der Ort Weißenbach am Lech mit den Tannheimer Bergen und der Gaichtspitze im Vordergrund
Urgeschichtliche Funde
Extra Verren 2018; Margarethe Kirchmayr, Julia Rabitsch
Im östlichen Teil des Ortes wurden bei archäologischen Grabungen zahlreiche urgeschichtliche Funde gemacht, welche bis in die späte Bronzezeit zurückreichen. Möglicherweise befand sich dort einst ein Brandopferplatz, der bis in die römische Kaiserzeit immer wieder einer Nutzung unterzogen wurde. Jedenfalls unterstreicht die Fundpalette mit ihren Einflüssen unterschiedlichster Kulturkreise die Bedeutung des Bezirkes als verkehrsgeographische Schnittstelle am Nordrand des Alpenbogens.
Spätrömische Zivilbevölkerung
Bei Grabungsarbeiten wird im September 1948 in Weißenbach ein menschliches Skelett sowie ein als Importgut aus dem schweizerischen Graubünden eingeführtes Lavezgefäß (Lavez = Speckstein) entdeckt. Späteren Untersuchungen zufolge stammt dieser Bestattungsfund aus dem Zeitraum zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert n. Chr.
Ersten Erkenntnissen nach handelte es sich dabei um eine Person aus der Zivilbevölkerung. Es gab aber keine weiteren Funde, die eine zunächst angenommene römerzeitliche Siedlung im Bereich des Oberhofes bestätigt hätten.
Lavezgefäß des 4. od. 5. Jahrhunderts
als Beigabe in einer spätrömischen
Grabstätte in Weißenbach
Eine eingehende
anthropologische Untersuchung mit Vergleichen zu der Tiroler Bevölkerung der späten Kaiserzeit lässt aber den Schluss zu, dass es sich hierbei um einen etwa 30-jährigen Mann aus der einfachen, jedoch dort ansässigen Bevölkerung gehandelt hatte.
Einfluss des Klosters St. Mang
Auf eine mögliche Siedlungskontinuität im Bereich des vorgenannten Oberhofes deutet auch der Umstand hin, dass es sich bei diesem Oberhof ursprünglich um einen Gutshof des Klosters St. Mang gehandelt haben dürfte.
Es entwickelte sich die Großgemeinde Aschau, zu welcher Weißenbach als einer der sogenannten 'Fünförtlichen' zählte. Bis zu der pfarrlichen Verselbständigung Weißenbachs war Wängle der kirchliche Mittelpunkt für die Gläubigen des gesamten Gerichtskreises der Aschau.
1461 standen in Weißenbach laut dem Urbar des Abts Johann Höß von St. Mang 12 Höfe. Im Jahr 1676 werden bereits 79 Häuser (inkl. Gacht) gezählt.
Zur Zeit der Salzstraße
Mit der Erbauung der Lechbrücke 1464 wurde auch der Ort Weißenbach von dem Aufschwung des
Rodfuhrwesens erfasst. Zuvor wurden Handelsgüter in kleinem Umfang über die Trift bei
Ehenbichl über
Höfen nach Weißenbach transportiert. Mit dem Brückenbau bei
Lechaschau vervielfachte sich der Warenstrom und ganz besonders die Salzfuhren nahmen stark zu. Da die bis spätestens 1550 angelegte Straße über den (alten) Gaichtpass auch öfter durch Wetterkapriolen unfahrbar wurde und die Gespanne mit den Warenladungen im Freien auf die Fahrbarmachung des Weges warten mussten, entschloss man sich einen sogenannten Wetterstadel im Ort zu errichten.
Vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts wird am Verlauf des alten Gachtpass ein Sperrfort errichtet. Im 17. Jahrhundert wird das Fort erweitert und 1744 nochmals verstärkt. Schon 1782 wird auf Anordnung Kaiser Joseph II. das Sperrwerk am Gachtpass verkauft.
Eine
Umfahrung des Ortes, ab dem Gächtle ansteigend nördlich nach Untergaicht, war geplant. Die Weißenbacher aber konnten diese Forderung erfolgreich abwehren, sie wollten nicht umgangen und somit um ihren Anteil des Gewinnes durch die Salzstraße gebracht werden. Denn das Gewerbe blühte mit der Handelstätigkeit entlang der Straße auf. So befanden sich einst in Weißenbach bis zu sechs 'Schmitten' (Huf- und Nagelschmieden).
