Asphaltsträßchens in Richtung Nordost um sich als geradlinige Spur bis Lechbruck hinab als der heutige Radweg hin zu ziehen.



Gewerbegebiet am Auerberg


Abschrift der Infotafel bei Bernbeuren
"Ganz ehrlich, wären Sie auf die Idee gekommen, daß die Römer ausgerechnet oben am Auerberg, einige Kilometer abseits der Via Claudia ein Gewerbegebiet errichteten. Die Gewerbesiedlung am Kirch- und Schloßberg ist im süddeutschen Raum einzigartig. Sie war von einem 1700 Meter langen Erdwall umgeben und umfasste mehrere Gruppen schmaler, länglicher, straßenseitig offener Werkstattbauten in typisch römischer Holzbauweise. Von einem deutlich größeren Gebäude nimmt man somit an, dass er eine kleine Fabrik war. Hölzerne Quellfassungen und Wasserbecken, die ebenfalls bei Grabungen zu Tage kamen, gehörten zum Wasserversorgungssystem, das als Energiequelle aber auch zur Kühlung notwendig war.

Zumindest 8 Töpfereien produzierten Geschirr und Vorratsgefäße. Die entdeckten farbigen Rohglasbarren sind ein Hinweis auf Glasverarbeitung. Sicher weiß man, dass in der Gewerbesiedlung Eisen und Bronze verarbeitet wurde. Das eindrucksvollste unter den Fabrikaten "Made am Auerberg" sind sicherlich die bronzenen Spannbuchsen für Katapulte, für die man die Gußformen gefunden hat. Noch rätselhafter wie die Lage des Gewerbegebietes ist der Grund für seine planmäßige Räumung bereits knapp 3 Jahrzehnte nach Gründung. Die Erklärung dürfte in ihrem militärischen Charakter zu suchen sein."

Die dendrochronologische Untersuchung der Bauhölzer des Wasserbeckens konnte einen Baubeginn der Anlage auf dem Auerberg im Jahr 13./14. n. Chr. festmachen. Die Lokalisierung der von Strabo genannten Örtlichkeit der Kelten mit Namen Damasia konnte am Auerberg - entgegen den Behauptungen früherer Forscher - nicht ausgemacht werden. Bislang fand sich dort kein einziger den Kelten zuzuschreibender Gegenstand.


von Schongau nach Epfach (Abodiacum)


In Altenstadt im Nordwesten von Schongau veranschaulicht eine Rekonstruktion der Via Claudia am gleichnamigen Platz den damals üblichen Straßenbau, welcher sich über Jahrhunderte kaum veränderte und so auf die Bedeutung der römischen Ingenieurskunst hindeutet.

Im Bereich zwischen Schwabniederhofen und Kinsau ist von der antiken Trasse nichts mehr auszumachen. Die moderne B17 dürfte die Substanz der Römerstraße weitestgehend überdecken.

Abodiacum war spätestens seit 14 v. Chr. eine römische Straßenstation und im späteren Verlauf ein bedeutender Straßenkreuzungspunkt der Via Claudia selbst (Nord-Süd-Achse) und der Querverbindungsstraße zwischen Brigantium (Bregenz) und Iuvavum (Salzburg) welche über Cambodunum (Kempten) führte. Etwa 80 römische Soldaten und Beamte waren ständig zum Schutz des Lechüberganges auf dem heutigen Lorenzberg postiert. Unter ihnen befand sich auch ein gewisser Claudius Paternus Clementianus, ein Nachfolger des Pontius Pilatus, tätig als höchster Amtsträger und Prokurator in Judäa aber auch als römischer Statthalter im Noricum des Jahres 125.

Abodiacum Epfach - frühchristliche Öllampe

Claudius Paternus Clementianus aus Abodiacum
Brustbild des Claudius Paternus Clementianus aus Abodiacum
Claudius Paternus Clementianus wurde um 65 n. Chr. in Abodiacum geboren. Er war zwar keltischer Abstammung, hatte aber von seinem Vater das römische Bürgerrecht ererbt. So stand ihm ein Eintritt in die römische Armee offen. Als Praefectus cohortis und Anführer einer Auxiliartruppe zog er über Pannonien und Dacia nach Judäa, wo er von 111 bis 114 als Finanzprokurator im Dienste des Kaisers stand. Es gab noch weitere Stufen der Karriereleiter zu erklimmen und so führte ihn sein Weg zunächst weiter nach Sardinien und später nach Nordafrika. Ab 123 wurde er schließlich zum Statthalter der Provinz Noricum bestellt. Seinen Lebensabend beschloss er letztlich aber wieder in seiner Heimat - er starb 130 n. Chr. in Abodiacum.


zwischen Epfach und Augsburg - das Lechfeld


Zwischen Untermeitingen und Königsbrunn liegt das mit 11 km längste, sichtbare Teilstück einer Römerstraße in ganz Deutschland. In Königsbrunn selbst fand man 1976/77 während der Anlage des Städtischen Friedhofes Tuffsteinfundamente römischer Gebäude. Eines dieser Gebäude wurde zwar freigelegt, jedoch erschloss sich den Ausgräbern damaliger Zeit der Sinn der Räumlichkeiten nicht sofort, erst wesentlich später wurde es im Vergleich mit weit südlicher gelegenen ähnlichen Bauten als Mithräum erkannt. Dieses Mithräum ist das einzige erhaltene in der gesamten ehemaligen Provinz Rätien.

Via Claudia Augusta bei HohenwartVia Claudia Augusta bei KleinaitingenVia Claudia Augusta bei Kleinaitingen - ein Fasan nutzt die alte StraßentrasseMithräum in Königsbrunn

Augsburg (Augusta Vindelicorum)


Der Augustusbrunnen ist dem Kaiser Augustus gewidmet, der als Gründer und Wohltäter der Stadt Augsburg gilt.
Tatsächlich entstand der Ort aus einem römischen Militärlager (castra), in dem Truppen für die Grenzsicherung des Limes und des Limes-Hinterlandes im Kampf gegen die Germanen seit 15. v. Chr. stationiert waren. Als Nachschubdepot wurde es über die Via Claudia versorgt.
Als militärisches Lager gegründet, entwickelte sich Augusta Vindelicorum rasch zu einer der größten Siedlungen nördlich der Alpen. Schon 95 n. Chr. wurde der Statthalter von Cambodunum (Kempten) nach Augusta Vindelicorum verlegt und steigt damit zum Hauptort der Provinz Raetien auf. Das Stadtrecht selbst erhielt es aber erst im Jahr 121 durch Kaiser Hadrian.



Burg Schrofenstein
schrofenstein, stanz, landeck, schroffenstein

500 Jahre Markt
Reutte

Tegelberghaus
tegelberghaus, jagdhaus, branderschrofen


...vielleicht auch interessant:

Grän (Orte)
Salzstraßen in Tirol und dem Außerfern (Geschichte)
Die Herren von Lutterotti in Reutte (Persönlichkeiten)


Top-Themen
Sterbebild-Sammlung
Es befinden sich aktuell 6627 Einträge in der Sammlung