Via Claudia Augusta
Die einstige römische Heerstraße
Via Claudia Augusta führte auch durch das Gemeindegebiet von Pflach und weiter über den Kniepass

die Gemeinde Pflach am Lech
nach Pinswang.
Im Sommer 2005 wurde im Neubaugebiet bei Kappl ein Damm einer Altstraße angeschnitten. Da sich die Art und Weise eines üblichen Straßenaufbaues von der Antike bis in die Neuzeit hinein kaum verändert hat, ist eine genaue zeitliche Einordnung schwierig. Die Möglichkeit, dass es sich hier aber um eine Nebenstraße der Via Claudia Augusta, welche über Vils und Pfronten weiter nach Kempten führte, kann wohl ausgeschlossen werden. Die Historikerin Dr. Astrid Kröll benennt diese Fahrbahntrasse in ihrer Chronik für Pflach jedoch als Altstraßenzug aus der Zeit ab dem Jahr 1785 [
1].
Die Verbindungsstraße
Via Camboduno leitete von dem heutigen Ort
Lechaschau und Hinterbichl kommend durch den Weiler Oberletzen und südlich der Siedlung Wiesbichl über Musau und Vils nach Kempten, wo sich kurz nach Christi Geburt eine erste Garnisonsstadt der Römer entwickelte.
Dorfgeschichte
Pflach gilt als eine Ansiedlung innerhalb der Markgenossenschaft
Breitenwang. Den größten Besitzanteil pflegte damals das Kloster St. Mang in Füssen sein Eigen zu nennen. Kleinere Besitzungen, wie etwa eine Mühle im Ried, gehörten jedoch den Herren Hohenegg zu
Vils. 1313 wird die Schenkung dieser Mühle an das Füssener Kloster überliefert. Als weitere Grundbesitzer auf Pflacher Boden zu besagter Zeit gelten die Herren von Schwangau und in familiärer Beziehung auch Oswald von Wolkenstein, welcher 1417 die Margareta von Schwangau ehelichte. Als Mitgift erhielt diese Margareta einen Anteil an dem Schwangauischen Lehen, welches ausdrücklich auch das Gebiet von Pflach enthielt.
1481 gelangt dieser Besitzanteil jedoch in die Hände des Erzherzogs
Sigmund von Tirol, welcher diesen mit dem Gericht Ehrenberg vereinigt.
Kartenausschnitt von 1559 - der Kirchgang erfolgte über einen Steg über den Lech nach der Pfarrkirche in Füssen
Quelle Tiroler Rauminformationssystem (tiris)
Ehrenberger Vorwerke
Nordwestlich und westlich der Siedlung werden Vorwerke für das Festungsensemble Ehrenberg errichtet. So deuten noch heute die Namen der beiden Pflacher Ortsteile Ober- und Unterletzen auf die Nutzung als Wehranlagen hin. Am Kniepass - unmittelbar an der Gemeindegrenze zu Pinswang - wird eine Sternschanze, mehrere Sperrmauern, ein Wachtor und Kasernen für die Wehrpflichtigen errichtet.
Erzhöhlen und Bergbau
Eine Mühle am Archbach wird schon 1313 in Urkunden erwähnt. Später wird daraus das Messingwerk hervorgehen. Erzhöhlen und kleinräumige
bergbauliche Schürfgruben finden sich im Bereich des Säulings und des Pilgerschrofens.
Anfang des 16. Jahrhunderts beginnt mit der Augsburger Patrizierfamilie der Hoechstetter der wirtschaftliche Aufschwung der frühen Metallindustrie auf Pflacher Boden. Kaiser Maximilian selbst bewilligte den Hoechstettern den Bau einer Messinghütte und einer Schmiede am Lauf des Archbaches. Für 1574 wird ein Ausbau der Messinghütte, als auch der Straßen in deren Umfeld überliefert.
An diese Blütezeit erinnert noch heute die Kirche zum Heiligen Ulrich und der Heiligen Afra von 1515. Bei den Einheimischen auch einfach als die Ulrichs- oder auch Hüttenkapelle bekannt.
Später wird dieses Areal für kleinere gewerbliche Betriebe genutzt, wie die
'Kleiderfabrik Hoff' oder etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts als Produktionsstätte der
'Tiroler Kleiderwerke Franz Suttrich'.
Quelle: Christian Tiefenbrunns Beitrag in der Facebook-Gruppe "das 'alte' Außerfern"
der Lech und das Hochwasser

vom Sportvereinsheim Pflach ist während des Hochwassers von 2005 nur noch der Giebel zu erkennen
Die Brücke zwischen Pflach und Unterletzen wurde wohl erst 1785 erbaut. Zuvor gelangte man von Reutte kommend zunächst über die 1464 erbaute Lechbrücke in der Aschau auf die gegenüberliegende Flussseite um dann dem alten Straßenverlauf entlang des Lechs hinab nach Ober- und Unterletzen zu folgen. Für die Zeit vor 1464 wird eine Furt über den Lech angenommen, welche etwa am heutigen Mange Sessele das linke Flussufer erreichte. In einer historischen Karte von 1559 ist als einzige Verbindung ein Steg zwischen Unterletzen und dem Kniepass ersichtlich, welcher vor allem für die Kirchgänger an Sonn- und Feiertagen von enormer Bedeutung war. Ober- und Unterletzen gehörten nämlich kirchlich zu Füssen und der Kirchgang beanspruchte teils mehr als eine Stunde - einfach. Erst 1618 erfolgte die seelsorgliche Loslösung von der Pfarre mit der anschließenden Einverleibung in die Pfarre Wängle (Aschau).
Immer wieder wurde der Ort von den Hochwassern des Lechs empfindlich beschädigt. Zuletzt führten die Fluten von 1999 und 2005 zu enormen Sachschäden. Die jüngst errichteten Dammbauten sollen künftig die Lechanrainer vor den Wassermassen schützen.
Letzener Brücke
Mit dem Bau der Letzener Brücke Ende des 18. Jahrhunderts verlor die vormals bedeutsame Straße über den Kniepass in Richtung Füssen zunehmend an Bedeutung.

auch das ist Pflach - Harley Davidson (1927)
Flächenzuwachs
Da der Weiler Oberletzen von der Gemeinde Wängle und Unterletzen von der Gemeinde Musau zu Pflach kamen, ist Pflach damit die einzige Gemeinde des Außerferns, welche sich in den letzten Jahren flächenmäßig vergrößern konnte. Heute dehnt sich das einst lediglich rechts des Lechs gelegene Straßendorf auf beiden Seiten des Flusses aus.
Ortskapelle Christus an der Geißelsäule bei Unterletzen; Planskizze des Architekten Walter Guth aus Innsbruck (1931)
Bilder


Einzelnachweise
1. freundlicher Hinweis von Dr. Astrid Kröll