Erwerb von Alpgebiet
Am 11. September 1660 kommt es zwischen Leuten des Gerichts Aschau als Käufer und Untertanen der Herrschaft Rettenberg als Verkäufer zum Erwerb der "Alpe Schwarzwasser, Hochentrau, Elbelin und dem angrenzenden Kar Sidelen". Also jenem Gebiet, welches wir heute als Kastenalpe, das Gebiet um den Traulpsee, den Kessel des Alpelsees und das Kar hin zum Kirchdachsattel kennen. Sie kommen überein, dass sie alle Alprechte mitsamt allen Dokumenten an Aschau gegen eine Ablösesumme von 900 Gulden abgeben.
Grundmauern der alten Weißenbacher Sennalpen im Bereich der heutigen Höfener Alpe
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts besaßen die Weißenbacher überdies zwei Sennhütten und weitreichende Alpweiden im Gebiet der heutigen Höfener Alpe. Gegenwärtig sind davon lediglich noch Grundmauern am Verlauf des Alpenrosenwegs ersichtlich. Letztlich hatten die ständig niedergehenden Lawinen die Gebäude zerstört und eine Neuaufteilung der Weidegründe unter den Anrainer-Gemeinden zu einem neuen Alpweidegebiet für die Weißenbacher geführt. Sie bekamen die Weide im Hinterjoch - der sogenannten Schneetalwaldung - zugewiesen, wo bald mit dem Bau einer neuen Sennhütte (1882) begonnen wurde, der heutigen Schneetalalpe. Ein Neubau der Hütte ist für die Jahre von 1951 bis 1954 überliefert.
Flößerei, Trift und die alte Johannisbrücke
Bereits 1461 wird von der Tätigkeit des Holztriftens im Umfeld von Weißenbach berichtet. Bis in das 18. oder gar 19. Jahrhundert hinein befindet sich zwischen Weißenbach und Rieden der größte Holzfangrechen des Tiroler Lechtals, der die großen Holzlieferungen an die Saline in Hall auffing, um sie auf Wägen zu beladen und durch den Klausenwald in Richtung Fernpass zu verfrachten.
Im Jahr 1751 wird bei Weißenbach eine 'Schoßfahrt mit Flauder und abhaltender Winterbruggen' urkundlich erwähnt. Die Lechtaler konnten hier also - selbstredend gegen Entrichtung einer Gebühr - mittels Floß über den Lech übersetzen.
Den Vorgängerbau der heutigen Johannesbrücke zwischen Weißenbach und
Forchach hatte man vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts südlich des Ortes, etwa einen halben Kilometer oberhalb der Einmündung des Weißenbaches, errichtet. Auf einem kleinen Boden gleich oberhalb der Brücke stand einst eine kleine Hütte als Unterkunft für den Brückenzolleinnehmer. Die Brücke selbst hatte zwei Hochwasser überstanden (1901 und 1910), wurde dann aber in den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges von deutschen Truppen niedergebrannt.
Kleingewerbe
Im 19. Jahrhundert gab es im Ort noch eine
Hinterglaswerkstätte und eine Töpferei, welche Geschirr und Ofenfliesen brannte.
Der Kalkofen von Weißenbach war im Bereich der heutigen Wieskapelle zu finden.
Gipsvorkommen
Im Gemeindegebiet von Weißenbach befindet sich das einzige abbauwürdige Gipsvorkommen Tirols.
die letzten Kriegstage
Die 1912 erbaute Gemstalbrücke der 'neuen' Gaichtpassstrasse wurde 1945 von der zurückweichenden Wehrmacht gesprengt. Erst 1979 stellte man die neue, noch heute in Betrieb befindliche Rundbogenbrücke fertig.
Seit 1952 heißt die Gemeinde Weißenbach am Lech.
Zuderer
In Weißenbach ist noch der Brauch einer besonderen Fasnachtsgestalt, des 'Zuderers', lebendig. Diese Figur des Zuderers wird am Beginn der Faschingszeit aus seiner 'Ruhestätte' ausgegraben. Bei sämtlichen Fasnachtsveranstaltungen begleitet er die feiernde Menge und wird am Ende des Faschings symbolisch wieder in seiner Liegestatt begraben.
MSC
Im Bild ein Gespann im Zuge des Allgäu-Alpenpokales 1984 am Eisplatz des MSC (Motorsport-Club) Weißenbach.
Außerferner Nachrichten vom 28. Jänner 1984 - Foto: Bruno Schrettl
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